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cine16 Roadshow

22 - 23 / and 29 - 30 / 10 / 99
Präsentation / Filmvorführung

cine16 Roadshow / Filmprogramm
von Geoff Alexander

22 / 10 / 1999
'Choice of films'

23 / 10 / 1999
'Humanities and the Educational Film'

29 / 10 / 1999
'Astounding Films of Science'

30 / 10 / 1999
'Animation in the Educational Film'


Geoff Alexander's CINE 16 Roadshow at haus.0 / Künstlerhaus Stuttgart (1999)

English

An zwei Wochenenden (22./23. 10. und 29./30. 10) präsentiert Geoff Alexander ein einstündiges Programm von selten gezeigten 16-mm Kurzfilmen aus seiner cine 16 - Sammlung. Alexander beschreibt cine 16 als ein "Kino(programm), das einmal wöchentlich in einem Kellerclub in San Jose, Kalifornien, stattfindet. Schwerpunkt des Programms von cine 16 liegt auf der Geschichte des nordamerikanischen pädagogischen Lehrfilms. cine 16 wird aus privaten Geldmitteln finanziert, verlangt keinen Eintritt, und nimmt keine Spenden an." Alexander versteht cine 16 als eine Art von Forschungsprojekt, als ein Laboratorium, das die Ergebnisse seiner Experimente und seine Fundstücke einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Im Augenblick arbeitet Alexander an einer Veröffentlichung, die sich mit der Geschichte des pädagogischen Lehrfilms in Nordamerika befasst.

Alexanders besonderes Interesse für solche Filme hat seinen Ursprung in seiner früheren Tätigkeit als Sonderschulpädagoge. In Rahmen dieser Lehrtätigkeit benützte er als Unterrichtsmaterial eine grosse Zahl von Filmen, die er meistens in den Bibliotheken der Schulen entdeckt hatte. Mit der Zeit fielen ihm an diesen Filmen viele Besonderheiten auf, sowohl in Bezug auf deren Produktion wie auch Rezeption. Diese Filme schienen oft ungewöhnlich, und weit mehr als simple und anonyme pädagogische Mittel. Er begann sich für eine Rezeption dieser Filme auch außerhalb des institutionellen Kontexts zu interessieren. So stiess er auf längst dem Vergessen anheim gefallene Regisseure, und er begann mit einer intensiven Recherche, die schliesslich zur Entstehung einer Sammlung führte. Dies wurde durch den Umstand begünstigt, dass gerade zu diesem Zeitpunkt die meisten grossen Bibliotheken ihren Standard von Film auf Video umstellten, und daher ihre ganzen 16mm Filme loswerden wollten.

Da diese audiovisuellen pädagogischen Unterrichtsmaterialien im Amerika der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle spielten, wurden sie so auch zu Dokumenten der Erinnerung und einer kognitiven Erfahrung in Zusammenhang mit dem amerikanischen Erziehungswesen. Die Verknüpfung von Erziehung und Medien wird am Beispiel dieser Lehrfilme ebenfalls deutlich. Bevor in den späten Achtzigerjahren Video zum gängigen Standardformat wurde, wuchsen Generationen von Amerikanern mit 16mm Kurzfilmen als dem einzigen medialen pädagogischen Mittel auf. Man konnte diese Filme damals umsonst von den Bibliotheken der Schulen beziehen.

cine 16 erzählt davon, wie Medienproduktionen inzwischen zum selbstverständlichen Teil einer Öffentlichkeit geworden sind. Für Geoff Alexander ist die öffentliche Präsentation seiner Filme genauso wichtig wie das Material selbst. Bevor er begann, die Filme einmal wöchentlich an verschiedenen Orten zu zeigen, präsentierte er sie seinem Publikum oft einfach als Projektion auf irgendeine benachbarte Hauswand.

Alexander versteht sich weder als Künstler, noch als Soziologe, sondern entwickelt cine 16 zu einer Art der öffentlichen Erzählung. Sein Ansatz gehört einer Generation an, die die Verschiebung vom Fernsehen der Nachkriegszeit zur Generation der digitalen neuen Medien mitgemacht hat. Für diese Generationstellen Programm und Ort noch eine Einheit dar. Indem er alle Veranstaltungen auf seiner website www.afana.org ankündigt, schafft Alexander eine Form der Kommunikation, durch welche das ursprüngliche Mandat dieser Produktionen in einen anderen Rahmen verlegt wird. Alexander betont die Subjektivität seiner Auswahl, die jedoch weder von kritischer Rezeption, noch von simpler Faszination motiviert ist, sondern die zuallererst ein Publikum miteinbezieht, das seine Neigung zu dieser Produktionsform teilt. Welche Produktion allerdings, das ist die Frage - die eigentlichen 16 mm Filme, oder der 'temporäre' Raum ihrer Aufführung ?


Übersetzung: Constanze Ruhm

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