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Missing Link

19 / 04 / - 28 / 06 / 2002
Ausstellung / Diskussion

Überblick und Dokumentation der Arbeiten
der Wiener Arbeitsgemeinschaft “Missing Link” (1970-80)
ein haus.0 projekt in Zusammenarbeit mit Constanze Ruhm

Arbeitsbericht Projekte 1970 – 72
Karl 365 (1971)
16. November: Eine Utopie in neun wirklichen Bildern (1972)
Treffen auf dem Feld (1972)
Via Nostalgia: Straßenarbeit (1972/73)
STtilleben Weltatrappe (1972/73)
Die andere Seite (1973)
Die verstoßene Stadt (1974)
Asyleum – Großes Hutobjekt (1976)
Via Trivialis Fünf Aspekte zur Straße
Wiener Studien
Comments in Architecture (1980)

Reviews

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Missing Link wurde im Jahr 1970 von Angela Hareiter, Otto Kapfinger und Adolf Krischanitz noch während ihrer Studienzeit an der Wiener Technischen Universität als sogenannte “Arbeitsgemeinschaft” gegründet.

Chronologisch und historisch gesehen, gehört diese Formation einer Zeit nach Mitte der Sechzigerjahre an, als die ersten Impulse einer jungen experimentellen Architekturszene aus Wien, der unter anderem Hans Hollein, Haus-Rucker-Co und COOP Himmeblau angehörten, Anerkennung gefunden hatten.

Eine gemeinsamer und bestimmender Faktor dieser jungen Architektengeneration bestand im Mangel an Baumöglichkeiten besonders für jene, deren Wunsch es war, neue Auffassungen und Konzepte von Räumlichkeit unter den Bedingungen der Nachkriegszeit zu reflektieren. Diese Situation entwickelte sich zur Grundlage, auf der sich eine besondere ‘Wiener’ Synthese einflussreicher Tendenzen damaliger zeitgenössischer Architektur entwickelte, die von einer spezifischen Rezeption amerikanischer Popkultur bis zum Bereich der Theoriedistribution reichte, wie dies beispielsweise von Gruppierungen wie Archigram praktiziert wurde. Diese Generation formulierte ihre Auffassung von Spatialität und Architektur unter anderem im öffentlichen Stadtraum: als Herausforderung an die sozialen Konventionen, die den festgeschriebenen Limitationen der statischen Architektur einer Wiener Stadtlandschaft des 19. Jahrhunderts implizit waren. So entstanden neue Formen behavioristischer, futuristischer und pop-kultureller Modelle, die von pneumatischer Architektur über Performances bis zu theoretischen Manifesten reichten.

Schon als die Formation Missing Link im Jahr 1970 gegründet wurde, zeigte sich deutlich die veränderte Auffassung der Rolle dieses nun aktivierten öffentlichen Raumes: sowohl in der verwendeten Terminologie, wie auch in der Praxis der “Arbeitsgemeinschaft”, die soziohistorische Lesarten und Interpretationsmodelle entwickelte, um das Soziale in einer historischen Dimension von urbaner Kartographie zu verankern. Die Arbeiten von Missing Link eröffneten die Perspektive auf eine Dimension, wo Dynamik und Verhältnisse zwischen sozialem Kontext, städtischem Gewebe und urbaner Textur durch Performances, temporäre Architektur im öffentlichen Raum, durch Studien und Analysen im Rahmen von Stadtplanungsprojekten und auch innerhalb von gemeinsam entwickelten Filmscripts sichtbar gemacht wurden. Die Gruppe begab sich auf die Suche nach dem “fehlenden Glied“, dem “missing link” zwischen Mensch und Architektur innerhalb des Sphäre des Sozialen, der Gesellschaft als Konzept und Wirklichkeit gleichermaßen.

Die Produktionen von Missing Link reichen von Skulptur/Werkzeugen (“Para-Architektur”) wie dem “Betonbrecher” (1972) zur Freilegung und Sichtbarmachung der metallischen Trägerstrukturen jener Betonwände, die das modernistische Stadtbild dominieren, und Performances im öffentlichen Raum wie “Stilleben Weltattrappe” (1972/73), einer Fernsehproduktion mit dem Titel Utopie in neun wirklichen Bildern über das "ASYLEUM (Hut-Objekt)-Projekt" (1976) bis zu den “Wiener Studien” (1977-79), Untersuchungen zum sozialen Wohnbau in Wien von 1924-1934.

Aus heutiger Sicht lässt sich erkennen, dass die Formation Missing Link eine Verbindung zwischen den Siebziger und Achtzigerjahren herstellte, indem den Freiheiten der kulturellen Referenten der frühen architektonischen Experimente im öffentlichen Raum eine methodologische Praxis hinzugefügt wurde, die diese Bezugspunkte in ein Verhältnis zu Untersuchung und Analyse des Alltäglichen setzte. Missing Link's Praxis begann im Rahmen der frühen Untersuchungen als kollektiver Prozess, und reflektierte unterschiedlichste (pop-) kulturelle, mediale und behavioristische Referenten innerhalb einer neuen Medien-Architektur, die nicht zuletzt auch von soziologischen Studien geprägt wurde; dies wird auch in der weiteren Entwicklung jedes Mitglieds der Gruppe in praktischen und theoretischen Zusammenhängen und Umgebungen sichtbar, in den Verbindungen zwischen gebauter Architektur, Filmset-Design/Filmarchitektur und architekturhistorischer, sozialwissenschaftlicher Analyse und Textproduktion.

Die Ausstellung zur Arbeit von Missing Link beinhaltet Zeichnungen, Skizzen, Studien, Dokumentationen, theoretische Texte, eine TV-Produktion sowie Publikationen / Ausstellungskataloge aus den Siebziger Jahren.

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