WWW.HAUSSITE.NET

 

Artist Once-Removed

18 / 08 / 1999 - 07 / 11 / 1999
Ausstellung

Artist Once-Removed
Performances, Filme, Platten und Malerei von Jack Goldstein

The Jump (1978) 16mm installation, 13 sec loop

Complete records 1976 - 1984 incl.
The Planets (1984) Audio Installation, 6 LPs

Performance descriptions


Artist Once-Removed, Installation view (1999)

English

Diese Ausstellung beleuchtet das Werk und die Produktionen Jack Goldsteins (* 1945, Kanada) aus einem beonderen Blickwinkel: so wird sichtbar, auf welche Weise Goldsteins Arbeiten das kulturelle Ethos der Siebziger mit den Strategien der Achtzigerjahre verbinden. Dies verdeutlicht sich vor allem an einer Entwicklungslinie, die Goldstein weg vom traditionellen 'Atelierkünstlerdasein' zur Rolle des 'Künstler-Produzenten' führte. Indem er mit Professionisten aus allen möglichen Medienbranchen kollaborierte, schuf er eine künstlerische Position, die sich im Zentrum des neuen öffentlichen Raumes massenmedialer Spetakelkultur situierte.

Goldsteins Transformation zum 'Künstler-Produzenten' war auch Ergebnis seines Interesses an Mechanismen, Strukturen und Einflussbereichen der aufkommenden Hollywood-Spektakelindustrie der späten Siebzigerjahre. Obwohl es sich um die Arbeit eines kanadischen Künstlers handelt, der in Bezug auf die USA eine sehr spezifische Position einnimmt - die einerseits aus einer kanadischen, andererseits aus einer kalifornischen Perspektive besteht - , wurde sein Ansatz oft übersehen, und einfach als eine von vielen US-amerikanischen Positionen abgehandelt, die sich mit (Massen)-Medien wie auch mit künstlerischen Praktiken gleichermassen auseinandersetzte.

Goldsteins Position kann den Auffassungen einer bestimmten kanadischen künstlerischen Nachkriegstradition zugeordnet werden, die vom Medientheoretiker Marshall McLuhan wesentlich beeinflusst wurde, und die sich im Besonderen mit den Verbindungen und Brüchen zwischen Kultur und Identität beschäftigte. Innerhalb der kanadischen Medienlandschaft wurde auf Fragen der Identität traditionellerweise ein besonderes Augenmerk gerichtet. Die kanadischen Massenmedien entwickelten sich parallel und im inhaltlichen Gegensatz zu den amerikanischen Nachkriegsmassenmedien, zu denen sie sich in fundamentaler Differenz befanden.

Artist Once-Removed handelt von der Position des Künstlers Jack Goldstein, wie sie sich heute darstellt: die Ausstellung thematisiert seine Entscheidung, zu verschwinden, und bis zum Ende der Neunzigerjahre nicht wieder aufzutauchen. Das Projekt bewegt sich innerhalb der Wirklichkeit dieser Umstände, und versucht, einen sensiblen Rahmen um die noch vorhandenen Produktionen des Künstlers zu entwerfen: Performances, Filme, Platten, Malerei - um so aufs Neue deren Umrisslinien nachzuzeichnen. Der Schwerpunkt liegt auf der Wiedererschliessung Goldsteins ungewöhnlicher und singulärer Methode, durch welche er seine Arbeit als mediale Produktion, aber auch als Ware am boomenden Kunstmarkt der Achtzigerjahre positionierte.

Artist Once-Removed bezieht unter anderem Jack Goldsteins Plattenproduktionen von 1976-84 mit ein. Erstmals werden alle Platten zugänglich gemacht. Parallel dazu wird seine selten gezeigte filmische Installation The Jump (!976) präsentiert.

haus.0´s Perspektive auf Goldsteins Werk ist Teil des Gesamtprogramms, das vor allem transitorische Phasen der Institution in den Vordergrund rückt. Indem hier die Entwicklung einer künstlerischen Praxis der Siebzigerjahre weg von der Ateliertradition sichtbar gemacht wird, nimmt die Ausstellung auch Bezug auf die Gründung des Künstlerhauses in den späten 70er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt wurde im Künstlerhaus ein Hardwarepool installiert.
1978 wurden die ersten Video-, Film- und Musikstudios für Künstler eingerichtet. So wurde also ein Raum für die Herstellung von Medienproduktionen geschaffen, und gleichzeitig die Idee einer künstlerischer Praxis unterstützt, die sich im Gegensatz zu individuellen Ateliertraditionen befand.

Auf diese Weise wird das ursprüngliche Gründungsmandat des Künstlerhauses wieder eingelöst, indem die Identität eines Kunstwerks in Bezug zur Geschichte seiner Herstellung gesetzt wird.

back