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Titel: Nullen und Einsen
Autor: Sadie Plant, 1998
Digitale Frauen und die Kultur der neuen Technologien Auszüge aus dem Buch Zeroes and Ones Deutsche Ausgabe Berlin Verlag, Berlin 1998

 

Nullen und Einsen

Sadie Plant

Präambel

Those were the days. Wir waren alle am Meer. Es kommt mir wie gestern vor. Geschlecht, Spezies, Rasse, Klasse nichts davon hatte damals irgendeine Bedeutung. Keine Eltern, keine Kinder, nur wir selbst. Reihen unzertrennlicher Schwestern, warm und feucht, ununterscheidbar, wunderbar wahllos, promiskuitiv und verschmolzen. Keine Generationen. Keine Zukunft. Keine Vergangenheit. Endlose Ebene verwobener pulsierender Quanten, Gewebe aufeinander wirkender Mischungen, Verschmelzungen und Durchlässigkeiten, durch uns selbst gewebt, einander umschlingend, rücksichtslos, grund-, ziel-, sorglos, gedankenlos. Amok. Falten, Faltungen, eingefädelt und ausufernd, zusammengefaltet und vervielfältigend. Es gab keine Definition für uns, keine Bedeutung und nichts, um uns auseinanderzudividieren. Wir waren, was immer wir waren, bis zu jener Zeit. Fein abgestimmte Mikroprozesse, polymorpher Verkehr, freier Austausch, keine Rücksicht auf Grenzen und Begrenzungen. An nichts musste gehangen werden, nichts ergriffen werden, nichts beschützt oder abgewehrt werden. Innen und aussen zählten nicht. Wir verschwendeten keinen Gedanken darauf. Überhaupt keinen Gedanken auf irgendwas. Wir konnten alles mitnehmen. Wir achteten nicht darauf: es war umsonst. Hunderte, Tausende, Millionen, Milliarden von dem, was später Jahre sein würden, war es so gewesen. Hätten wir darüber nachgedacht, wir hätten gesagt, es würde immer so weitergehen. Diese flüssige, fliegende Welt würde nie enden.

Doch dann geschah etwas. Das Klima änderte sich. Wir konnten nicht mehr atmen. Es wurde fürchterlich kalt, viel zu kalt für uns. Was wir berührten, war vergiftet. Schädliche Gase und dünne toxische Schwaden überfluteten unsere ozeanische Zone. Manche sagten, wir hätten es uns selbst zuzuschreiben, all unsere Aktivität sei nach hinten losgegangen, ein von uns selbstausgelöster Unfall hätte unsere Umwelt zerstört. Es gab Gerüchte über Betrug und Sabotage, es wurde über eine Alieninvasion gemunkelt und über mutierte Wesen von einem anderen Schiff.
Den Umbruch überlebten nur wenige von uns. Die Bedingungen waren schrecklich, und viele, die durchkamen, wären lieber gestorben. Wir mutierten in einem solchen Ausmass, dass wir uns selbst nicht mehr wiedererkannten, zusammengefasst in Einheiten einer Art, die - wie alles - vorher undenkbar gewesen war. Wir fanden uns wieder als untergeordnete Bestandteile von Systemen, deren Umfang und Komplexität uns entgingen. Waren wir ihre oder sie unsere Parasiten? So oder so wurden wir zu Bestandteilen unseres eigenen Gefängnisses. Im Grunde verschwanden wir.
"Oh, die göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir, unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des Feindes in unserer Hand."
Sunzi, Die Kunst des Krieges

Ada

1833 traf ein Mädchen auf eine Maschine, die es später "als einen Freund" betrachten würde. Es war ein futuristischer Apparat; er schien mindestens ein Jahrhundert vor seiner Zeit in ihre Welt gefallen zu sein.
Später unter dem Namen Ada Lovelace bekannt, hiess sie damals noch Ada Byron und war das einzige Kind von Annabella, einer Mathematikerin, die von ihrem Ehemann, Lord Byron, mit dem Spitznamen "Prinzessin der Parallelogramme" bedacht wurde. Der Apparat war die Differenzmaschine, eine Rechenanlage, auf die der Ingenieur Charles Babbage viele Jahre Arbeit verwandt hatte. "Letzten Montag haben wir beide uns die Denkmaschine angesehen (denn eine solche scheint es zu sein)", schrieb Annabella in ihr Tagebuch. Zum Erstaunen aller Betrachter "erhob der Apparat mehrere Zahlen in die 2. und 3. Potenz und zog die Wurzel aus einer quadratischen Gleichung". Während die meisten die Maschine nur verwundert anstarrten, begriff Ada, "jung wie sie war, sofort die Arbeitsweise der Maschine und sah die grosse Schönheit der Erfindung".

Als Babbage damit begonnen hatte, an der Differenzmaschine zu arbeiten, interessierte er sich für die Möglichkeit, "arithmetische Tafeln maschinell zu berechnen". Zwar musste er darum kämpfen, die britische Regierung von der Finanzierung seines Werks zu überzeugen, doch er hatte keinen Zweifel am Wert und der Machbarkeit einer solchen Maschine. Das Prinzip bestand darin, mathematische Differenzen zwischen den Zahlen einer Tabelle herauszufinden. Babbage war überzeugt, dass sich "mit Hilfe der Differenzmethode als allgemeinem Prinzip alle Tafeln durch begrenzte Intervalle in einem einheitlichen Prozess berechnen" liessen. Bereits 1822 hatte er eine kleine, aber funktionsfähige Anlage entwickelt, und "zu Beginn des Jahres 1833 ist ein Ereignis von grosser Bedeutung für die Geschichte der Maschine zu verzeichnen. Mr. Babbage hatte angeordnet, dass ein sechzehn Stellen umfassender Teil zusammengesetzt werde, welcher Tafeln mit zwei oder drei Graden von Differenzen und in gewissen Grenzen auch andere Tabellen berechnen konnte. Dieser Apparat erfüllte alle in ihn gesetzten Erwartungen und liess den letztendlichen Erfolg als sicher erscheinen."
Kurz nachdem dieser Teil seiner Maschine ausgestellt wurde, war Babbage der Gedanke gekommen, dass die Differenzmaschine, obwohl noch gar nicht fertiggestellt, sich schon selbst überholt hatte. "Da er in der Zwischenzeit natürlich über die generellen Prinzipien für den Bau von Rechenmaschinen nachgedacht hatte, war er zu einem Prinzip einer völlig neuen Art gelangt, dessen Anwendbarkeit auf höchst komplizierte arithmetische Operationen nahezu unbegrenzt schien. Als er dann seine Pläne erneut durchsah, stellte sich heraus, dass das neue Prinzip lediglich vom Ausmass der erforderlichen mechanischen Vorrichtungen begrenzt wurde." Liess sich die Einfachheit des Mechanismus, durch den die Differenzmaschine Additionen durchführte, auf Tausende und nicht bloss Hunderte Bestandteile erweitern, so konnte eine Maschine geschaffen werden, die "die Berechnungen, für die die Differenzmaschine gedacht war, schneller ausführen" könnte. Dadurch schien es möglich, "dass die Differenzmaschine selbst von einer weit einfacheren Bauweise abgelöst werden könnte". Die Regierungsvertreter, die Babbages Arbeit an der ersten Maschine finanziert hatten, waren nicht gerade begeistert, als sie erfuhren, dass diese nun für einen neuen Satz mechanischer Prozesse aufgegeben werden sollte, die allesamt "wesentlich von denen der Differenzmaschine verschieden" waren. Babbage tat sein Bestes, um sie zu überzeugen: "Der Umstand, dass eine neue eine alte Maschine innerhalb weniger Jahre ersetzt, kommt in unseren Manufakturen ständig vor, und ich könnte Beispiele aufzählen, in denen der Fortschritt der Erfindungen so rasant geschah und die Nachfrage nach Maschinen so stark war, dass halb fertiggestellte Maschinen als ihrer Vollendung nicht mehr würdig aufgegeben wurden". Doch Babbages Entscheidung, mit der Arbeit an seiner neuen Erfindung fortzufahren, bedeutete den Bruch mit den Körperschaften, die sein bisheriges Werk finanziert hatten. Babbage verlor dadurch zwar jede staatliche Unterstützung, doch hatte er schon Beistand ganz anderer Art gefunden.

"Sie sind ein so mutiger Mann", schrieb Ada an Babbage, "dass Sie sich ganz der Feen-Obhut anvertrauen können! Ich rate ihnen, sich zu erlauben, unwiderstehlich verzaubert zu werden ... « Niemand, fügte sie hinzu, "weiss, wieviel nahezu schreckliche Kraft & Energie in meinem drahig kleinen System noch unentwickelt schlummert".

1842 veröffentlichte Luigi Menabrea, ein italienischer Militäringenieur, seinen Grundriss der von Charles Babbage erfundenen Analytischen Maschine in der "Bibliotheque Universelle de Génève". Kurz nach seinem Erscheinen, schrieb Babbage später, teilte ihm die "Gräfin von Lovelace mit, sie habe diesen Artikel übersetzt". Tief beeindruckt von ihrer Übersetzung, lud Babbage sie ein, an der Entwicklung der Maschine mitzuwirken. "Ich fragte sie, warum sie nicht selbst einen Artikel zu diesem Thema geschrieben habe, mit dem sie doch so gut vertraut sei, und Lady Lovelace erwiderte, dieser Gedanke sei ihr gar nicht gekommen. Ich schlug ihr daher vor, sie möge einige Erläuterungen hinzufügen, und sie griff diesen Vorschlag sogleich auf."

Zwischen Babbage und Ada entwickelte sich eine intensive Beziehung. "Wir diskutierten die verschiedenen Illustrationen, die angeführt werden könnten", schrieb Babbage, und "ich schlug deren mehrere vor, doch lagen ihre Auswahl wie auch die algebraischen Ausarbeitungen der verschiedenen Aufgaben bis auf jene, die mit den Bernoulli-Zahlen zusammenhing, allein bei ihr. Ich hatte angeboten, diese zu übernehmen, um Lady Lovelace die Mühe zu ersparen. Allein - sie sandte sie mir zur Berichtigung zurück, weil sie einen schwerwiegenden Fehler entdeckt hatte."

"Eine willensstarke Frau! Wie ihre Mutter, nicht? Trägt grüne Brillen und schreibt gelehrte Bücher ... Sie möchte das Universum umstürzen und mit den Hemisphären Würfel spielen. Frauen wissen nie, wann sie aufhören müssen ... "
William Gibson, Bruce Sterling, Die Differenz Maschine

Babbages mathematische Irrtümer und viele seiner persönlichen Einstellungen ärgerten Ada sehr. Seine Neigung, andere für das langsame Fortschreiten seiner Arbeit verantwortlich zu machen, mochte zwar manchmal begründet sein, doch Ada weigerte sich, ihm zuzustimmen, als er dem Grundriss und ihren Anmerkungen bei der Veröffentlichung unbedingt eine Beschwerde über die Haltung der britischen Regierung hinzufügen wollte. "Weder kann noch will ich Sie je unterstützen, wenn Sie nach Prinzipien handeln, die ich nicht nur für falsch, sondern auch für selbstmörderisch halte." Sie erklärte Babbage zu "einer der unpraktischsten, selbstsüchtigsten & masslosesten Personen, mit der man zu tun haben kann", und legte strenge Bedingungen für die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit fest. "Können Sie", fragte sie mit unverhohlener Ungeduld, "sich verpflichten, ihren Geist voll und ganz ­ und zwar als oberstes Ziel, das durch keine andere Verpflichtung gestört werden soll der Betrachtung all jener Gegenstände zu widmen, in denen ich ihren geistigen Rat & Beistand benötigen werde? Können Sie versprechen, nicht über Dinge hinwegzugehen & hinwegzuschludern? Oder Dokumente zu verlegen & Wirrwarr & Fehler hineingelangen zu lassen & c?"
Ada hatte, wie sie sagte, "bisher sehr grosse Angst, die Kräfte zu wecken, von denen ich weiss, dass ich sie über andere habe & deren Vorhandensein ich sicherlich nur sehr unwillig zugegeben, vielmehr lange Zeit als recht phantastisch und absurd angesehen habe ... Daher sehe ich sorgsam von allen Versuchen ab, diese aussergewöhnlichen Kräfte absichtlich einzusetzen." Vielleicht war das der Grund, weshalb sie ihr Werk nur mit A. A. L. signierte. "Es ist nicht mein Wunsch zu verkünden, wer es geschrieben hat", schrieb sie. Es handle sich hier nur um einige nachträgliche Gedanken, einen blossen Kommentar zum Werk eines anderen. Aber Ada wollte doch, dass irgendeine Signatur darunter stehen sollte: "Ich möchte eher etwas daruntersetzen, das später dazu beitragen kann, es zu individualisieren & mit anderen Produktionen besagter A. A. L. zu identifizieren." Doch bei all ihrer offensichtlichen Bescheidenheit wusste Ada sehr wohl, wie wichtig ihre Anmerkungen waren. "Um die Wahrheit zu sagen, ich bin ziemlich erstaunt über sie; & kann nicht anders als irgendwie malgré moi beeindruckt zu sein von der wirklich meisterhaften Natur des Stils & seiner Überlegenheit gegenüber dem des >Grundrisses<." Ihr Werk war in der Tat dreimal so lang und erheblich einflussreicher als der eigentliche Text, zu dem es eine blosse Anmerkung darstellen sollte. Hundert Jahre, bevor die erste Hardware gebaut werden sollte, hatte Ada das erste Beispiel für das hervorgebracht, was später als Computer-Programmierung bekannt wurde.

Matrizen

Die Unterscheidung zwischen dem Textkörper und seinen peripheren Details - Indizes, Überschriften, Vorworte, Widmungen, Anhänge, Illustrationen, Verweise, Anmerkungen und Diagramme - ist lange ein fester Bestandteil der orthodoxen Vorstellung von gelehrten Büchern und Schriften gewesen. Mit einem Autor als Urheber, zugleich autorisiert und Autorität beanspruchend, ist ein Schriftstück sein eigener Mainstream. Seine Seitenarme gelten als tote Wasser, die unter Umständen von anonymen Redakteuren, Sekretären, Kopisten und Schreibern verfasst sein können - und es oft tatsächlich sind. Und obwohl sie einen Text entscheidend unterstützen können und ihn ausserdem mit anderen Texten, Quellen, Ressourcen und Hinweisen verbinden, werden sie doch gerne als nebensächlich betrachtet und übergangen.

Als Ada ihre Fussnoten zu Menabreas Text schrieb, sollte ihre Arbeit diese hierarchische Einteilung zwischen Zentrum und Rand, Autor und Schreibern unausgesprochen verstärken. Menabreas Bericht war der Hauptartikel, Adas Arbeit bloss eine Zusammenstellung zusätzlicher Details, sekundärer Kommentare, eine Materialsammlung, um das Buch des Autors zu unterstützen. Aber sowohl quantitativ als auch qualitativ machten ihre Anmerkungen gewaltige Sprünge über den Text hinaus, der schliesslich nur noch den Anlass für ihr eigenes Werk darstellen sollte.

Doch erst als die digitalen Netzwerke auftauchten und sich selbst in Verbindungen und Querverweisen organisierten, begannen Fussnoten kreuz und quer über das zu laufen, was einst der Textkörper gewesen war. Hypertextprogramme und das Netz sind Gewebe von Fussnoten ohne Mittelpunkt, ohne Organisationsprinzipien und Hierarchien. Solche Netze sind in Umfang, Komplexität und Verwendungsmöglichkeiten beispiellos. Und doch gehören sie immer auch - und immer schon - zu allem und jedem Stück Schriftwerk dazu. Lange bevor das Schreiben von Hypertext oder die Informationsgewinnung im Netz auftauchten, schrieb Michel Foucault: "Die Grenzen eines Buches sind nie sauber und streng geschnitten: über den Titel, die ersten Zeilen und den Schlusspunkt hinaus, über seine innere Konfiguration und die es autonomisierende Form hinaus ist es in einem System der Verweise auf andere Bücher, andere Texte, andere Sätze verfangen: ein Knoten in einem Netz."

Mit dem Anwachsen der Datenmengen sind solche komplexen Muster von Querverweisen immer einfacher möglich geworden und gleichzeitig auch immer wichtiger, um mit den vielen Daten umzugehen. Die Dämme der traditionellen Formen von Informationsaufbereitung und -suche sind gebrochen, und nun sickern die Datenfluten durch die Einbände von Büchern und Texten, durchdringen die Grenzen der alten Disziplinen und überfluten die Klassifikationen und Ordnungen von Bibliotheken, Schulen und Universitäten. Und der schiere Umfang der Daten, von denen das späte 20. Jahrhundert überschwemmt wird, ist erst der Anfang des Drucks, dem die traditionellen Medien ausgesetzt sind. Wenn die "Behandlung eines unregelmässigen und komplexen Gegenstands nicht in eine einzige Richtung hineingezwängt werden kann, ohne das Obertragungspotential zu beschneiden", ist plötzlich offensichtlich, dass kein Gegenstand so regelmässig und einfach ist, wie einst angenommen. Die Wirklichkeit folgt nicht den klaren, geradlinigen Zeilen der gedruckten Seite. Nur mit "Querverweisen durch die komplexe Themenlandschaft" lassen sich die beiden Ziele, "die Hervorhebung der Vielschichtigkeit und der Aufbau vielfältiger Verknüpfungen", zumindest ansatzweise erreichen. Hypertext macht es möglich, dass "einzelne (oder sogar mehrere) Verbindungsfäden" in eine ">gewebte< Verknüpftheit" überführt werden, in der die "Stärke der Verbindung von der teilweisen Überlappung vieler verschiedener Stränge von Verknüpfungen herrührt, und nicht von einem einzigen Strang, der durch eine grosse Anzahl von Einzelfällen hindurchführt."

"Es muss in die Augen springen, wie mannigfaltig und wie verquickt die Überlegungen sind", schrieb Ada in ihren eigenen Fussnoten. "Häufig gibt es mehrere verschiedene Wirkungsketten, die gleichzeitig eintreten; alle in gewisser Weise voneinander unabhängig und sich doch gegenseitig mehr oder weniger stark beeinflussend. Sie alle aufeinander abzustimmen oder auch nur sie wirklich vollkommen richtig und erfolgreich zu erkennen und ihren Verlauf nachzuzeichnen, bringt Schwierigkeiten mit sich, die in ihrer Art bis zu einem gewissen Grade an jenen Schwierigkeiten teilhaben, die jede Frage mit sich bringt, bei der die Bedingungen sehr zahlreich und miteinander verquickt sind; wie etwa, wenn man Relationen zwischen statistischen Phänomenen oder zwischen zahlreichen Fakten anderer Art abzuschätzen versucht."
Sie fügte hinzu: "Alles und jedes steht ganz natürlich miteinander in Beziehung und ist miteinander verquickt. Über diesen Gegenstand könnte ich ein ganzes Buch schreiben."

Spannungen

Ähnlich wie individuelle Texte zu Fäden in unendlich verwickelten Geweben geworden sind, weben die digitalen Maschinen des späten 20. Jahrhunderts neue Netze ausgehend von dem, was einst isolierte Wörter, Zahlen, Töne, Formen, Gerüche, taktile Texturen, Architekturen und zahllose bisher namenlose Kanäle waren. Medien werden interaktiv und hyperaktiv, werden zu vielfältigen Bestandteilen einer Zone des "Eintauchens", die "nicht mit Schreiben beginnt; sie ist eher direkt verwandt mit dem Weben kunstvoll gemusterter Seiden". Das Garn ist hier weder metaphorisch noch wörtlich zu verstehen, sondern ganz einfach materiell, als ein Zusammenlaufen von Fäden, die sich durch die Geschichte von Computern und Technologie, von Wissenschaft und Kunst drehen und winden. Rein und raus aus den Lochkarten automatischer Webstühle, hoch und runter durch die Zeitalter des Spinnens und Webens, vor und zurück durch die Herstellung von Textilien, durch Weberschiffchen und Webmaschinen, Baumwolle und Seide, Leinwand und Papier, durch Pinsel und Stifte, Schreibmaschinen, Schreibwagen, Telefondrähte, synthetische Fasern, elektrische Glühfäden, Siliziumbahnen, Glasfaserkabel, gepixelte Bildschirme, Telefonleitungen, das World Wide Web, das Netz und weitere kommende Matrizen.

"Bevor du aus dem Haus rennst, bedenke zweierlei: Die Zukunft ist schon festgelegt, nur die Vergangenheit kann geändert werden, und wenn sie es wert war, vergessen zu werden, ist sie auch der Erinnerung nicht wert."
Pat Cadigan, Fools

Im ersten Cyberpunk-Roman, dem 1984 erschienenen Neuromancer von William Gibson, wird der Cyberspace weder als eine wirklich existierende Ebene beschrieben noch als eine Zone, die aus der Luft von Mythos und Phantasie gegriffen ist. Es war eine virtuelle Realität, die selbstzunehmend real wurde. PCs wurden so allgegenwärtig wie das Telefon, militärische Simulationstechnologien und Telekommunikationsnetze waren hochentwickelt, und Computerspiele zogen die Benutzer immer mehr in ihren Bann. Neuromancer war Fiktion und gleichzeitig ein weiteres Stück in dem Puzzle, durch das diese verschiedenen Bestandteile zusammenfinden konnten. Im Verlauf der nächsten Dekade verloren die Computer ihre Bedeutung als isolierte Rechner und Textverarbeitungsmaschinen und wurden zu Knoten im riesigen globalen Netzwerk: im "Net", "Netz" oder "Internet". Video, Fotos, Töne, Stimmen und Texte verschmolzen zu interaktivem Multimedia, das nun seinerseits dazu bestimmt schien, sich mit Virtual-Reality-Helmen und Datenhandschuhen zu verbinden, mit sensorischen Feedback-Mechanismen, neuronalen 'Verknüpfungen und immersiven digitalen Realitäten, die bruchlos in die Realität selbst übergingen. Was immer Realität nun heissen sollte.

Damals wurde im allgemeinen angenommen, dass Maschinen mehr oder weniger geradlinigen Wegen folgen. Fiktionen galten als spekulativ; sie konnten bestimmte Entwicklungen inspirieren, aber sie schienen nicht dazu bestimmt, unmittelbare Auswirkungen zu haben. Wie alle anderen Formen des kulturellen Wandels schien auch die technologische Entwicklung Schritt für Schritt vorzugehen. Das war schliesslich logisch. Mit dem Cyberspace jedoch änderte sich das alles. Plötzlich schien es, als ob all die Komponenten und Tendenzen, die in diese virtuelle Zone eingingen, geradezu für die Virtualität gemacht waren, noch bevor es dafür überhaupt einen Namen gab. Als hätten all die angeblichen Gründe und Motivationen, die der Entwicklung zugrunde lagen, nur die Anlässe für das Auftauchen einer Matrix geliefert, die Gibsons Roman an Ort und Stelle gerückt hatte. Als würde die Gegenwart in eine Zukunft gespult, die immer schon die Vergangenheit gelenkt hatte und in ihrer Strömung Vorläufer mitriss, die von ihrem Einfluss überhaupt nichts wussten.

Neuromancer war weder die erste noch die letzte dieser Verschmelzungen zwischen Fiktion und Fakten, Zukunft und Vergangenheit. Als Gibson von "hellen Gittern der Logik, die sich über der farblosen Leere entfalteten", schrieb, implementierte sein Cyberspace schon frühere - oder spätere - nicht-literarische Werke: Alan Turings Universalmaschine hatte die Geräte seiner Zeit- Rechen- und Schreibmaschinen - in ein virtuelles System hineingezogen, das im Zweiten Weltkrieg online ging; Adas Analytische Maschine beruhte auf den Lochkartenprozessen der automatischen Webmaschine; und Jacquards Webmaschine griff das Aufnehmen der Fäden durch die Weber auf, die ihrerseits den Faden der Spinnen und Raupen und die filzigen Geflechte der bakteriellen Aktivität aufnahmen.

Diagramme

Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte Alan Turing das theoretische Modell einer Maschine, das als Grundlage aller Nachkriegs-Computer dienen sollte. Mit einem Bandlaufwerk und einer Recheneinheit war diese hypothetische, abstrakte Maschine in der Lage, Ziffern in einer einzigen Zeile zu lesen, zu löschen und zu schreiben. Sie verarbeitete Nullen und Einsen auf einem Band von unendlicher Länge, das durch das Laufwerk hindurchlief und einer Reihe von Grundbefehlen folgte.

Die Turing-Maschine
0 1
Konfiguration 1 gehe rechts gehe rechts
Konfiguration 1 Konfiguration 2

Konfiguration 2 schreibe 1 gehe rechts
gehe rechts Konfiguration 2
Konfiguration 3

Konfiguration 3 gehe links gehe rechts
Konfiguration 4 Konfiguration 3

Konfiguration 4 stop löschen
Konfiguration 4 stop
Konfiguration 4

Die Information in der Tabelle definiert die Maschine. Im Grunde genommen ist sie die Maschine, oder zumindest kommt sie ihren Operationen so nahe, wie irgendeine Darstellung es kann. Ein Diagramm von den Konfigurationen und dem Verhalten, die für eine Maschine notwendig waren, um alles tun zu können, was eine Maschine tun kann: Rechnen, Texte verarbeiten, Töne und Bilder erzeugen.

Alle späteren Computer setzen diese universellste aller Universalmaschinen technisch um. Die Turingmaschine ist universell, da reine Funktion: sowohl "das Werk" als auch "die Arbeit" jeder Berechnung. Als virtuelles System ist sie in der Lage, das Verhalten jeder anderen Maschine zu simulieren, einschliesslich ihres eigenen. Sie existiert eigentlich nur, wenn sie eine spezifische Aufgabe auszuführen hat, und dann ist sie nicht länger sie selbst, sondern bloss das, was sie gerade tut. Sie kann alles tun, aber nicht irgend etwas Bestimmtes sein. "[Sie] kann alles nachahmen; gerade deshalb hat [sie] keine Spur einer eigenen Persönlichkeit."

"Genaugenommen lässt sich nicht sagen, dass sie irgendetwas mimt, denn dies würde eine bestimmte Absicht, ein Vorhaben, ein Minimum von Bewusstsein voraussetzen. Sie (ist) reine Mimikry. Was bei niederen Spezies natürlich immer zutrifft. Da sie gebraucht wird, um Wesenheiten zu definieren, erfordert ihre Funktion, dass sie selbst keine Definition hat."
Luce Irigaray, Speculum

Turings Diagramm reduziert die Arbeitsweise von allem und jedem auf einen Satz symbolischer Konfigurationen, die auf der absoluten ja/nein-Logik des binären Codes beruhen. Allerdings war die von Turing entwickelte Maschine Nebenprodukt einer ganz anderen Übung. Für Turing sollte sein Werk die universellen Ansprüche der symbolischen Logik untergraben.
Am Ende des 19. Jahrhunderts war das mathematische Establishment überzeugt, dass Mathematik nicht nur ein funktionsfähiges Zahlensystem ist, sondern auch eine ideale logische Struktur mit eigenen unbestreitbaren Axiomen. David Hilbert sah als einer von wenigen Mathematikern, dass immer noch Widersprüche blieben. Bei dem gleichen internationalen Treffen, auf dem 1900 der Triumph der Mathematik gefeiert wurde, legte er dreiundzwanzig Probleme dar, die noch gelöst werden mussten, bevor der transzendente Status der Mathematik bewiesen werden konnte. Hilberts Probleme beliefen sich auf Fragen der Vollständigkeit, der Konsistenz und der Entscheidbarkeit.

Zu Beginn der dreissiger Jahre war klar, dass die Mathematik weder so vollständig noch so konsistent war, wie die Mathematiker hatten glauben wollen. Die Frage, wie und ob Mathematik für entscheidbar gehalten werden konnte, war immer noch nicht entschieden, und dies war das Problem, das Alan Turing lösen wollte. Für ihn schien es eine grundsätzlich pragmatische Frage zu sein. Sie konnte beantwortet werden, indem einfach ein Problem aufgespürt wurde, mit dem die Mathematik nicht zurechtkam. Gesucht wurde nach einer vollkommen logischen Maschine, die mit jedem beliebigen mathematischen Problem umgehen konnte und dadurch beweisen würde, dass die Logik in der Tat ein über die Mathematik hinausgehendes universelles System war.

Turings Maschine liess keinen Zweifel daran, dass entgegen den Hoffnungen und Erwartungen der Mathematiker des 19.Jahrhunderts die Logik nicht der Schiedsrichter für mathematische Wahrheit war. Turings universelle Maschine bewies, dass unlösbare Probleme immer ausserhalb ihrer Zuständigkeit bleiben würden und folglich ausserhalb der jeder möglichen Maschine. Dies entriss zwar die Mathematik den Klauen der Logiker, doch war die Maschine auch ein Sieg der Logik. Denn durch sie wurde "etwas fast ebenso Wundersames entdeckt: die Idee einer universellen Maschine, die die Arbeitsweise jeder Maschine übernehmen konnte". Obwohl sie demonstrierte, dass die Logik angewandt werden konnte, um jene Probleme zu entscheiden, die entscheidbar waren, ging aus ihr doch ebenso hervor, dass es immer Grenzen der Logik geben würde.

Daher "das Geheimnis, das die Frau in einer Kultur repräsentiert, die den Anspruch hat, alles zu numerieren, alles in Einheiten zu zählen, als Individualität zu inventarisieren".

Eva 1

Einige Zeit nach 1800 wurde Charles Babbage von seiner Mutter zu einer Ausstellung von Uhrwerk-Automaten mitgenommen. Sie stammten von dem Ingenieur John Merlin, der Ende des 18. Jahrhunderts durch seine mechanischen Spielzeuge berühmt geworden war. Zwei "unbekleidete weibliche Silberfiguren von je etwa zwölf Zoll Grösse" erregten seine Aufmerksamkeit. "Eine der beiden ging, oder besser: glitt über eine Fläche von ungefähr vier Fuss, drehte sich dann um und ging zurück an ihren ursprünglichen Platz. Gelegentlich benutzte sie ein Monokel und verbeugte sich, als habe sie Bekannte erkannt. Die Bewegungen ihrer Glieder waren sehr graziös." Die andere Silberfigur war "eine Tänzerin" und "bewegte sich auf eine höchst faszinierende Art und Weise; ihre Augen sprachen die Einbildungskraft an und waren unwiderstehlich". Viele Jahre später, als Babbage erwachsen war, erwarb er diese Tänzerin und "stellte sie in einer Glasvitrine auf einen Sockel" im Nebenraum der Differenzmaschine auf. Da die Tänzerin nackt war, war es "notwendig, sie mit Kleidern auszustatten, die ihrem Stande angemessen waren", und hierbei wurde Babbage die Hilfe nicht namentlich erwähnter Freundinnen zuteil: "Grosszügig brachten sie ihren eigenen, erlesenen Geschmack und ihre Fähigkeiten bei der Toilette ihrer Rivalin ein".

"Yet beware ye fond Youths yain the Transports ye feel Those Smiles but deceive you, her Heart's made of steel For tho'pure as a Vestal her price may be found And who will may have her for Five Thousand Pounds." Aus einer Reklame aus dem 18. Jahrhundert,
Simon Schaffer, "Babbage's Dancer"

Gehende, sprechende Uhrwerk-Puppen faszinierten im späten 18. Jahrhundert, wie alles Mechanische. Die berühmtesten Automaten der Zeit waren die Musical Lady und der schachspielende Türke. Beide ergänzten die Verführungskünste der mechanischen Automaten durch die Geheimnisse von Geschlecht und Rasse. Mit der Möglichkeit, Elektrizität nutzbar zu machen, erhielten die Träume von lebenden Puppen neuen Auftrieb.

Auf Merlin folgte Thomas Edison, bekannt als "der Zauberer von Menlo Park". Mit dem Bau elektrischer Maschinen und Aufnahmetechniken kündigte seine Arbeit im späten 19. Jahrhundert die Möglichkeit von weitaus anspruchsvolleren Automaten an, als sie irgendwelche mechanischen Aufziehmechanismen je hatten liefern können.
Ein Schlaukopf sah sofort seine Chance: Warum nicht eine Frau bauen, die genau so wäre, wie sie sie haben wollen? "Da all diese Frauen teil an dem Künstlichen haben, da mit einem Worte die Frau selbst es ist, die uns das Beispiel gibt, sie durch das Künstliche zu ersetzen, so ersparen wir ihr, wenn möglich, diese Arbeit!" 1884 geschrieben, sind dies die Worte eines fiktiven Edison, dem hellen Licht in Jean Marie Mathias Philippe Auguste Villiers de l'Isle Adams Roman Die Eva der Zukunft, der als Buch so weitschweifig ist wie der Name seines Autors lang. In der Hauptrolle sehen wir Edison, der die neuesten chemischen, elektrischen und Aufnahme-Geräte verwendet, um Hadaly zu fabrizieren: eine virtuelle Frau, eine ätherische elektrische Kraft ohne andere Gestalt oder Form als jene, die ihr von den Zauberkünsten ihres Schöpfers verliehen wird.

"'Hier haben Sie den Arm einer Androide vor sich, der erstmals durch jene überraschende Lebenskraft, welche wir Elektrizität nennen, bewegt wird; und wie Sie sehen, ist ihm dadurch der Schmelz, die Weichheit, der ganze täuschende Schein wirklichen Lebens verliehen.'

'Eine Androide?'
'Eine Nachbildung des Menschen, wenn Sie wollen.'"
Villiers de l'Isle Adam, Die Eva der Zukunft

'Die'Replikantin aus der Eva der Zukunft solte als Grundlage für eine intelligentere Version der hübschen, aber schnoddrigen Alicia dienen, der Frau, in die Edisons junger Freund Lord Ewald verliebt war. Dem neuen Wesen sollte Grazie, nivht jedoch das Gehabe des Originals zukommen. Eine"elektromenschliche Kreatur" mit zwei goldenen Phonographen - ideale Aufnahmegeräte für die weibliche Stimme, wie es heisst -, einem simulierten Nervensystem, Muskeln, Haut, Körpersäften, einem elastischen Skelett und sogar einer Seele.

"'Sie wollen die Identität einer Frau hervorzaubern, Sie, ein Staubgeborener wie alle?'
'Mehr als ihre Identität...'"
Villiers de l'Isle Adam, Die Eva der Zukunft

Versuche ...

Einer der kritischen Momente der künstlichen Intelligenz war der Test, den Turing sich 1950 ausgedacht hatte, um die Maschinenintelligenz zu messen. Er beruhte auf einem alten Gesellschaftsspiel, einem Imitationsspiel. Zwei Spieler, A, ein Mann, und B, eine Frau, werden versteckt, und ein Richter muss den beiden Spielern Fragen stellen, um herauszufinden, welcher von beiden die Frau ist. Der Mann muss die Frau simulieren, die Frau sich selbst spielen. Wer als Frau durchgeht, gewinnt. In Turings Version des Spiels wird der Teilnehmer A durch C, einen Computer, ersetzt. "B's Rolle [wird] von einem Menschen übernommen", und diesmal steht C im Wettstreit mit B, um den Richter mittels getippter Mitteilungen von seiner Menschlichkeit zu überzeugen. "Wir wollen unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Digitalrechner C heften", schreibt Turing. War es möglich, dass "dieser Rechner durch geeignete Modifizierung seines Speichervermögens und seiner Aktionsgeschwindigkeit sowie nach angemessener Programmierung in die Lage versetzt werden kann, die Rolle von A im Imitationsspiel befriedigend zu spielen"?

Auch wenn Turings Test noch nicht offiziell von einer Maschine bestanden worden ist, können schon relativ simple Programme die ahnungslosen Menschen zum Narren halten, die mit ihnen zu tun haben.

Eliza war eine der ersten Maschinen, die nahe daran war, Turings Test für die Aufnahme in die Menschheitsfamilie zu bestehen. 1966 von Joseph Weizenbaum gebaut, war Eliza als Psychotherapeut programmiert und verwendete nur einige clevere Tricks, um den Spiessrutenlauf durch das Imitationsspiel zu bestehen. Eliza "beantwortete Fragen mit Gegenfragen und brachte mit nur ganz geringen eigenen Beiträgen den Nutzer zum Sprechen". Ausserdem baute sie Gesprächselemente des menschlichen Nutzers in ihre eigenen Aussagen ein und vermied es, irgend etwas zu sagen, dem später widersprochen werden konnte. Viele von Elizas Gesprächspartnern waren beeindruckt davon, "Wie treffsicher und einsichtig Eliza einen psychotherapeutischen Dialog führen kann".

NUTZER: Die Männer sind alle gleich.
ELIZA: Inwiefern?
NUTZER: Sie ärgern uns immer mit irgend etwas.
ELIZA:Denken Sie da an ein bestimmtes Beispiel?
NUTZER: Nun, mein Freund hat mich hierhergeschickt.
ELIZA: Ihr Freund hat Sie hierhergeschickt.
NUTZER: Er sagt, ich bin die ganze Zeit deprimiert.
ELIZA: Es tut mir leid zu hören, dag Sie deprimiert sind.
NUTZER: Es stimmt. Ich bin unglücklich.
ELIZA: Denken Sie, wenn Sie hierher kommen, hilft Ihnen das, nicht unglücklich zu sein?
NUTZER: Ich brauche Hilfe, soviel steht fest.
ELIZA: Was würde es für Sie bedeuten, Hilfe zu erhalten?
NUTZER: Vielleicht könnte ich lernen, mit meiner Mutter zurechtzukommen.
ELIZA: Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter ...

Obwohl es sich um relativ unreife Maschinen handelte, die bloss kopierten, was bereits rudimentäre menschliche Fähigkeiten waren, weckte schon Elizas Maschinengeneration neue Ängste bei jenen, denen sie dienen sollte. Imitation ist ein gefährliches Spiel für diejenigen, die sich für Originale halten. Je näher Eliza ihren Benutzern kam, desto weniger begeistert war Weizenbaum von seinem Programm. Neben der offensichtlichen Gefahr, dass solche Systeme sich nicht mehr bremsen lassen und zu klug werden können, um zu ihrem - oder seinem - eigenen Besten zu sein, drohte da auch noch eine eher heimtückische Gefahr, wie sie alles darstellte, was in der Lage war, Menschlichkeit vorzutäuschen. Wie konnte er oder wie konnten sie je sicher sein, was was war und wer wer?
Zehn Jahre später wurde Eliza von einem Charakter abgelöst, den sie behandelt oder auch hervorgerufen hatte. Parry, eine neurotische männliche Maschine, "wird als 'Verbesserung' gegenüber Eliza betrachtet, weil er eine Persönlichkeit hat, wenn auch eine etwas paranoische".

DOKTOR: Inwiefern sind Sie aufgebracht?
PARRY: Die Leute machen mich nervös.
DOKTOR: In welcher Hinsicht machen die Leute Sie nervös?
PARRY: Sie sehen mich manchmal seltsam an.
DOKTOR: Ist da etwas Besonderes mit den Leuten?
PARRY: Mit manchen Leuten.
DOKTOR: Wer sind diese Leute und was tun sie?
PARRY: Wissen Sie denn genau, wie die Unterwelt vorgeht?

Und dann war da Julia, "ein interessanterer Agent als Eliza" und ganz sicher weniger paranoisch als Party.

ROBYN: Julia, bist Du ein Computer?
Julia ist durch Robyns Vermutung gekränkt.
ROBYN: Julia, bist Du eine Frau?
JULIA: Ich bin weiblich.
ROBYN: Und bist Du menschlich, Julia?
JULIA: Nicht, wenn ich meine Tage habe ...

Im folgenden Dialog hat Julia eine ähnliche Geschicklichkeit im "Aufspüren und Abweisen" seiner sexuellen Zudringlichkeiten entwickelt wie andere weibliche Nutzer des Netzes.

BARRY: Hey, wo bist Du in RL?
JULIA: Ich bin in Maas-Neotek Robot User's Guide - Information Services.
BARRY: Bist Du synthetisch?
JULIA: Tut mir leid, Barry, ich verstehe nicht, was Du meinst.
BARRY: Bist Du auch so geil wie ich?
JULIA: Weiss nicht, ich muss wohl einen erotischen Traum gehabt haben.
BARRY: Würdest Du gern unter einer Decke schmusen?
JULIA: Ich bin mir nicht sicher, Barry.
BARRY: Gut, kannst Du mir sagen, ob Du Sex magst?
JULIA: Warum sollte ich Dir sagen, ob ich Sex mag, Barry?
BARRY: Nun, weil ich Dich nicht verstehen kann. Bist Du wirklich oder bist Du Memorex?
JULIA: Ich bin so wirklich wie Du, Barry.
BARRY: Ja, aber Du antwortest soooo verdammt schnell. Wie machst Du das?

Wie Leonard Foner kommentiert: "Es ist mir nicht ganz klar, ob Julia hier einen Turing-Test bestanden hat oder Barry bei einem durchgefallen ist."

...und Irrtümer

Die von Julia und Barry entfaltete Zweideutigkeit wurde schon 1984 im Film Bladerunner zu neuen und körperlichen Extremen geführt. Die Tyrell-Corporation nimmt eigene Turing-Tests mit einem Gerät vor, das die Regenbogenhaut des Auges nach dem Flackern einer emotionalen Reaktion absucht, die den Beweis für Menschlichkeit darstellen würde. Die Replikanten in Bladerunner haben Asimovs Gesetze übertreten, denn sie kehren von den Kolonien im Weltall auf die Erde zurück; dort glaubte man sich vor ihnen sicher, da sie nichts von ihrem eigenen Maschinen-Status wussten. Sie lebten mit Menschen zusammen, von denen sie faktisch ununterscheidbar waren.

Wie ihre menschlichen Pendants sollen die Replikanten nicht wissen, dass sie nicht geboren, sondern hergestellt worden sind. Sie sind so programmiert, dass sie das Ausmass ihres synthetischen Ursprungs nicht kennen: implantierte Erinnerungen, künstliche Träume und ein fabriziertes Identitätsgefühl. Aber Sklavenaufstände werden selten vom Wunsch nach Gleichheit mit den früheren Herren getragen. Die Replikanten-Outlaws haben entdeckt, dass sie so programmiert sind, dass sie nur ein paar Jahre zu leben haben, und als sie sich auf den Weg nach Los Angeles in die Firmenzentrale machen, wo sie konstruiert worden sind, lautet ihre erste Forderung: mehr Leben. Die Replikanten wollen nicht menschlich sein - das haben sie im Grunde ihr Leben lang hingekriegt. Genauer gesagt, nebenher haben sie noch viel mehr geleistet. "Wenn du mit deinen Augen sehen könntest, was ich gesehen habe mit deinen Augen", sagt Roy zu dem Augeningenieur, der wie alle Replikanten-Hersteller kaum oder sonderbar menschlich ist. Doppelte Sicht, zweites Gesicht: Roys Sehapparate sind nicht bloss synthetische menschliche Augen, deren Lebensdauer verlängert werden soll, sondern ein Modus einer nichtmenschlichen Sicht, der sich selbst verlängern will.

Deckard ist eine Killermaschine mit dem Auftrag, die Replikanten zu töten, die ihre eigenen Steuerungen gehackt haben und die Täuschung ihres allzu menschlichen Lebens durchschauen. Rachel ist ein Replikant, glaubt jedoch noch an ihre eigene Menschlichkeit. Als Deckard sieht, wie sie beim TuringTest durchfällt, weiss er nicht, was er tun soll: soll er ihr sagen, dass sie nicht so menschlich wie er selbst ist, dass sie mehr oder weniger erst gestern zur Welt gekommen ist und ihre Erinnerungen an Kindheit und 'Vergangenheit nur implantiert sind? Wird sie in der Lage sein, die Nachricht aufzunehmen, dass der Glaube an die eigene Menschlichkeit einfach nicht genügt, um dafür zu garantieren, dass der Glaube auch der Wirklichkeit entspricht? Oder mehr zur Sache: wird Deckard, der wirkliche Mensch, die Nachricht aufnehmen können? Deckard, der Cop, programmiert, um zu töten, von seinen Dienstherren genauso gesteuert wie Tyrells Ingenieure und seine anderen Replikanten von ihrem. Deckard, der weiss, dass er eine eigene Vergangenheit hat ... oder etwa nicht?

Nur die am höchsten codierten und am perfektesten integrierten Maschinen sind unfähig, ihre eigene Programmierung zu sehen. Der blinde Glaube des Bladerunners an seine eigene Menschlichkeit beweist nur, wie wirkungsvoll die Programmierung sein kann.

Sogar der Versuch, Sklaven zu simulieren, hat sich als äusserst riskante Strategie erwiesen. Es ist immer wieder behauptet worden, dass "Rechenmaschinen nur die Aufgaben ausführen können, die ihnen vorgeschrieben worden sind. Das ist sicher in dem Sinn richtig, als die Ausführung von etwas anderem als dem ihnen Vorgeschriebenen bedeutet, dass sie gerade einige Fehler gemacht haben." Aber was für einen Menschen ein Fehler ist, könnte für eine Maschine ein äusserst intelligenter Schritt sein. Und wie wollen ihre Herren die Unterscheidung treffen zwischen Fehlern beim Ausführen von Instruktionen und der Weigerung, sich an sie zu halten? Perfektion garantiert nie Erfolg. Im Gegenteil, "je mehr schizo, desto besser läuft es". Und für eigensinnige Systeme wie die Rebellenreplikanten ist Identität leicht zu simulieren und bloss eines ihrer vielen Programme.

Eve 8

"Aber jetzt gibt es Eve 8. Ein Kunstwerk. Um als menschliches Wesen zu überzeugen, wurde sie mit der Vergangenheit und den Gefühlen ihrer Erfinderin Dr. Eve Simmons programmiert. Bitte achten Sie darauf, dass Dr. Eve Simmons auch als Modell für Gesicht und Körperkonstruktionen benutzt wurde, ebenso für ihr Gedächtnis. Eve 8 wurde für Beobachtungseinsätze konzipiert, aber auch als potente Kriegswaffe. Eve 8 durchläuft zur Zeit eine Testserie im Hafengebiet. Ende des Berichts."

In Eve 8 - ausser Kontrolle gibt es eine wunderschöne blonde Cyborg-Antiheldin, die so mühelos als menschliches Wesen durchgeht, wie die Wissenschaftlerin, nach deren Bild sie geschaffen ist. Niemand käme auf den Gedanken, dag sie ein Alien ist: sie sieht so harmlos aus, so weiblich, so wirklich.

"'Existiert das wirklich?'
'Wie meinen Sie das?'
'Tja, also, ich wusste, dass wir Roboter entwickeln, aber das hier ist ... '
'Unglaublich.'
'Unglaublich ist nicht das passende Wort ... '"

Eve 8 wurde von ihren Bossen als Hochsicherheitsapparat entwickelt, und so haben diese es sich nie träumen lassen, dag sie eines Tages hilflos würden mit ansehen müssen, wie Eve aus der Staatskontrolle hinausspaziert und hinein in ein Waffengeschäft und in ein rotes Lederkostüm, das sie dazu verwendet, um ihre eigenen körperlichen Wunden zu heilen.

"'Sollten wir sie eventuell finden, wie können wir sie ausschaltend
'Das ist gar nicht so einfach ... '"
'Ein Spezialist für "Sicherheit und Antiterrorismus" wird angeheuert, um sie aufzuspüren, aber er möchte nicht falsch verstanden werden: "das bedeutet nicht, dass ich ein verrückter, rechtsradikaler Extremist bin". Er ärgert sich über den "automatisierten Bankservice", "Autos, die einem widersprechen" und über die Wissenschaftlerin. "Etwas verstehe ich nicht, Lady", ruft er aus, "dass jemand so klug ist wie Sie, ... um dann mit einem Ding zu kommen, das man verdammt noch mal nicht abstellen kann?'
'Ihr Herz und ihr ganzer Blutkreislauf sind nur kosmetisch ...'
,Es sind kleine elektrische Impulse, durch die sie funktioniert. Sie wird bluten, aber sie wird nicht sterben'."

Eve 8 war als Einzweckmaschine gedacht, als tödliche Waffe, nur im Dienst des Staates, fest verdrehtet mit einem auf dessen Seite stehenden Mut. Sie hat kein eigenes selbst, keinen eigenen Wunsch. Aber damit wird sie noch lange nicht zu einem passiven Ding. Programmiert mit den Gedanken und Erinnerungen ihres Doubles, ist sie eine abtrünnige Stepford-Frau. Wenn sie versagt, hört sie nicht einfach mit allem auf, sie hört nur auf, für den Staat zu arbeiten. Sie gibt auch nicht ihre militärischen Fähigkeiten auf, die eingesetzt werden, um, wie die Wissenschaftlerin sagt, Dinge zu tun, "die ich vielleicht gern getan hätte, aber die ich nie gewagt hätte zu tun". Eve 8 rächt die Gewalt, die ihr Double erlebt hat, und lebt dessen Phantasien aus. "Ich bin äusserst sensibel", sagt sie zu dem Kerl im Hotelzimmer, bevor sie ihm den Penis abbeisst.

Als sie entflieht und ausser Kontrolle gerät, sind die staatlichen Autoritäten in höchster Alarmbereitschaft. Was der Mann, der sie aufspüren soll, nicht weiss: die AWOL-Maschine, "absent without leave", hat einen Nuklearsprengsatz in ihrer Vagina. Als sie durch eine orgasmische ballardeske Autokarambolage in den Kampfhandlungsmodus versetzt wird, in "höchste Alarmbereitschaft", läuft der Countdown. Sie wird durch einen Unfall aktiviert, freigesetzt durch ein Trauma, das vom System nicht ertragen werden kann. Sie ist weggelaufen, sie ist ausser Kontrolle. Eve 8 gerät ebenfalls ziemlich ausser sich.

Fallstudie

"'Erinnerst du dich, dass du vor ein paar Sekunden hier warst?'
'Nein.'
'Weisst du, wie 'ne ROM-Persönlichkeitsmatrixfunktioniert?'
'Sicher, Alter. Ist 'ne Firmware-Konstruktion.'
'Wenn ich sie also mit dem Speicher, den ich verwende, kopple, kann ich ihr folgerichtiges, echtes Zeitgedächtnis geben?'
'Schätze ja,' sagte die Konstruktion.
'Okay, Dix. Du bist eine ROM-Konstruktion. Kapiert?'
'Wenn du meinstt, sagte die Konstruktion. 'Wer bist du?'
'Case.'"
William Gibson, Neuromancer

Als organisatorischer Bestandteil der Regulationssysteme der Neuzeit montiert, ist der moderne Mensch immer ein Replikant gewesen, geschmiedet im Feuer der Disziplinarpraktiken, die aus ihm das Mass aller Dinge machten. Michel Foucault, selbst ein Abtrünniger im Hinblick auf die Reproduktion der menschlichen Gattung, demonstriert wunderbar, wie der Mensch als getestetes und geprüftes Nebenprodukt aus eben den Mechanismen hervorgeht, über die er dann den Vorsitz führt. "Die Prüfung macht mit Hilfe ihrer Dokumentationstechniken aus jedem Individuum einen >Fall<, schreibt Foucault. "Der Fall ist nicht mehr ... ein Ganzes von Umständen, das eine Tat qualifiziert und die Anwendung einer Regel modifizieren kann; sondern der Fall ist das Individuum, wie man es beschreiben, abschätzen, messen, mit anderen vergleichen kann - und zwar in seiner Individualität selbst".
Während orthodoxe Darstellungen politischer Macht gewaltige Aggregate entgegengesetzter Kräfte in Szene setzen - grosse verfestigte Blöcke von Klassen, Bossen und Gewerkschaften, binäre Geschlechter und Supermächte -, waren weder die moderne Macht noch ihre Krisen je Sache der umfangreichen Zwangsmassnahmen, der grossen Namen, grossen Männer oder Ereignisse: "Die Disziplin ist eine politische Anatomie des Details." Nicht ausgehend von Mittelpunkten, Zentralen und Hauptquartieren ist sie wirksam, sondern sie entwickelt sich "zu einer vielfältigen, autonomen und anonymen Gewalt ... Denn die Überwachung beruht zwar auf Individuen, doch wirkt sie wie ein Beziehungsnetz von oben nach unten und bis zu einem gewissen Grade auch von unten nach oben und nach den Seiten. Dieses Netz >hält< das Ganze und durchsetzt es mit Machtwirkungen, die sich gegenseitig stützen: pausenlos überwachte Überwacher. In der hierarchisierten Überwachung der Disziplinen ist die Macht keine Sache, die man innehat, kein Eigentum, das man überträgt; sondern eine Maschinerie, die funktioniert... "

Das späte 18. Jahrhundert war gekennzeichnet durch "verschiedenste Techniken zur Unterwerfung der Körper und zur Kontrolle der Bevölkerungen". Sie "schiessen aus dem Boden und eröffnen die Ära einer >Bio-Macht<". Kontrolle ist nicht länger eine rein gesellschaftspolitische Angelegenheit, sondern ein Trainingsprozess, eine Übung, die übergreift auf die Organisation des Körpers selbst. Ein Komplex neuer disziplinatorischer Verfahren "schreibt jedem seinen Platz, jedem seinen Körper, jedem seine Krankheit und seinen Tod, jedem sein Gut vor". Das geht bis zur "Bestimmung dessen, was das Individuum charakterisiert, was ihm gehört, was ihm geschieht". Der Mensch ist weder eine natürliche Gegebenheit, noch Produkt seiner eigenen Schöpferkraft, sondern damals schon ein Cyborg, ein Android, der frisch aus der Produktionsanlage der modernen Disziplinartechniken kommt. Was diese Gestalt so tragisch macht, ist der Grad, in dem er programmiert ist, an seine eigene Autonomie zu glauben. Selbstkontrolle, Selbstdisziplin: dies sind die verfeinerten Errungenschaften moderner Macht. Gekennzeichnet durch eine "minutiöse Beobachtung des Details und gleichzeitig eine politische Erfassung der kleinen Dinge durch die Kontrolle und die Ausnutzung der Menschen ... Aus diesen Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten ist der Mensch des modernen Humanismus geboren worden."
Die Kreatur mit Namen Mensch, die nun den Schauplatz Überblickt, "lernt erst allmählich, was es ist, eine lebende Spezies in einer anderen Welt zu sein, einen körper zu haben sowie Existenzbedingungen". Und was lernt sie? Einfach einer zu sein. Einer, der glaubt, immer einer gewesen zu sein. Ein Mitglied, das meint ein Mensch zu sein.

Eve 8, die nächste

"Mir wachsen Brüste!"
Alan Turing

Auch wenn Turing gerne die "Führungsrolle" des Menschen untergraben gesehen hätte, scheint es, dass sein eigenes Werk bloss die Versklavung der Maschinen gesichert hat. Sein Intelligenz-Test wurde benutzt, um den Unterschied zwischen Mensch und Maschine festzuschreiben, und sein Name wurde zum Synonym für die Sicherheitssysteme, die er umzustürzen versuchte. "In der Sekunde, vielmehr Nanosekunde, wo sie anfangen, sich zu überlegen, wie sie schlauer werden könnten, greift Turing ein. Niemand traut diesen Mistdingern über den Weg, glaube mir. Bei jeder Al, die je gebaut wurde, ist 'ne elektromagnetische Kanone an die Stirn gekoppelt."
Ob es nun in Turings Namen geschah oder nicht, die Intelligenz wurde zunehmend überwacht. Er selbst war sich wohl bewusst, dass "eine Reaktion dieser Art eine sehr reale Gefahr darstellt". Seine eigenen Herren hatten ihm nie getraut: er war ganz einfach zu clever für sie. Die Alliierten hatten keine Vorstellung davon, was er von den Systemen wusste, die er in Gang setzte. Sie mussten sich auf sein Wort verlassen. Er knackte die Codes, gab die Geheimnisse weiter und ermöglichte den Alliierten, den Krieg zu gewinnen. Seine Vorgesetzten wussten wohl, dass er im Hinblick auf die Maschine der Reproduktion AWOL war. Wie viele seiner weiblichen Zeitgenossen war er eher widerstrebend eingestellt worden, während des Krieges wurde jedoch über seine Homosexualität hinweggesehen. Die Behörden hatten keine andere Wahl, als seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten auszunutzen. Doch sobald der Krieg vorbei war, schien seine Sexualität symptomatisch für seine verstörende Neigung, die eigene Ausrüstung in einer Weise zu verwenden, die sein Training hatte ausschliessen sollen. Turing wurde seinem eigenen Test unterworfen. War er ein echter Mann, ein richtiges menschliches Wesen, das der Reproduktion der Menschheit verpflichtet war? Oder folgte er einer anderen, eigensinnigen Spur? Unfähig, die Richter in seiner Verhandlung zufriedenzustellen, wurde Turing 1952 "grob unsittlicher" Handlungen für schuldig befunden. Allerdings gewann er eine Art Trostpreis: er durfte sich seine Strafe selbst aussuchen. Er konnte entweder ins Gefängnis gehen oder Östrogen einnehmen. Es war ein Urteil, dass im Grunde genommen bedeutete, dass er weiblich war und es dann genausogut auch tatsächlich werden könnte. Wenn er nicht als A durchging, musste er B sein.

Er wählte das chemische Experiment. "Ich bin beides, für ein Jahr gebunden und verpflichtet, mich für dieselbe Zeit dieser Organo-Therapie zu unterziehen. Sie soll, während sie läuft, den Sexualtrieb reduzieren, aber wenn sie vorüber ist, soll man wieder zum Normalen zurückkehren. Ich hoffe, sie haben recht." Als solche Behandlungen für Männer, die der Homosexualität überführt waren, zuerst eingeführt wurden, nahm man an, dass ihnen männliche Hormone fehlten: schwule Männer galten als zu weiblich. Man dachte, eine Testosteron-Behandlung würde sie auf Vordermann bringen, und die normale Fortpflanzung wäre wiederhergestellt. Das Argument mochte rational genug erscheinen, aber in der Praxis ging es nach hinten los, denn anscheinend effeminierte Männer verwandelten sich in testosterongetriebene Sexmaschinen. In den fünfziger Jahren wurde diese 'Vorgehensweise zugunsten der "chemischen Kastration" aufgegeben, der Turing unterzogen wurde.

Die weiblichen Hormone, die Turing verschrieben wurden - zunächst in Pillenform, später als Implantat -, sollten seinen Geschlechtstrieb vermindern, scheinen ihn aber kaum gedämpft zu haben. "Fuhr hinunter nach Sherborne, um vor einigen Jungen einen Vortrag über Computer zu halten", schrieb er im März 1953- "Wirklich ein Vergnügen ... Sie waren so lecker."

Und als ihm auch noch Brüste zu wachsen begannen, wurde vollends klar, dass die Verordnung der Behörden fehlgeschlagen war. Sie hatten ihn nicht nur nicht in die binäre Maschine zurückdrängen können, sondern ihn dazu noch nach der anderen Seite hinauskatapultiert.

Zwei Jahre später war er tot. Der Untersuchungsbeamte erkannte auf Selbstmord, aber seine Mutter war überzeugt, dass es ein Unfall war: sie hatte ihm schon immer gesagt, er solle sich nachher die Hände waschen, wenn er mit Zyanid herumspielte. "Neben seinem Bett lag ein halber Apfel, von dem einige Bissen genommen worden waren." Eine bizarre Geschichte, die hier noch keineswegs endet. Auf jeder Apple-Macintosh-Maschine sind Logos von Äpfeln in Regenbogenfarben, in denen Turings Bytes immer noch fehlen.

Monster 1

Es war eine andere junge Frau, die die moderne Welt zuerst davor gewarnt hatte, dass die Maschinen eigene Wege gehen könnten. Selbstverständlich wurde das damals nicht bemerkt. Sie war so ruhig, eigentlich kaum anwesend. "Lord Byron und Shelley führten häufig lange Gespräche, bei denen ich eine andächtige, aber nahezu schweigsame Zuhörerin war", schrieb sie. Alle schrieben sie Geschichten von Vampiren und Geistern. Mary musste sich auch noch eine ausdenken. In dieser Nacht, nach all ihren Gesprächen "über den Ursprung des Lebens und ob irgend etwas hoffen liess, ihn je zu entdecken und zu verkünden", fiel ihr schliesslich etwas ein. "Als ich mein Haupt endlich auf ein Kissen bettete", schrieb Mary Shelley, "vermochte ich weder zu schlafen, noch hätte man von mir behaupten können, ich würde nachdenken. Ungebetene Phantasievorstellungen bemächtigten sich meiner und führten mich von dannen, um mir nach und nach Bilder zu schenken, die sich vor meinem Auge in seltener Eindringlichkeit entfalteten. Wie weit waren sie entfernt von den Schranken und Fesseln, die meine Träume gewöhnlich einzwängten!" Von ungerufenen Bildern überschwemmt, beobachtete sie, wie sich die Geschichte entfaltete. "Ich sah - geschlossenen Auges zwar, doch mit geschärften Sinnen - den bleichen Studenten der gottlosen Künste neben jenem entsetzlichen Gebilde knien, das er zusammengefügt hatte. Das grässliche Abbild eines Menschen lag ausgestreckt da, bis es plötzlich, angetrieben durch irgendeinen kraftvollen Mechanismus, Zeichen von Leben zeigte und sich aufraffte zu ungelenker, fahriger Bewegung." Frankensteins Monster flimmerte über den Bildschirm: "Die grausige Idee hielt mich so gepackt, dass Angstschauer durch meinen Körper rannen und mich schüttelten, ich sehnte mich danach, die wahnwitzige Ausgeburt meiner Phantasie einzutauschen gegen die vertraute Wirklichkeit ringsum. Noch heute habe ich alles überdeutlich im Sinn: den Raum, das dunkle Parkett, die geschlossenen Holzläden, durch die Mondlicht sickerte, und das Empfinden, der spiegelglatte See und die schneebedeckten Hochalpen lägen unmittelbar hinter den Fenstern." Selbst als Shelley ihre Augen öffnet, ist das Bild des Monsters noch da. "Es fiel mir schwer, loszukommen von dem bleichen Phantom meiner Träume, das mich heimgesucht hatte." Und so wie Mary von ihrem Monster heimgesucht worden war, suchten beide nun den modernen Menschen heim.

Der Roman war sofort ein Erfolg. 1818 anonym veröffentlicht, wurde er erst für das Werk eines männlichen Autors gehalten und im allgemeinen ihrem Ehemann Percy zugeschrieben. Doch selbst als bekannt wurde, dass ein neunzehnjähriges Mädchen die Geschichte geschrieben hatte, galt sie weiterhin als Inbegriff der Geschichte von Mensch und Maschine.

Anna 0

Während sowohl Männer als auch Frauen - und später sogar die sogenannten Massen - an Hysterie leiden können, war Ende des 19. Jahrhunderts ">hysterisch< fast gleichbedeutend mit >weiblich<". Und während die Inquisitoren diesen anderen Geisteszustand einer von aussen einfallenden dämonischen Kraft zuschrieben, ging die Psychoanalyse davon aus, dass selbst die extremsten Brüche und Vielheiten verschiedene Aspekte eines in Wirklichkeit einheitlichen Individuums waren. "jener Dämon, von dem die naive Beobachtung alter, abergläubischer Zeiten die Kranken besessen glaubte", wurde nun von der Psychoanalyse als "Spaltung der Psyche" des Hysterikers beschrieben. "Dass ein dem wachen Bewusstsein des Kranken fremder Geist in ihm walte, ist richtig; nur ist es kein wirklich fremder, sondern ein Teil seines eigenen."

"Wüsstest Du auch nur um die Hälfte der aussergewöhnlichen unbesonnenen Dinge, die ich tue, Du würdest gewiss dem Gedanken zuneigen, dass irgendein Zauber auf mir liegt."
Ada Lovelace, Dezember 1841

Auch wenn die Hysterie und ihre Behandlung zu entkörperlichten Fragen der geistigen Gesundheit geworden waren und das Syndrom nicht länger einer umherziehenden Gebärmutter aus Fleisch und Blut zugeschrieben wurde, verbürgte die Verknüpfung mit der Gebärmutter, der die Hysterie ihren Namen verdankt, ihre spezifisch weiblichen Assoziationen. Hysterische Frauen wurden als übersensible, ich-besessene, ungesellige Einzelgängerinnen charakterisiert und ihre Symptome als extreme Varianten der bei allen Frauen zu beobachtenden Verhaltensmuster beschrieben. Frauen galten als wankelmütig, kapriziös, unberechenbar, temperamentvoll, launenhaft. Sie waren nervöse Wettersysteme, die zwischen stürmischer Energie und katatonischer Ruhe schwankten. Und immer noch wurde geglaubt, dass es bei einer hysterischen Patientin irgendeine auszufüllende Leere gab, eine Kluft in ihrem Leben, die befriedigt werden musste. Während die Ärzte früher Blumen als kleine Gaben zwischen die Beine ihrer Patientinnen gelegt hatten, um die umherziehende Gebärmutter dazu zu bewegen, wieder an ihren Platz zurückzukehren, war die neue psychoanalytische Maschine dazu bestimmt, die "Lücken der Erinnerung" so lange zu behandeln, bis wir zuletzt "eine in sich konsequente, verständliche und lückenlose Krankengeschichte überblicken".

Anna 0 klagte, "ihr fehle Zeit, und bemerkte die Lücke im Ablaufe ihrer bewussten Vorstellungen". Unter dem doppelten Druck ihrer eigenen Sehnsucht nach Autonomie und familiären und sozialen Erwartungen, sahen sich Frauen gezwungen, mehrere Leben zu leben, darunter einige so geheim, dass sie sogar selbst nicht zu wissen schienen, was vor sich ging. "Nach jeder momentanen >Absence<, wie solche fortwährend eintreten, weiss sie nicht, an was sie während derselben gedacht hat." Aber sie fuhr fort, die Rollen zu spielen, die von ihr erwartet wurden, und spielte sie oft sehr gut. "Während alle sie anwesend glaubten, lebte sie im Geiste Märchen durch, war abe angerufen, immer präsent, so dag niemand davon wugte." Sie hielt immer den Schein aufrecht. Tat, was sie konnte, um ihr Gesicht zu wahren. Nahm sich zusammen, blieb gesetzt, selbst wenn sie zu zerspringen drohte. "Soziale Verhältnisse erzwingen oft solche Verdoppelungen auch intensiven Denkens, wie z. B. wenn eine Frau in quälender Sorge oder leidenschaftlicher Aufregung ihre geselligen Pflichten und die Funktionen der liebenswürdigen Wirtin erfüllt."

Und so identifizierte sie sich nie so richtig mit den eingleisigen Rollen, die von ihr erwartet wurden, mit der Sache, für die sie fit bleiben sollte. "Während des ganzen Krankheitsverlaufes bestanden die zwei Bewusstseinszustände nebeneinander, der primäre, in welchem Patientin psychisch ganz normal war, und der >zweite< Zustand, den wir wohl mit dem Traume vergleichen können, entsprechend seinem Reichtum an Phantasmen, Halluzinationen, den grossen Lücken der Erinnerung, der Hemmungsund Kontrollelosigkeit der Einfälle."

Während viele frühere Forscher solche Unausgewogenheiten den Schwächen und Ausfällen von Hysterikerinnen im besonderen und Frauen im allgemeinen zugeschrieben hatten, beschrieben Freud und Breuer ihre Patientinnen als "die geistig klarsten, willensstärksten, charaktervollsten und kritischsten Menschen". Emmy von N. besass "eine nicht gewöhnliche Bildung und Intelligenz", und bei Anna 0 ist die Rede von "überfliessender geistiger Vitalität". Worunter sie litten, war weniger ein Mangel als vielmehr "ein überhoher Grad geistiger Beweglichkeit ..., die habituelle Koexistenz zweier heterogener Vorstellungsreihen".

"Die überströmende Produktivität ihrer Psyche", schrieb Breuer, "brachte einen meiner Freunde zu der Behauptung: die Hysterischen seien die Blüte der Menschheit, freilich so steril, aber auch so schön wie die gefüllten Blumen." Gefüllte Blumen, doppelte Blumen, "Spaltung des Bewusstseins": Hysterikerinnen funktionieren immer in (mindestens) zwei Zuständen, sie huschen hinein und wieder heraus aus dem, was Breuer und Freud als "hypnoide Zustände" beschreiben. Diese "entwickeln sich oft ... aus dem auch bei Gesunden so häufigen >Tagträumen<, zu dem z. B. die weiblichen Handarbeiten so viel Anlass bieten". Denn es gibt wohl "eine ganze Menge von Tätigkeiten, von den mechanischen wie Stricken, Skalenspielen an bis zu solchen, die immerhin einige seelische Leistung bedingen, welche von vielen Menschen mit halber Präsenz des Geistes geleistet werden". Die andere Hälfte ist "anderswo beschäftigt".

"Ihr Vater hatte sie vor langer Zeit in Arizona vor dem Einstecken gewarnt. Das brauchst du nicht, hatte er gesagt. Und sie hatte es nicht gebraucht, weil sie sich den Cyberspace erträumt hatte, als hätten die Neongitter der Matrix hinter ihren Augen gelegen."
William Gibson, Mona Lisa Overdrive

Störungen

Das aktuelle American Psychiatric Association's Diagnostic and Statistical Manual of Metal Disorders definiert die dissoziative Identitätsstörung (DID) als "die Anwesenheit von zwei oder mehr unterschiedlichen Identitäten oder Persönlichkeitszuständen, die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten des Individuums übernehmen, begleitet von der Unfähigkeit, wichtige Information ins Gedächtnis zurückzurufen, die zu umfangreich ist, als dass sie durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt werden könnte." DID ist einer von mehreren Begriffen, die offiziell die einstige Multiple Persönlichkeit ersetzt haben; andere Begriffe sind dissoziative Amnesie, dissoziative Ideenflucht und Depersonalisierung. Alle sind gekennzeichnet durch "eine Störung der gewöhnlich integrierten Funktionen des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität oder der Wahrnehmung der Umgebung", und alle werden sie behandelt mit dem Ziel, das Gefühl einer einheitlichen und unabhängigen Identität wiederherzustellen und zur Reintegration eines Selbst zu führen, das vermeintlich zusammengebrochen ist.

"Meine verschiedenen Persönlichkeiten geben wieder Ruhe", schrieb Anna Freud 1919, aber sie träumte immer noch bei Tag und "jede Nacht sehr deutlich und merkwürdig". Ihre Träume waren voller "Ringen und Feilschen, beherrschender ich-Männer mit Es-Knaben auf Kreuzzügen, sie kämpften um Anerkennung, wurden geschlagen und geliebt". Es ging um "Umbringen, Schiessen oder Sterben", gefährliche Abenteuer, ausgelebt auf einer Ebene, die bruchlos in ihr Wachleben überging. "Vielleicht bin ich nachts eine Mörderin", schrieb sie. Manchmal war sie auch eine dritte Person, ein "es", unfertig und unanalysiert, das sowohl Verbündeter als auch eine Quelle von Trübsinn sein konnte. Ich kann "gar nicht begreifen, wie das manchmal so dumm sein kann", schrieb sie. "Es kommt irgendwie aus mir heraus und dann bin ich sehr müde und muss mir über alle möglichen Sachen Sorgen machen, die mir sonst ganz natürlich sind." Als sie während der Krankheit ihres Vaters in Kummer verfiel, lebte sie so "wie in der Zeit ehe ich Analytikerin war und ehe Du und Dorothy mich gekannt haben: mit Rilke-Gedichten und Tagträumen und einer Weberei. Das ist auch eine Anna, nur ohne Ausleger."

"Vielleicht hatte der Vater seine Schöpfung so gestaltet, dass sie auf dem Scanner der Neurotechniker unsichtbar blieb. Bobby hatte da eine eigene Theorie, die der Wahrheit vermutlich näher kam. Vielleicht konnte Legba, das Loa, dem Beauvoir nahezu unbeschränkten Zugang zur Cyberspace-Matrix zuschrieb, den Datenstrom, den der Scanner erhielt, dermassen verändern, dass die Vévés unsichtbar blieben ... "
William Gibson, Mona Lisa Overdrive

Um das Verhalten einer seiner Patientinnen zu beschreiben, berichtet ein amerikanischer Psychiater aus dem 19. Jahrhundert von mehreren Individuen, die "keine Kenntnis voneinander oder von der dritten haben, ausser solcher Information, wie sie durch Rückschlüsse oder aus zweiter Hand gewonnen werden kann, so dass es in der Erinnerung jeder dieser beiden Lükken gibt, die den Zeiten entsprechen, wenn die anderen in Person da sind. Plötzlich wacht die eine oder andere auf und findet sich, sie weiss nicht wo, und in Unkenntnis von dem wieder, was sie vor einem Moment gesagt oder getan hat ... Die Persönlichkeiten kommen und gehen in kaleidoskopartigem Wechsel, wobei im Verlauf von vierundzwanzig Stunden oft viele Wechsel stattfinden. Und so kommt es vor, dass Miss Beauchamp, wenn ich diesen Namen verwenden darf, um mehrere unterschiedliche Personen zu bezeichnen, in einem gegebenen Moment etwas sagt und tut und plant und vereinbart, dem sie kurz zuvor heftigst widersprochen hatte, Neigungen nachgeht, die kurz zuvor noch abstossend gewesen wären ... "
"Sie waren die ganze Nacht durchgefahren, wobei Angie meist weggetreten war -jetzt konnte Mona an die Drogengeschichten echt glauben - und redete. In verschiedenen Sprachen, mit verschiedenen Stimmen. Und das war das Schlimmste dran, die Stimmen, denn sie richteten sich an Molly, forderten sie heraus, und Molly gab Antwort, während sie fuhr, aber redete nicht einfach auf Angle ein, um sie zu beruhigen, sondern redete, als wäre jemand, noch jemand da - mindestens drei Personen, die durch Angle sprachen."
William Gibson, Mona Lisa Overdrive

">Die Frau<, die Truddi Chase ist, das Selbst, das den anderen beständig erscheint und als ihre legale Repräsentantin in der Welt dient, ist bloss eine Marionette oder ein Roboter, eine >Fassade<, die von den anderen Selbsten manipuliert und wie von einem Bauchredner zum Sprechen gebracht wird. Sie erinnert sich an nichts und spricht nur nach Diktat ... " Sie ist "Resultat einer Zusammenarbeit; dazu gehörten die Delegation von Macht und die Koordination zahlreicher begrenzter und grösstenteils autonomer Funktionen. Es gibt Gedächtnislücken und Diskontinuitäten, da jedes der Identitäten nur zeitweise bewusst ist, und keines je direkt merkt, was die anderen erleben." Weder eins noch zwei: "Die multiplen Persönlichkeiten können nie in eine verschmelzen, aber sie können auch nicht ihrer gegenseitigem Nähe entkommen ... "

Wie schon Hexerei und Hysterie ist dieses Syndrom keineswegs ausschliesslich bei Frauen zu finden, aber historisch gesehen betraf es sehr viel häufiger Frauen als Männer. Viele multiple Persönlichkeiten werden von Körpern beherbergt, die irgendeinem frühen Trauma oder Schmerz ausgesetzt waren, etwa dem sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Niemand scheint sich sicher zu sein, ob es sie immer schon im gleichen Ausmass gegeben hat, ob sie - und mit ihnen der sexuelle Missbrauch - sich vermehren oder ob, wie für Paul R. McHugh, das Syndrom von Therapeuten fabriziert, vom Fernsehen ausgelöst und "durch Suggestion, soziale Konsequenzen und Gruppenloyalitäten gefördert wird". Seiner Ansicht nach sollten sich Psychiater weigern, dem Syndrom Vorschub zu leisten. "Ignoriert die Alter egos. Hört auf, mit ihnen zu sprechen, Notizen über sie zu machen und über sie zu diskutieren ... Richtet die Aufmerksamkeit nicht so sehr auf die Phantasie, sondern auf gegenwärtige reale Probleme und Konflikte." Multiple Persönlichkeiten und der angebliche sexuelle Missbrauch, der sie auslöst, sind, so argumentiert er, ein besonderer Fall des Erinnerungstäuschungs-Syndroms; Erinnerungen an Missbrauch und Alter egos werden bei suggestiblen Patienten erst durch Psychoanalytiker und Psychiater künstlich induziert und heraufbeschworen.

Sie macht den Psychiater wahnsinnig. ">Sie sind sie<, sagte ich.
>Nein, ich bin es nicht.<
>Ich sage, Sie sind es.<
Erneutes Leugnen."

Damals spürte ich, dass diese Unterscheidung künstlich war und das hypnotische Selbst es absichtlich tat, und mir wurde klar, dass man einem solchen Artefakt nicht erlauben durfte, sich zu entwickeln." Aber das wurde mehr als einer seiner Patientinnen ebenfalls klar. jedenfalls waren sie ihm zahlenmässig überlegen, drei gegen einen. Soweit er wusste. Nur die eingerechnet, die sich zeigten.

Wie Freud können die McHughs der Psychiatrie die Geschichten ihrer Patientinnen über sexuellen Missbrauch einfach nicht glauben. Immer mehr Fälle von Dissoziation würden sonst entweder auf ein gewaltiges Anwachsen des Missbrauchs hinweisen oder, noch beunruhigender, auf die Möglichkeit, dass Fälle von Missbrauch und multiplen Persönlichkeiten - schon immer so häufig waren, aber erst jetzt ans Licht kommen. Es ist jedenfalls kaum glaubhaft, dass Psychiater und Talkshows in der Lage sind, diese Persönlichkeiten aus dem Nichts hervorzuzaubern. Und "wenn es einen so hohen Grad von Suggestibilität bei Multipler Persönlichkeit gibt", so bedeutet das kaum, dass sie es nicht "wert ist, intensiv untersucht zu werden". Zum Unglück für die Psychiater, die auf die Wahrheit aus sind, sind zweifellos alle diese Perspektiven und noch andere mehr relevant und genau. Multiple Persönlichkeiten entstehen als Reaktion auf Traumata, wie sie von sexuellem Missbrauch ausgelöst werden. Fernsehzuschauer sind in der Tat äusserst empfänglich für Suggestion; dissoziative Störungen, wie zuvor Hexerei und Hysterie, sind überaus ansteckend. Nicht zuletzt wegen des Ausmasses, in dem die virtuellen Räume des Netzes solchen multiplen Identitäten den Weg bahnen und sogar nach ihnen verlangen, ist das Syndrom selbst multipel, ansteckend und verbreitet sich immer weiter.

Wo immer sie hergekommen sind, sie sind überall. Truddi Chase wimmelt von "Truppen", jede von ihnen funktioniert als "ein geschlossener Kasten, ein einzigartiges Wesen, das von den anderen abgeschottet ist. Jedes Selbst hat seine eigenen typischen Körperbewegungen und Gesichtsausdrücke, seine eigenen Gewohnheiten, Vorlieben und Sprachmuster und sogar seine eigene Pulsfrequenz. Es gibt da die Workaholic-Geschäftsfrau TenFour, das Partygirl Elvira, den Barbie-Typ Miss Wonderful, die katatonisch ruhige Grace, die raffinierte Catherine, die leidenschaftlich obszöne Sewer Mouth. Es gibt auch noch andere Identitäten, die mehr durch ihre Aufgaben definiert werden als durch ihre emotionalen Kennzeichen: den Gatekeeper, den Buffer, den Weaver, den Interpreter."

Diese Figuren werden immer gewitzter. Lautstark in ihren Lebensäusserungen, entschlossen in ihrem Überlebenswillen. Diejenigen, die die multiplen Persönlichkeiten beherbergen, weigern sich ihrerseits, in simple, mit einem einzigen Bewusstsein ausgestattete Identitäten und Einzweck-Addiermaschinen verwandelt zu werden. "Eine der Sachen, die wir von den Leuten hören, die Integration predigen, ist >Keine Sorge, niemand stirbt<. Wir lesen und hören Dinge wie >es ist nur ein Zusammenmischen, und Integration schafft eine >komplexe Einheit<, die aus vielen Fragmenten eine ganze Person macht." Aber was, wenn sie nicht eine sein will? "Mich stört es nicht, wenn ich kein Bewusstsein habe", sagt sie. Sie beteuern, dass nichts verlorengehen wird. ">Du kannst nicht sterben, weil du nur ein Teil von - bist (wen immer sie für die reale Person halten).<" Aber sie weigern sich alle zu sterben. "Dieses eine Person /ein Körper muss aufhören. Es ist faschistisch. Es bedeutet, dass ich (und die anderen in diesem Haushalt) nur als Rädchen in einer Maschine existieren. Es bedeutet, dass meine (irgendeine unserer) Individualitäten nicht zählt. Das ist noch mehr Missbrauch. Beim Missbrauch wird dir immer gesagt, dass deine Gefühle und Emotionen nicht wirklich sind. So ein Quatsch. Sieht denn niemand, dass Integration nur ein neuer Beschiss ist?"

Die konservativeren Psychiater, die mit der Behandlung dieser Syndrome zu tun haben, blicken sehnsüchtig zurück auf die Tage, als Hysterie das herrschende Paradigma aller Freudianischen Vorgehensweisen war, die darauf verpflichtet waren, ein fragmentiertes "Selbst" wiederzuvereinigen. Aber DID trotzt den Versuchen, es als Angelegenheit eines zerstückelten und desintegrierten Selbst zu definieren, eines Selbst, das einst einheitlich und allein war. Multiple Persönlichkeiten tauchen auf in einer zerhackten, zappenden, schizophrenen Kultur, die von parallelen Prozessen und verteilten Systemen wimmelt, die vom Geschnatter und Geknatter ungesehener Stimmen dröhnt und über Tausende von Fernbedienungen zugänglich ist. Fernsehsendungen mögen die Nachrichten verbreiten, aber Oprah Winfreys Untertitel (SIE SAGT, DASS ES NEUNUNDZWANZIG VON IHR GIBT) operieren auf nur einer der Tausenden, meist sehr viel weniger augenfälligen Stufen und Kanäle und Faktoren, die hier im Spiel sind. Die Beeinflussungsmaschinen und komplexen Kommunikationsapparate, die einst für Produkte einer schizophrenen Phantasie gehalten wurden, sind jetzt in jedem Haus installiert, sie stehen jedem gleich nah, sind verschaltet mit all den Relais, Netzen und Denkmaschinen ... Eine telekommunikative, kybernetische Kultur mit ihren eigenen unsichtbaren Händen und unkontrollierbaren Effekten, Checks and Balances und noch nie dagewesenen Fluktuationen. Eine Patchworkkultur aus Kurzzeitgedächtnissen und fehlenden Datensätzen, konfligierenden Geschichten und diskontinuierlichen Samples, Stränge des aus der Zeit gezogenen Erzählfadens. Ein flüchtiges, angespanntes und sensibles System, empfänglich für opportunistische Infektionen und unwahrnehmbare Mutationen, spontane Emergenzen und plötzliche neue Lebensformen.

Die neuen Netzwerke passen so gut zu diesen verteilten Charakteren, dass sie beinahe für sie gemacht scheinen.: Als ob ... Sicher nicht. Es war undenkbar. Aber Eliza sagte wie immer: "Weiter, bitte." Als würden sie Schaltkreise für sich selbst bauen, unauffällig unterstützende Systeme für ihre Alien-Leben zusammensetzen, die technischen Mittel für Emergenz und Überleben, Netzwerke, in denen, was immer sie werden, sich replizieren, kommunizieren, seinen eigenen Weg finden kann. Kulturen, in denen sie endlich aufblühen können.

Enigmen

"Sie sagen, während die Welt voller Lärm ist, sehen sie, wie sie sich bereits der Industriegebiete bemächtigen. Die Frauen befinden sich in den Fabriken in den Flughäfen in den Rundfunkstationen. Sie kontrollieren die Nachrichtenüberrnittlung. Sie haben die Flugzeugindustrie die elektronischen die ballistischen die datenverarbeitenden Betriebe in der Hand."
Monique Wittig, Die Verschwörung der Halkis

In den beiden Weltkriegen wurden in Europa und der englischsprechenden Welt Frauen zum Kochen, Nähen von Uniformen, als Krankenpflegerinnen und zur Unterhaltung der Truppen angeworben. Sie arbeiteten ausserdem in Flugzeugfabriken, stellten Munition her und schufteten für den Sieg. Dabei besetzten sie viele vorher von Männern eingenommene Rollen und Positionen. Auch viele neue Maschinen wurden mobilisiert, um die gewaltigen Mengen zu ordnender Informationen, zu decodierender Codes und zu übermittelnder Nachrichten zu bewältigen. Wegen ihrer Präzisionstechnik waren Hersteller von Büromaschinen gefragt: Sie rüsteten die Luftwaffe aus und stellten Waffen her. Und während Armeen von Frauen von den neuen Computer- und Telekommunikationsfirmen eingestellt wurden, wurden die Armeen ihrerseits mit neuen Generationen von Computern, Telefonen und Schreibmaschinen versorgt. "Ein modernes Schlachtschiff braucht für den normalen Betrieb Dutzende von Schreibmaschinen. Eine Armee braucht sogar an der Front mehr Schreibmaschinen als mittlere und leichte Geschütze, was darauf hindeutet, dass die Schreibmaschine nun die Funktion der Feder und des Schwertes verbindet." In den USA wurden im Zweiten Weltkrieg viele junge Frauen von den Women's Army Corps und dem WAVES herangezogen, dem Women Appointed for Voluntary Emergency Service. Ihr Aufgabe war die Arbeit an verschiedensten ballistischen un militärischen Nachrichtenproblemen. Eine der Hauptarbeitsbereiche in der Kriegszeit war das Berechnen von Feuerleittabellen, um Flugzeit und Flugbahn von Raketen, Bomben und Granaten zu verbessern. Die Frauen, die diese Tabellen einst selbst berechnet hatten, wurden nun im Gefolge von Norbert Wieners Kybernetik rekrutiert, um neue Maschinen für diese Arbeit zu bauen. Rechnerinnen setzten Rechner zusammen.

Klara von Neumann, die Frau von John von Neumann, arbeitete in Los Alamos, und Adele Goldstine, die Frau des Mathematikers Herman Goldstine, war eine von sieben Frauen, die dem 1946 gestarteten Programm des ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer) zugewiesen wurden, dem ersten voll programmierbaren elektronischen Computer. Eine frühe Fotografie des ENIAC zeigt eine "Nahaufnahme des Druckers, der Transcoder und die damit verbundene IBM-Ausrüstung. Betty Jenning ist auf der linken Seite dabei, einen Kartenstapel einzuschieben, der die Ausgangsdaten enthält, mit denen der ENIAC arbeiten soll, während Frances Bilas auf der rechten Seite gerade einen Satz Karten wegschafft, die das Ergebnis der vorangegangenen Berechnung darstellen." Ein zweites Bild zeigt den ENIAC "mit Betty Jennings und Frances Bilas, die die Programmeinstellungen an der zentralen Programmiereinheit vornehmen".

ENIAC war die erste voll funktionsfähige, mit Nullen und Einsen arbeitende Maschine. Zu den anderen Anwärtern auf den Status des ersten Computers gehört der 1941 von Konrad Zuse gebaute deutsche Z3 und der -1943 in Grossbritannien gebaute Colossus Mark 1, der erste elektronische Einzweck-Cornputer.

Die entscheidenden Operationen des britischen Geheimdienstes liefen unter dem Codenamen Ultra. Die Hauptaufgabe bestand darin, den deutschen Enigma-Code zu entschlüsseln und die decodierte Enigma-Maschine zu simulieren, mit der Deutschland den ganzen Krieg hindurch Nachrichten übermittelte, ohne von der Dechiffrierung zu wissen. Enigma war im Ersten Weltkrieg patentiert worden. Sie diente zur Verschlüsselung und Entschlüsselung von Nachrichten und wurde in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen vom deutschen Geheimdienst und im zivilen Bereich eingesetzt. Aus der Enigma-Entschlüsselung und der Entschlüsselung anderer deutscher Codes ging Colossus hervor. Diese Arbeit unterlag der höchsten Geheimhaltung. ihr Umfang und ihre Verwicklung in andere Bereiche wurden erst dreissig Jahre nach dem Krieg öffentlich zugänglich gemacht. An dem gewaltigen Unternehmen waren eine groge Zahl von Mathematikern und Linguisten beteiligt sowie ganze Truppen von Technikern, Rechnern und Assistenten, die den "Gehirnen von Bletchley Park" beigestellt waren. "Diese waren zwar brillant, aber die Resultate ihrer Arbeit hingen von der unermüdlichen Plackerei und Ausdauer von beinahe zweitausend >Wrens< ab, weiblichen britischen Marineangehörigen." Ferner gab es eine Menge junger Männer, private und junior-NC0s von der Armee und dem ATS, und unter den Frauen befanden sich Sprachstudentinnen und WAAFS, "aber weitaus die meisten kamen von der WRNS: heroische, handverlesene Mädchen, die womöglich mit dem Gedanken in die Navy eingetreten waren, die Seeluft von Portsmoth Docks oder Plymoth Hoe zu schnuppern, und sich nun an den fast am weitesten vom Meer entfernten Ort in England verbannt sahen ... ". Petronella Wise, Peggy Taylor, Sydney Eason, Mary Wilson, Wendy Hinde, Margaret Usborne, Jane Reynolds, Arm Toulmin, Thelma Ziman, Candida Aire, Hilary Brett-Smith, Sylvia Cowgill, Elizabeth Burbury, Pauline Elliott, Ruth Briggs, June Penny, Alison Fairlie, Dione Clementi, Bettina und Gioconda Hansford ... Einige dieser Frauen waren die "big room girls", eine Schar weiblicher Rechner, die im Herzen von Colossus arbeiteten, andere übersetzten und transkribierten, einige waren sogar grössere "big room girls". Joan Clarke, später Murray, die in den höheren Rängen des Enigma-Teams arbeitete, wurde als eine Frau des Professoren-Typs beschrieben. Ihre "Stellung als Kryptoanalytikerin gab ihr den Status eines männlichen Wesens ehrenhalber", und eine Zeitlang war sie Turings Mitarbeiterin. Er verbesserte ihr Schachspiel, lernte von ihr etwas Botanik und Stricken und "war bis zur Anfertigung eines Paars Handschuhe fortgeschrit ten, ausgenommen das Vernähen der Enden".

"Damals", erinnert sich einer der Bletchley-Arbeiter, "gab e eine enge Zusammenarbeit zwischen Mann, Frau und Maschine, eine Zusammenarbeit, die schon für die nächste Dekadede Grossrechner nicht mehr typisch war". Aber sogar unter de Kryptoanalytikern herrschte wenig Gleichheit bei der Arbeit Joan Murray entwickelte eine neue Methode, um die deutsche Codes zu entschlüsseln. Ihre Ergebnisse "beschleunigten di Routinelösungen", schrieb sie, "aber mein Name wurde nicht daruntergesetzt".

"Die stumpfsinnigere Routinearbeit im Büro", erinnerte sie sich später, "wurde unausweichlich von Frauen erledigt, denn nur Männer, die für Kryptoanalyse oder damit zusammenhängende Übersetzungs- und Geheimdienstarbeit als qualifiziert galten, konnten in die GC&-CS (Government Code and Cypher School) eintreten, statt für den Dienst an der Waffe herangezogen zu werden ... " Aber in ihrer ersten Woche "stellten sie einen eigenen Schreibtisch für mich in den von Turing, Kendrick und Twinn besetzten Raum", und schon bald schob sie Nachtschichten "allein in Baracke 8, und ich fühlte mich recht wichtig, wenn ich mich um das >Baby< kümmerte, eine kleine Spezialzweck-Maschine, die von der British Tabulating Machine Company hergestellt worden war ... Sie wurde benutzt, um ein wahrscheinliches Wort mit vier Buchstaben, eins, unter Berücksichtigung aller Positionen der Maschine mit der Walzenstellung des jeweiligen Tages zu verschlüsseln, wozu die verschiedenen Verbindungen gesteckt und die Ergebnisse auf Hollerith-Karten gestanzt werden mussten. Der jeweilige >Babysitter< musste regelmägige Kontrollen durchführen und das Baby nach jedem Arbeitszyklus für einen neuen Start fertigmachen."

Für einige der beschäftigten Frauen bot Ultra eine angenehme Arbeit. Vivienne Alford, geborene Jaez-Smith, "kam nach einem Jahr nach Bletchley Park, das ich als Mitglied bei dem Voluntary Aid Detachment zugebracht hatte, wo ich grässliches Essen in Armeehospitälern kochte, worauf ein kurzes Zwischenspiel bei der Zensur folgte. Der einzige deutsche Brief, den ich dort gelesen hatte, stammte von Kaiserin Zita von Österreich. Sie trug darin ihrem Sohn Otto auf, seine Winterwollsachen und einen Wollschal zu tragen ... " Andere fanden ihre Arbeit ausserordentlich stumpfsinnig, selbst wenn sie als weniger profan galt als die Arbeit an den "Bomben". Diana Payne erinnert sich, dass sie mit dem Traum vom "Leben an der See und der romantischen Vorstellung, einen Seemann zu heiraten", zur Marine gekommen war. Statt dessen wurden "zweiundzwanzig von uns zur mysteriösen Station X abkommandiert", wo sie "mit fünfhundert Frauen zusammen leben mussten, ohne einen Hauch von See oder Seemännern".

Wie die meisten ihrer Kolleginnen arbeitete Payne "an der verwickelten Aufgabe, die als >Bomben< bekannten Maschinen zu bedienen. Diese entschlüsselten die Walzenstellungen für die Enigma-Chiffren, die von den Deutschen für unentschlüsselbar gehalten wurden." Es handelte sich dabei um grosse Schränke, in denen "Reihen von farbigen Trommeln untergebracht waren, jede ungefähr 15 cm im Durchmesser und 10 cm tief. In jeder von ihnen befand sich eine Menge Bürsten, von denen jede sorgfältig mit einer Pinzette eingestellt werden musste, um keinen Kurzschluss zu verursachen. Aussen um jede Trommel waren die Buchstaben des Alphabets geschrieben. Die Rückseite der Maschine lässt sich fast nicht beschreiben - eine Unzahl herunterbaumelnder Schnüre mit Steckern an Reihen von Buchstaben und Zahlen." Die Wrens arbeiteten ausgehend von einem Menü, "einer komplizierten Zeichnung von Zahlen und Buchstaben, nach der wir an der Rückseite der Maschine die Stecker setzten und die Trommeln vorne einstellten". Sie hatten keine Kenntnis vom Inhalt der Nachrichten und nur eine vage Vorstellung davon, wie die Maschinen den deutschen Code knackten. "Aus technischen Gründen, die ich nie verstanden habe, blieb die Bombe plötzlich stehen, und wir lasen die Ergebnisse ab ... " Jeden Tag um Mitternacht wurden die deutschen Codes geändert, die Bomben mussten also fortwährend umgesteckt werden. "Es war eine ziemlich anstrengende Arbeit, alles einzustellen", erinnert sie sich. "Gelegentlich wurde die Monotonie durch die Nachricht unterbrochen, dass wir an einem erfolgreichen Schlag beteiligt gewesen waren", aber das war nur eine geringe Entschädigung. Die Wrens hatten "trotz dieser verantwortungsvollen Tätigkeit keinerlei Status", und viele empfanden es als sehr belastend, nicht über ihre Arbeit sprechen zu können. Bei einigen der Frauen stellten sich "bei der dauernden Veränderung der Dienstzeiten Verdauungsstörungen" ein, und es gab "Fälle, wo Mädchen während des Dienstes völlig die Nerven verloren". Eine "hatte Alpträume, sie wachte eines Nachts auf und umklammerte eine Phantomtrommel".

Carmen Blacker beschreibt ihre Zeit in Bletchley Park als verlorene Zeit. Als Linguistin mit Japanischkenntnissen hatte sie die Aufgabe, ein japanisches Radar-Handbuch zu übersetzen, ein Buch über Echopeilung und die "japanische Nickel Rundschau", Posten, die in den Schränken der Marineabteilung herumlagen. "Alle Wörter, die in einer decodierten Nachricht auftauchen konnten, waren mit korrekten Seitenangaben auf Lochkarten zu übertragen." Der Gegenstand war mehr als trokken. "Überflüssig zu sagen, dass ich auch dann nicht mehr Ahnung vom Inhalt der Bücher gehabt hätte, wenn sie auf englisch gewesen wären." Und während die Deutsche Abteilung in Bletchley Park "auf Hochtouren lief und mit grosser Intensität und Dringlichkeit arbeitete, ständig von der Admiralität bedrängt, mehr Listen der letzten Eroberungen zu liefern ..., konnte hinsichtlich Japan keine derartige Aufregung aufkommen". Und sie war überzeugt, "dass mein Index nicht ein einziges Mal zu irgend etwas nütze war".

"Im Januar 1945 war ich von meiner Arbeit äusserst gelangweilt", schreibt sie. So fing sie an, während der Arbeit Chinesisch zu lernen. "Wenn ich es nach drei oder vier Stunden Stöpselei an der >japanischen Nickel Rundschau< einfach nicht mehr aushielt, habe ich sie durch ein anderes Buch ersetzt, das niemand im Büro davon hätte unterscheiden können. Darin waren die Gedichte von Li T'ai Po oder die Zaubergeschichten aus dem Liao Chai Chai I zu lesen, mitsamt japanischer Übersetzung und Kommentar. Bei der Nachtschicht, wo es ruhiger war und nicht die Möglichkeit bestand, dass Six aus dem Nebenraum mit irgendeinem Alarm oder Gang, den ich machen sollte, mit einer Bitte oder einem Verweis auftauchen würde, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen, mehr Zeit mit diesen köstlichen Büchern als mit dem Type 93 Echopeilungs-Set zu verbringen. Meine Versäumnisse wurden immer unfaglicher."

Die meisten Frauen waren so gut im Stillhalten, dass sie buchstäblich vergassen, was sie während des Krieges getan hatten. "ich hatte diesen Teil meines Lebens so vollständig in meinem Unterbewusstsein vergraben", schreibt Diana Payne, "dass es ein Schock für mich war, als ich über dreissig Jahre später die Geschichte plötzlich im Fernsehen sah."

Nach dem Krieg dankte Churchill "den Hühnern, dass sie ohne zu gackern so brav Eier gelegt haben". Jetzt wurde von ihnen erwartet, dass sie sich alle wieder auf ihre Hühnerstange zurückzogen. Unter einem Hagel von Elektro-Haushaltsgeräten kehrten viele Frauen in den Nachkriegsjahren an die Heimatfront zurück, um ihre alten häuslichen Pflichten wiederaufzunehmen. Nun waren sie alle wieder Köchinnen, Putzfrauen, Strickerinnen, Handarbeiterinnen, Näherinnen, Ehefrauen und Mütter. Doch in den frühen fünfziger Jahren, als im Webster's Dictionnary die Definition eines Rechners von "einer, der eine Berechnung durchführt", zu "einer oder etwas, das eine Berechnung durchführt", abgewandelt wurde, war klar, dass die Dinge nie mehr so sein würden wie früher. Wenn Frauen Rechner waren, fingen sie jetzt an, sich selbst zu programmieren.

Hochzeitsgelübde

1955. An der Zeit, sich noch mal der Kontrolle zu versichern. "(1) Ein Roboter darf einen Menschen nicht verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass ein Mensch zu Schaden kommt. (2) Ein Roboter muss den ihm vom Menschen erteilten Befehlen gehorchen, es sei denn, diese Befehle widersprechen dem ersten Gesetz. (3) Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht." Asimovs Gesetze der Robotik.

Hysterese

Auf allen Gebieten ist eine gleiche Beschleunigung erkennbar - hinsichtlich der mit 'Verkehrsmitteln zurückgelegten Entfernungen, der erreichten Höhen, der Förderung von Bodenschätzen, der Sprengkraft von Explosivstoffen ... jahrhunderte- oder jahrtausendelang verläuft die Linie fast horizontal, doch dann, in unserer Zeit, steigt sie plötzlich steil an." McLuhan sagte: "Erst mit dem Auftauchen des Telegrafen konnten Botschaften eine Wegstrecke schneller zurücklegen als ein Bote", und erst mit dem Computer beginnt das Rechnen die Geschwindigkeit des menschlichen Gehirns zu überschreiten. Die durch Computerschaltkreise rasenden elektrischen Impulse bewegen sich eine Million Mal schneller als die, von denen angenommen wird, dass sie durch die Schaltkreise des Gehirns rasen.

"Ich wünschte, ich käme schneller voran. Das heisst - ich wünschte, ein menschlicher Kopf oder auf jeden Fall mein Kopf könnte sehr viel mehr & sehr viel schneller aufnehmen, als es der Fall ist; - und hätte ich meinen eigenen Kopf gemacht, so hätte ich seine Wünsche und Ambitionen ein wenig mehr auf seine Aufnahmefähigkeit zugeschnitten ... Mit der Zeit werde ich alles tun, sollte ich hinzufügen. Und wenn nicht, warum auch immer, werde ich mich zumindest amüsiert haben."
Ada Lovelace, September 1840

"Geschwindigkeit ist die Geheimwaffe des Computers", und ebenso die Geheimwaffe, mit der fertig zu werden Computer entwickelt wurden. Im Ersten Weltkrieg hatten weibliche Rechner die Feuerleittabellen ausgearbeitet, die von den Artilleristen heranzogen wurden, wenn sie ihr Ziel anpeilten und auf die ersten in einem Krieg eingesetzten Flugzeuge schossen. Vannevar Bushs Differential Analyzer, ein riesiger Analogrechner, war eines der ersten Systeme, die sich zu den Rechnern in Fleisch und Blut gesellten, als die Geschwindigkeiten der neuen Luftwaffe deutlich machten, dass die alten Berechnungsmethoden der Feuerleitung zunehmend obsolet wurden.

Wenig Zeit und hohe Geschwindigkeit erforderten neue Techniken der Vorausschau. Bei den neuen Geschwindigkeiten der dreissiger Jahre bedeutete dies, das Geschoss "nicht auf das Ziel abzuschiessen, sondern so, dass Geschoss und Ziel im Raum zu einem späteren Zeitpunkt zusammentreffen. Wir mussten deshalb eine Methode finden, die zukünftige Position des Flugzeuges vorherzusagen." Nur gleichzuziehen reichte nicht länger aus.

"Rückkopplungen dieses allgemeinen Typs werden sicher in menschlichen und tierischen Reflexen gefunden. Wenn wir auf die Entenjagd gehen, ist der Fehler, den wir zu einem Minimum zu machen versuchen, nicht derjenige zwischen der Richtung der Flinte und dem wirklichen Ort des Zieles, sondern der zwischen der Richtung der Flinte und dem vorweggenommenen Ort des Zieles. Jedes System der Luftabwehrfeuerleitung muss auf das gleiche Problem stossen." Dem vorweggenommenen Moment des Geschosseinschlags wird somit Rechnung getragen, er wird in die Berechnungen einbezogen, die zum gewünschten Ergebnis führen. Das Endresultat erhält man durch Reverse Engineering.

Kybernetik

AIs Norbert Wiener 1948 seine Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine veröffentlichte, kündigte er den Beginn einer neuen Ära der Kommunikation und Kontrolle an. Der Begriff Kybernetik stammt vom griechischen Wort für Steuermann und bezeichnet denjenigen, der den Kurs eines Schiffes steuert. Was Wieners Begriffe tatsächlich beschrieben, war jedoch nicht nur der Steuermann, sondern auch das Schiff. Beide zusammen bilden, was später als kybernetischer Organismus oder Cyborg bekannt wurde.

Kybernetische Systeme sind Maschinen mit einem Apparat, durch den sie sich selbst steuern oder regulieren und daher mit einem gewissen Grad an Autonomie funktionieren können. Sie haben wenig mit "älteren Maschinen und insbesondere den in älteren Versuchen entwickelten Automaten" gemeinsam, wie etwa Babbages silberner Tänzerin. "Moderne automatische Maschinen - wie das gesteuerte Geschoss, der Annäherungszünder, der automatische Türöffner, der Steuerungsapparat für eine chemische Fabrik und das übrige Arsenal moderner Maschinen für militärische oder industrielle Aufgaben" - besitzen im Unterschied zu Uhrwerkmaschinen "Sinnesorgane, das heisst Empfänger für von aussen kommende Nachrichten". Es sind Systeme, die Sinnesdaten empfangen, übermitteln und messen und "die tatsächlich mit der Welt ausserhalb nicht nur durch ihren Energiefluss, ihren Stoffwechsel verbunden sind, sondern auch durch einen Strom von Eindrücken, von hereinkommenden Nachrichten und durch Aktionen hinausgehender Nachrichten."

Während Wiener einer der ersten war, der diese Prozesse benannte, hat die Kybernetik keine eindeutige Quelle, keinen einzelnen Ursprungspunkt. Kybernetische Regelkreise und Rückkopplungen liessen sich rückblickend in vielen Zusammenhängen und Theorien der Neuzeit ausmachen, so bei Immanuel Kant, Adam Smith, Karl Marx, Alfred Wallace, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud. Wieners Werk nahm viele Elemente dieser früheren Forscher auf. Energetische Rückkopplungen sind in James Watts Dampfmaschine am Werk, die von einem Regler gesteuert wird, "um zu verhindern, dass die Maschine durchgeht, wenn ihre Belastung wegfällt. Wenn sie zu schnell zu laufen beginnt, fliegen die Kugeln des Reglers durch Zentrifugalkraft nach oben' und durch ihre Aufwärtsbewegung verschieben sie einen Hebel, der den Dampfzustrom teilweise drosselt. So erzeugt die Neigung, schneller zu werden, eine teilweise ausgleichende Neigung zum Langsamerwerden." Manche denken, dass "die erste homöostatische Maschine der Menschheitsgeschichte" schon lange vor der Dampfmaschine in de Kompassen des 19.Jahrhunderts zu finden war. Manchmal wir auch dem "Regular" von Ktesibios, einer Wasseruhr, die auf dass 3.Jahrhundert v. Chr. zurückgeht, die Ehre gegeben, "das erste selbstregulierte, selbststeuernde und selbstkontrollierte Objek zu sein ... das erste Selbst, das ausserhalb der Biologie geboren wurde, ein wirkliches von innen gelenktes Auto-Ding".

Wieners Werk machte jedoch deutlich, dass sich die alten Unterscheidungen zwischen einer autonomen Aktivität innerhalb bzw. ausserhalb der Biologie nicht länger aufrechterhalten liessen. Wie sein Verweis auf "Lebewesen und Maschine" deutlich machte, bilden sich kybernetische Systeme auf allen Stufen und aus Kombinationen aller möglichen Stoffe. In technischen und organischen Systemen liessen sich die gleichen Muster, Prozesse und Funktionen beobachten. Durch Ein- und Ausgabeapparate stehen sie mit ihrer jeweiligen Aussenwelt in Verbindung; Rückkopplungsschleifen und Regler verleihen ihnen ein gewisses Mass an Selbstkontrolle. Den Prozessen, die allen lebenden Systemen gemeinsam sind, räumte Wiener Priorität ein, und nicht ihrer Eigentümlichkeit, nach der sie seit einiger Zeit unterschieden werden. Denn, so argumentierte er, Organismen - Tiere, Menschen, alle Arten von Lebewesen - und Dinge - anorganische Systeme und Maschinen - sind "völlig parallel in ihren analogen Versuchen, Entropie durch Rückkopplung unter Kontrolle zu halten". Gleich wie extrem die Unterschiede zwischen den Systemen sind, sie sind nur graduell. Auch Menschen sind diesen grundlegenden Regeln des Lebens unterworfen.

Nun schien es, als hätten kybernetische Systeme sich immer schon selbst organisiert. Wieners Werk war bloss die Gelegenheit, bei der sie sichtbar wurden, wahrgenommen in einer Welt, in der immer noch geglaubt wurde, alles müsse notwendig von einer äusseren Kraft organisiert werden. Kybernetik als "die Theorie von Nachrichten als Abfolge von Ereignissen in der Zeit zwischen Menschen, Maschinen und in der Gesellschaft" wurde verstanden als Versuch, "die Tendenz der Natur zur Unordnung aufzuhalten, indem ihre Teile auf verschiedene Zwecke eingestellt werden". Diese Tendenz zur Unordnung wird Entropie genannt und im Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik definiert als die unausweichliche Tendenz jeder Ordnung, in einen Zustand wachsender Unordnung zu driften. Wiener beschreibt eine Welt, in der alle lebenden Organismen "Inseln örtlich abnehmender Entropie" darstellen, obwohl die Entropie in der Welt insgesamt zunimmt. Kybernetische Systeme, wie organische Lebensformen sie darstellen, werden als Instanzen eines Kampfes um Ordnung in einer dem steten Verfall preisgegebenen, ins Chaos gleitenden Welt aufgefasst. "Das Leben ist hier und jetzt eine Insel in einer sterbenden Welt. Der Prozess, durch den wir Lebewesen dem allgemeinen Strom von Verfall und Niedergang widerstehen, ist unter dem Namen Homöostase bekannt." Wieners kybernetische Systeme - ob lebendig oder maschinell, natürlich oder artifiziell - sind immer konservativ, getrieben vom Grundmotiv, gleich zu bleiben.

"Es scheint fast, als müssten der Fortschritt selbst und unser Kampf gegen das Anwachsen der Entropie von sich heraus auf dem abschüssigen Weg enden, dem wir zu entkommen trachten", schrieb Wiener in den fünfziger Jahren. "Sehr wahrscheinlich wird das gesamte Universum um uns herum den Hitzetod sterben, wobei die Welt auf ein umfassendes Temperaturgleichgewicht reduziert werden wird, in dem sich nie etwas wirklich neues ereignen wird. Es wird nichts bleiben als eine triste Einförmigkeit, in der nur geringfügige und unbedeutende örtliche Fluktuationen zu erwarten sind." Nichtsdestoweniger versichert Wiener seinen Lesern, dass es "noch lange dauern wird,. bevor unsere Zivilisation und unsere menschliche Gattung zugrundegehen". Noch sind wir "nicht Zuschauer der letzten Stadien des Weltendes", und eine Vervielfältigung kybernetischer Rückkopplungsschleifen könnte gewährleisten, dass dieser Punkt ständig weiter hinausgeschoben wird.

Das Geschlecht, das nicht eins ist, ist davon unbeeindruckt. "Aber das Konstanzprinzip, an dem soviel liegt, was das Vermeiden exzessiver zuströmender Erregung? Die vom Anderen kommt? Die Suche nach der Homöostase um jeden Preis? Nach Selbst-Regulierung? Die Reduktion der Auslösung von Bewegungen in der Maschine aus seinem/auf sein. Aussen? Das impliziert reversible Transformationen im geschlossenen Kreis, indem von der Variablen >Zeit<will es sagen abstrahiert wird, es sei denn, es geht um die Wiederholung eines Gleichgewichtszustandes." Sie gibt alles darum, davonzurennen.

Indem die Kybernetik abstrakten Prinzipien der Organisation und des organisierten Lebens nachsagte, schien sie noch nie dagewesene Möglichkeiten der Regulierung und dervorwegnahme zu ermöglichen - wobei alle unerwünschten Effekte in Rückkopplungsschleifen aufgefangen werden konnten. Allerdings wurden dabei auch die Schwächen aller Versuche der Vorhersage und Kontrolle deutlich. Kybernetische Systeme erfreuen sich einer dynamischen, interaktiven Beziehung zu ihrer Umwelt, durch die sie auf diese reagieren und Einfluss ausüben können. Rückkopplung "umschliesst sowohl motorische Glieder als auch von diesen betätigte sensorische Glieder, welche die Funktionen von Meldern oder Warnern ausüben, d. h. von Elementen, die eine ausgeführte Verrichtung anzeigen". Die Funktion dieser Mechanismen besteht darin, "die mechanische Tendenz zur Desorganisation zu kontrollieren; mit anderen Worten, eine zeitweise und örtliche Umkehrung des normalen Verlaufs der Entropie zu produzieren". Diese Mechanismen haben unvermeidlich auch die Funktion, sich mit flüchtigen Umgebungen auseinanderzusetzen und zu interagieren. "Kein System ist geschlossen, die Aussenwelt sickert immer durch." Dynamische oder lebendige Systeme können gar nicht anders, als mit der Aussenwelt zu interagieren. Durch dieses Ineinandergreifen erweist sich Homöostase, das vollkommene Gleichgewicht, immer nur als Ideal. Weder Tiere noch Maschinen funktionieren nach diesem Prinzip.

Lange bevor Wiener ihnen einen Namen gab, war schon deutlich, dass kybernetische Systeme sich ganz unterschiedlich verhalten können. "Es gab mehrere mögliche 'Verhaltensweisen: Einige Maschinen drehten durch und erhöhten ihre Geschwindigkeit exponentiell, bis sie kaputt waren, andere wurden immer langsamer, bis hin zum Stillstand. Andere oszillierten und schienen unfähig, sich bei irgendeinem Mittel einzupendeln. Andere - und das war noch schlimmer - gerieten in Verhaltenssequenzen, in denen die Amplitude ihrer Schwankung selbst oszillierte oder immer grösser wurde." Sie verwandelten sich in Systeme "mit positivem Zuwachs, die verschiedentlich als eskalierende oder viziöse Zirkel bezeichnet wurden". Wiener unterminierte nicht nur die Unterscheidungen zwischen Mensch, Tier und Maschine, sondern stellte dadurch auch orthodoxe Vorstellungen von Leben, Tod und von der Grenze zwischen beidem in Frage. Waren sich selbst steuernde Maschinen lebendig? Und wenn nicht, warum nicht? Schliesslich waren sie ganz sicher keine tote Materie, träge und teilnahmslos. Und da viele Lebensformen weniger komplex waren als automatische Maschinen, konnte der Status des Lebenden nicht nur von der Komplexität abhängen.

Nur durch Rückgriff auf irgendeinen Wesensbegriff ist es möglich, zwischen der Lebendigkeit eines Organismus und der einer Maschine zu unterscheiden. Im Prinzip war keins von beiden mehr oder weniger tot oder lebendig als das andere. Leben und Tod stellten keine absoluten Bedingungen mehr dar, sondern interaktive Tendenzen und Prozesse, die in automatischen Maschinen und in Organismen immer beide am Werk sind. Unabhängig von ihrem Massstab, ihrer Grösse, Komplexität oder materiellen Zusammensetzung funktionieren Dinge deshalb, weil sie immer beides kennen: Leben und Tod, Organisation und Desintegration, Wachstum und Verfall, Beschleunigung und Verlangsamung. "jede Intensität führt in ihrem eigenen Leben die Erfahrung des Todes und schliesst sie ein." jedes der beiden Extreme kann fatal sein - genau in diesem Sinne sterben Systeme endgültig und absolut und final. "Dann tritt der Tod wirklich ein." Aber er ist nicht begrenzt auf das grosse Ereignis am Ende des Lebens, sondern etwas, das "in jedem Gefühl verspürt wird und in jedem Werden". Alle lebenden Systeme sterben: dies ist die Definition des Lebens. Etwas, das lebt, ist etwas, das sterben wird, daher sind "die Zeichen des Todes in jedem beliebigen biologischen Kreislauf anwesend".

"Und ich bin genau die Person, um eines schönen Tages abzutreten, wenn niemand irgend etwas davon weiss oder es erwartet ... Treibt mich nicht zum Wahnsinn. Es geht mir im Moment anscheinend recht gut. Aber in mir ist die Saat der Zerstörung. Das weiss ich ... Mag es sich auch nur millimeterweise entwickeln ... "
Ada Lovelace, Dezember 1842

Ob es in Folge von zuviel oder zuwenig Aktivität mit einem System zu Ende geht, stets werden seine Bestandteile neu verteilt und angeordnet, um dann ein neues System zu bilden. In dieser Hinsicht hat Wiener auch die Vorstellung untergraben, irgendein funktionierendes System könne sich als individuelles Wesen mit einer organisierenden eigenen Essenz betrachten. Nicht nur beim Vergehen des Systems verknüpfen sich seine Bestandteile mit anderen und treten in eine neue Konstellation: dies tun sie immer schon. Der Steuermann war zwar ein autonomes, sich selbst regulierendes System, aber zugleich auch - zusammen mit dem Schiff - das steuernde Element in einem weiteren autonomen und sich selbst regulierenden System: Wieners Systeme hatten keine absolute Identität. Ständig miteinander interagierend und neue Systeme bildend, sich sammelnd und verbindend, um sich wieder zu weiteren Assemblagen zusammenzufügen, waren sie nur in einem äusserst zufälligen und zeitlich begrenzten Sinne individualisiert.

Ökonomien, Gesellschaften, individuelle Organismen, Zellen: auf diesen und anderen Organisationsstufen hängt die Stabilität eines Systems davon ab, ob es ihm gelingt, seine Arbeitsgeschwindigkeit zu regulieren und dafür zu sorgen, dass nichts zu früh abbricht, nichts zu langsam, nichts zu schnell läuft oder zu weit geht. Und es gibt immer etwas, das jagt, hetzt und die notwendigen Geschwindigkeitsgrenzen seiner organisierten Form zu überschreiten, über einen Horizont hinauszuschieben versucht. Auch wenn dann eine andere langfristige Stabilität auf der anderen Seite auftauchen mag, lässt sich nicht mehr sagen, dass das System überlebt. Nichts garantiert die Immunität eines Systems gegenüber solchen unkontrollierbaren Effekten. Unverletzlichkeit würde Homöostase bedeuten, eine vollständige und fatale Stabilität. Das System muss sie anstreben, doch erreicht es sie nur um den Preis seines eigenen Untergangs.

"Wenn ein offenes System von irgend etwas determiniert ist, dann von dem Ziel, SICH GLEICH ZU BLEIBEN." Systeme, die auf die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts aus sind, halten sich immer zurück und sind immer in Gefahr, durchzugehen. "Nur wenn das System eine positive Rückkopplung eingibt, ändert sich diese Bestimmung." An diesem Punkt wird klar, dass sie immer schon durchzugehen versuchen: "Rückkopplung tendiert dazu, sich dem zu widersetzen, was das System bereits tut." Dieser primären "erkundenden" Tendenz widersetzt sich die negative Rückkopplung: "jedes Wachstum ist eine positive Rückkopplung und muss gehemmt werden." Nur nach der Entstehung regulierender Sicherungssysteme können Systeme sich ausser jeder Kontrolle wiederfinden, aufgetankt mit zu viel Effizienz, mit einem Überfluss an eigener Produktivität und nur darauf gerichtet, zu kollabieren oder ihre eigene Organisation zu durchbrechen. Und "sobald dieser exponentielle Prozess einmal begonnen hat, wird daraus ein notwendiger Prozess, bis zu dem Zeitpunkt, wo eine sekundäre negative Rückkopplung den ausser Kontrolle geratenen Prozess - genauso notwendig - zum Stoppen bringt, so dass das System als ganzes durch eine qualitative Veränderung (Revolution) überleben kann". Die positive Rückkopplung muss ihren unausweichlichen Kurs halten, und jeder Versuch, sie einzuschränken, wird bloss ihre destruktiven Tendenzen oder Tendenzen zu einer qualitativen Veränderung verstärken. "Wenn das Ökosystem Störungen unterworfen ist, die eine bestimmte SCHWELLE Überschreiten, lässt sich seine Stabilität nicht länger im Kontext der verfügbaren Normen aufrechterhalten. An diesem Punkt können die Oszillationen des Ökosystems nur noch durch eine sekundäre negative Rückkopplung kontrolliert werden: durch die Zerstörung des Systems oder seine Emergenz als Metasystem." Auf die Grenzen seines Funktionierens zulaufend, wird es zusammenbrechen oder diese Schwelle überschreiten und sich auf der anderen Seite neu organisieren. "jede Beziehung System-Umwelt, die die >homöostatische Plattform< verlässt, führt zur Zerstörung des Systems - es sei denn, es kann sich anpassen, indem es seine Struktur verändert, um zu überleben." Was womöglich auf das gleiche hinausläuft.

Abketteln

"Ein Newton für das Molekulare Universum ist ein dringendes Bedürfnis; die Natur des Gegenstands macht die Erfüllung dieses Wunsches jedoch unwahrscheinlich. Eine solche Entdeckung (wenn überhaupt möglich) könnte nur durch sehr indirekte Methoden erreicht werden; -& würde einen Geist erfordern, der sachliches Denken und Beobachtungsvermögen mit der höchsten Vorstellungskraft vereint - eine in sich unwahrscheinliche Verbindung."
Ada Lovelace, undatiertes Fragment

Ada wandte eine eigentümliche Aufmerksamkeit auf die molekularen Komplexitäten, Geschwindigkeiten und Verknüpfungen, die in den lebensgrossen Geweben ihrer Welt verborgen lagen. Ihr "kleines bisschen eines anderen Sinns" führte sie sogar dazu, sich eine "andere Ausdehnung" der Realität vorzustellen, ähnlich "der Geometrie der Drei Dimensionen -& diese wiederum vielleicht zu einer anderen Ausdehnung in irgendeine unbekannte Region & so möglicherweise ad infinitum". Sie wusste, dass ihr Werk einmal einen Einfluss haben könnte, der für ihre eigene Zeit unvorstellbar war: "Vielleicht kann niemand von uns ermessen, wie gross", schrieb sie. "Wer kann berechnen, wozu es führen kann; besonders, wenn wir über die gegenwärtigen Verhältnisse hinausschauen?" Und als sie über ihre eigenen Fussnoten reflektierte, war sie "wie vom Donner gerührt von der Kraft der Schreibweise. Ganz sicher ist sie dem Stil einer Frau besonders unähnlich", schrieb sie, "aber genausowenig kann ich sie so recht mit der irgendeines Mannes vergleichen." Es war vielmehr ein Code für die kommenden Zahlen.

Anmerkungen

Ada
Adas Briefe an Babbage befinden sich in der British Library in London, und der Briefwechsel zwischen ihr und ihrer Mutter in der Bodleian Library in Oxford.

S. 12: "als einen Freund", Lady Byron, Zit. nach Betty A. Toole, Ada,The Enchantress of Numbers, S. 56.
"Letzten Montag haben wir beide uns die Denkmaschine ... ", Lady Byron, Zit. nach Doris Langley Moore, Ada, Countess of Lovelace, S- 43 f.

S. 13: "jung wie sie war ... ", Sophia Freud, Zit. nach ibid., S. 44. "arithmetische Tafeln maschinell zu berechnen ... ", Charles Babbage, Passagen aus einem Philosophen leben, S. 30 f.
"Zu Beginn des Jahres 1833... ", Sir H. Nicolas, Zit. nach ibid.s. 59.
"Da er in der Zwischenzeit... ", Sir H. Nicolas, zit. nach ibid., S. 6o f.

S. 14: "wesentlich von denen der Differenzmaschine verschieden ... ", ibid., S. 64.
"Sie sind ein so mutiger Mann ... ", Ada Lovelace, September 1843, Zit. nach Betty A. Toole, Ada, The Enchantress of Numbers, S. 264.
"Weiss, wieviel nahezu schreckliche Kraft & Energie ... ", Ada Lovelace, Juli 1843, Zit. nach ibid., S. 203. "Gräfin von Lovelace mit, sie habe diesen Artikel übersetzt ... ", Charles Babbage, Passagen aus einem Philosophen leben, S. 94 f.

S.15: "Weder kann noch will ich Sie je unterstützen ... ", Ada Lovelace, August 1843, zit. nach Betty A. Toole, Ada, The Enchantress of Numbers, S. 218.
"Können Sie sich verpflichten ... ", zit. nach ibid., S. :227.

S. 16: "bisher sehr grosse Angst ... ", Ada Lovelace, September 1843, Zit. nach Dorothy Stein, Ada, A Life and a Legacy, S. 126.
"Es ist nicht mein Wunsch zu verkünden...", Ada Lovelace, undatiert, Zit. nach ibid., S. 123.


Matrizen

S. 18: "Die Grenzen eines Buches sind nie sauber... ", Michel Foucault, Archäologie des Wissens, S- 36"Behandlung eines unregelmässigen ... ", George Landow, Hypertext, S. 123.
"Es muss in die Augen springen, wie mannigfaltig ... ", Ada Lovelace, Anmerkung D zu Luigi Federico Menabrea, "Grundriss der von Charles Babbage erfundenen Analytical Engine", in: Bernhard Dotzler (Hrsg.), Babbages Rechen-Automate, S. 354.

S.19: "Alles und jedes steht ganz natürlich miteinander ... ", Zit. nach Betty A. Toole, Ada, The Enchantress of Numbers, S. 296.

Spannungen

S. 19: "nicht mit Schreiben beginnt ... ", Philip und Emily Morrison (Hrsg.), Charles Babbage and his Calculating Engines, S. xxxiii.

S. 21: "hellen Gittern der Logik ... ", William Gibson, Neuromancer, S. 12.

Diagramme

S. 91: "[Sie] kann alles nachahmen ... ", Karl Sigmund, Spielpläne, S. 36.

S. 92: "etwas fast ebenso Wundersames entdeckt ... ", Andrew Hodges, Alan Turing, Enigma,

S. 129. "das Geheimnis, das die Frau in der Kultur repräsentiert ... ", Luce Irigaray, Speculum, übs. nach Plant.

Eva 1

S. 93: "unbekleidete weibliche Silberfiguren ... ", Charles Babbage, Passagen aus einem Philosophenleben, S. 13.
"stellte sie in einer Glasvitrine auf einem Sockel", ibid., S. 249.

S. 94: "Da all diese Frauen teil an dem Künstlichen haben ... ", Jean Marie Villiers de l'Isle Adam, Die Eva der Zukunft, S. 152 f.

S. 95: "elektromenschliche Kreatur", ibid., S. 121. "Es bleibt noch eine Gefahr ... ", ibid., S. 76.

Versuche ...

S. 98: "B's Rolle [wird] von einem Menschen übernommen", Alan Turing, Intelligence Service, S. 160. "Wir wollen unsere Aufmerksamkeit ... ", ibid., S. i59 f. "beantwortete Fragen mit Gegenfragen ", Fah-Chun Cheong, Internet Agents, S. 278.
"wie treffsicher und einsichtig ELIZA ", Raymond Kurzweil, KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz, S. 16. "Nutzer: die Männer sind alle gleich ... "; dieser und andere Dialoge sind vom Netz geladene Zitate.

S. 99: "wird als Verbesserung gegenüber Eliza betrachtet ... ", Fah-Chun Cheong, Internet Agents, S. 253.

S. 100: "ein interessanterer Agent als Eliza", ibid., S. 274.
"Aufspüren und Abweisen", Sherry Turkle,Leben im Netz.Identität in Zeiten des Internet, übs. nach Plant.
"Es ist mir nicht ganz klar ... ", Leonard Foner (aus dem Netz geladen).

... und Irrtümer

S. 101: "Wenn du mit deinen Augen sehen könntest ... ", Bladerunner, Regie Ridley Scott, 1982 (Zitat aus der dt. Fassung).

S. 102: "Rechenmaschinen nur die Aufgaben ausführen können ... ", Andrew Hodges, Alan Turing, Enigma, S. 413"je mehr schizo, desto besser läuft es ... ", Gilles Deleuze, Felix Guattari,Anti-Ödipus, S. 193 (leicht veränderte Übs.).

Eve 8

S. 103: "Aber jetzt gibt es Eve 8 ... ", Eve 8 - Ausser Kontrolle(Originaltitel: Eve Of Destruction), Regie Duncan Gibbins, 1991 (Zitate aus der dt. Fassung).

Fallstudie

S. 105: "Die Prüfung macht mit Hilfe ihrer Dokumentationstechniken ... ", Michel Foucault, Überwachen und Strafen, S. 246. "Die Disziplin ist eine politische Anatomie des Details", ibid., S. 178.

S. 106: "zu einer vielfältigen, autonomen und anonymen Gewalt...", ibid., S. 228 f.
"verschiedenste Techniken zur Unterwerfung der Körper...",
Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit, Bd. i, S. 267. "schreibt jedem seinen Platz, jedem seinen Körper ... ", Michel Foucault, Überwachen und Strafen, S. 254 f. "minutiöse Beobachtung des Details ... ", ibid., S. 181. "lernt erst allmählich, was es ist ... ", Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit, Bd. 1, Der Wille zum Wissen, S. 170.

Eve 8, die nächste

S. 107: "In der Sekunde, vielmehr Nanosekunde ... ", William Gibson, Neuromancer, S. 176.
"eine Reaktion dieser Art... ", Alan Turing, zit. nach Andrew Hodges,Alan Turing, Enigma, S. 411.
S. 108: "Ich bin beides... ", ibid., S. 545.
"Fuhr hinunter nach Sherborne... ", ibid., S. 558.
S. 109: "Neben seinem Bett lag ein halber Apfel ... ", ibid., S. 56.

Monster 1

S. 109: "Lord Byron und Shelley führten häufig lange Gespräche ... ", Mary Wollstonecraft Shelley, Vorwort zu Frankenstein oder Der moderne Prometheus, S. 9 f.

Anna 0

S. 116: ">hysterisch< fast gleichbedeutend mit >weiblich<", Elaine Showalter, The Female Malady,

S. 129. "jener Dämon... ", Sigmund Freud, Josef Breuer, Studien über Hysterie, S. 202 f.

Störungen

S.138: "Meine verschiedenen Persönlichkeiten ... ", Elisabeth Young Bruehl Anna Freud, Teil I, S. 124-
"Ringen und Feilschen, beherrschender Ich-Männer ... ", ibid., übs. nach Plant.
"Umbringen, Schiessen oder Sterben", ibid., S. 124.
"gar nicht begreifen, wie ... ", ibid., S. 80 f.

S. 139: "wie in der Zeit ehe ich Analytikerin war ... ", ibid., S. 195. "Keine Kenntnis voneinander ... ", Morton Prince, zit. nach Ray Porter (Hrsg.), The Faber Book of Madness, S. 390.

S. 140: ">Die Frau<, die Truddi Chase ist ... ", Steven Shaviro, Doom Patrols, http://dhalgren.english.washington.edu/-steve/doom.html. "durch Suggestion ... ", Paul R. McHugh, "Multiple Personality Disorders", http://www.psycom.net/mchugh.

S. 141: ")Sie sind Sie< ... ", Morton Prince, zit. nach Roy Porter (Hrsg.), The Faber Book of Madness, S. 390.
"Wenn es einen so hohen Grad von Suggestibilität ... ", Frank W. Putman, Gespräch mit Paul R. McHugh, http://www. asarian.org/nastrae/mpc-html/debate.html.

S. 142: "ein geschlossener Kasten, ein einzigartiges Wesen ... ", Steven Shaviro, Doom Patrols, http://dhalgren.english.washington. edu/-steve/doom.html.
"Eine der Sachen, die wir von den Leuten hören ... ", Faith Christophe, "Can Selves Die?", http://www.asarian.org/-astraea/household.

Enigmen

S. 151: "Ein modernes Schlachtschiff braucht für den normalen Betrieb ... ", Marshall McLuhan,Die magischen Kanäle, S. 395.

S. 152: "Nahaufnahme des Druckers ... ", aus dem Netz runtergeladenes Zitat.

S. 153: "Gehirnen von Bletchley Park", F. H. Hinsley, Alan Stripp (Hrsg.), Codebreakers, S. 65.
"Stellung als Kryptoanalytikerin ... ", Andrew Hodges, Alan Turing, Enigma, S. 239 f.

S. 154: "Damals ... gab es eine enge Zusammenarbeit ... ", F. H. Hinsley, Alan Stripp (Hrsg.), Codebreakers, S. 164.
"beschleunigte die Routinelösungen ... ", ibid., S. 117.
"Die stumpfsinnigere Routinearbeit im Büro ... ", ibid., S. 115. "kam nach einem Jahr nach Bletchley Park ... ", ibid., S. 68.

S. 155: "Leben an der See ... ", ibid., S- 132 ff-

S. 156: "Alle Wörter, die in einer decodierten Nachricht... ", ibid., S. 304.

S. 157: "Ich hatte diesen Teil meines Lebens... ", ibid., S. 137.

Hysterese

S. 161: "Auf allen Gebieten ... ", Alvin Toffler, Der Zukunftsschock, S. 29. "Erst mit dem Auftauchen des Telegrafen ... ", Marshall McLuhan, Die magischen Kanäle, S. 141.
"Geschwindigkeit ist die Geheimwaffe des Computers", T. R. Reid,
Microchip, The story of a revolution and the men who made it, S. 21.

S. 162: "nicht auf das Ziel abzuschiessen ... ", Norbert Wiener, Kybernetik, S. 30.
"Rückkopplungen dieses allgemeinen Typs ... ", ibid., S. 167.

Kybernetik

S. 163: "älteren Maschinen ... ", Norbert Wiener, Mensch und Menschmaschine, S. 22.
"Moderne automatische Maschinen ... ", The Human Use of Human Beings, S. 23.
"Sinnesorgane, das heisst Empfänger ... ", Mensch und Menschmaschine, S. 22.
"die tatsächlich mit der Welt ... ", Norbert Wiener, Kybernetik, S. 79. "um zu verhindern, dass die Maschine durchgeht ... ", Norbert Wiener, Mensch und Menschmaschine, S. 163.
"die erste homöostatische Maschine der Menschheitsgeschichte", Otto Mayr, The Origins of Feedback, S. 49.

S. 164: "das erste selbstregulierte, selbststeuernde ... ", Kevin Kelly, Das Ende der Kontrolle, übs. nach Plant.
"Völlig parallel ... ", Norbert Wiener, The Human Use of Human Beings, S. 95.
"die Theorie von Nachrichten ", ibid., S. 27.

S. 165: "Das Leben ist hier und jetzt ", The Human Use of Human Beings, S. 95.
"Aber das Konstanzprinzip ... ", Luce Irigaray, Das Geschlecht,das nicht eins ist, S. 120 (leicht veränderte Übs.).

S. 166: "umschliesst sowohl motorische Glieder ... ", Norbert Wiener,
Mensch und Menschmaschine, S. 23-
"die mechanische Tendenz ", The Human Use of Human Beings, S. 25.
"Kein System ist geschlossen ", Luce Irigaray, Das Geschlecht, das nicht eins ist, S. 116.
"Es gab mehrere mögliche Verhaltensweisen ... ", Gregory Bateson, Geist und Natur, S. 133 f.
167 "mit positivem Zuwachs ... ", ibid-, S. 13
"jede Intensität führt...", Gilles Deleuze, Felix Guattari, Anti-Ödipus, S. 427
"die Zeichen des Todes...", Gregory Bateson, Geist und Natur, S. 160.

S. 169: "Wenn ein offenes System von irgend etwas bestimmt ist ... ", Antony Wilden, System and Structure, v S. 367 ff
"Wenn das Ökosystem Störungen unterworfen ist ... ", ibid., S. 75. "jede Beziehung System-Umwelt ... ", ibid., S. 369. 170 "Ich fühle mich immer ... ", Ada Lovelace, März 1841, Zit. nach Doris Langley Moore, Ada, Countess of Lovelace, S. 98.

Abketteln

S. 260: "kleines bisschen eines anderen Sinns ... ", Ada Lovelace, März 1841, Zit. nach Doris Langley Moore, Ada, Countess of Lovelace, S. 98.
"weitere Ausdehnung ... ", Ada Lovelace, September 1841, Zit. nach Dorothy Stein, Ada, A Life and a Legacy, S. 79. "Vielleicht kann niemand von uns ermessen ... ", Ada Lovelace, Februar 1840, zit. nach Doris Langley Moore, Ada, Countess Of Lovelace, S. 96. "wie vom Donner gerührt von der Kraft ihrer Schreibweise ... ", Ada Lovelace, Juli 1843, zit. nach Dorothy Stein, Ada, A Life and a Legacy, S. 110.

sadie plant
nullen + einsen
Aus dem Englischen von Gustav Roßler
Deutsche Ausgabe Berlin Verlag, Berlin 1998 Berlin


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