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Transaction

10 / 10 / - 24 / 11 / 2000
Ausstellung / Präsentation

Transaction
Nomeda und Gediminas Urbonas (LT)

Transaction

Transaction
Session
Frauen
Filmauswahl
Filmliste + Synopsis

- Ein Projekt von Nomeda und Gediminas Urbonas (LT)
Transaction stellt eine Kollaboration mehrerer litauischer Frauen dar, die innerhalb verschiedener Institutionen arbeiten, und basiert auf Gesprächsprotokollen der Teilnehmerinnen. Das Projekt erstellt eine Kartographie, ein Verzeichnis eines sonst wenig präsenten feministischen Netzwerks.
Transaction baut auf der Methode der Transaktionsanalyse auf, einer dreiteiligen Therapieform, die wie ein Spiel angeordnet ist. Innerhalb des therapeutischen Prozesses wird der Dialog mit den Patienten anhand des Modells eines ‚Dramadreiecks’ analysiert, das aus drei Rollen besteht : Opfer, Retter und Verfolger. Die Methode lässt jedoch nicht zu, dass sich die TeilnehmerInnen auf eine einzige Rolle festlegen. Die Rollen müssen kontinuierlich vertauscht werden.

Heute befindet sich die litauische Gesellschaft in einem schwierigen und labilen Übergangszustand. Das kommunistische Regime sowjetischer Prägung machte nach 1989 einer demokratischen, kapitalistischen Staatsform Platz, deren Strukturen nach wie vor instabil sind. So wird nun die vorher beschriebene Form des ‚Dramadreiecks’ deutlich sichtbar : die Gesellschaft ist voller Opfer, Retter oder Verfolger. Es kommt selten vor, dass die ‚Darsteller’ in die Lage versetzt werden, ihre tatsächliche Situation zu verstehen. Die zahlreichen Brüche im Kontinuum der jüngeren litauischen Geschichte in Verbindung mit den politischen und gesellschaftlichen Vakuen, die daraus entstanden, verhinderten die Möglichkeit der Wahrnehmung größerer politischer Zusammenhänge. Wenn eine Gesellschaft das Wesen der Veränderungen, denen sie unterliegt, nicht begreift, verfällt sie oftmals in stereotype Verhaltensmuster, um sich ihren Zustand und die Dynamiken, denen sie unterliegt, verständlich und plausibel zu machen. Solche Verhaltens- und Rollenspiele beginnen im privaten Bereich, in Küche und Schlafzimmer, und enden auf der Straße und im Parlament.

Die ‚Opferrolle’ besitzt in der litauischen Gesellschaft eine historische Tradition. Alle möglichen Varianten dieses Selbstbilds tauchen in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf. Dr. Milasiunas beschäftigte sich besonders mit der Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dieser Rolle . Dieser Aspekt ist für die Entwicklung eines neuen weiblichen Selbstverständnisses besonders wichtig, da die litauischen Frauen sich traditionellerweise in der Rolle der Opfer befinden. Auch nach den politischen Umwälzungen 1989 hat sich ihre Situation in keiner Weise verbessert .

Das Projekt baut vor allem auf Repräsentationsmodellen der Frau in den zeitgenössischen litauischen Medien auf, und beschäftigt sich mit Formen der weiblichen Selbstwahrnehmung in einer von Männern dominierten Gesellschaft . Die Frauen, die für Transaction interviewt wurden, haben sich vom gesellschaftlich sanktionierten Skript und auch von der überlieferten Opferrolle befreit, indem sie ihre Bedingungen reflektieren und über die Wahrnehmung gesellschaftlicher Wirklichkeiten neue Konstruktionen weiblicher Identität schaffen.


Übersetzung: Constanze Ruhm

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