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Documentaries by Hito Steyerl

20 /01 / 2001
Screening / Discussion

Geschichts- und Identitätskonstruktionen - Neue Ansätze im Dokumentarfilm
Teil 2, Konzept: Ute Meta Bauer(D)

Die leere Mitte (1998) 16mm on Video, 62min.
Dir. Hito Steyerl

Normalität 1-9, (1999 / 2000) BetaSP, 32min
Dir. Hito Steyerl

Discussion
Hito Steyerl, Ute Meta Bauer

Hito Steyerl
Die leere Mitte, Hito Steyerl

english

Hito Steyerls Die Leere Mitte wird zum ersten mal in Stuttgart gezeigt. Normalität 1-3 war auf dem Filmwinter 2000 zu sehen, mittlerweile sind 6 weitere kurze Dokumentarfilme entstanden, Normalität 1-9 wird nun ebenfalls zum ersten mal in Stuttgart gezeigt.

Diese Veranstaltung ist Teil II der Seminarreihe, "Geschichts- und Identitätskonstruktionen - Neue Ansätze im Dokumentarfilm" die Ute Meta Bauer für haus.0 konzipiert. Sie findet wie Teil I zu Frantz Fanon: Black Skin, White Mask (BBC, 1996) mit dem Autor und Regisseur Isaac Julien und seinem Co-Autor und Produzenten Mark Nash wieder in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Filmwinter statt.

Für den Stuttgarter Filmwinter 2001 hat Hito Steyerl unter dem Titel "Framing Globalities" drei Programme zusammengestellt und ist Mitglied der Jury.

Hito Steyerl lebt und arbeitet als Filmemacherin, freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie studierte von 1987 bis 1990 Kino- und Dokumentarfilm in Tokyo bei Imamura Shohei und Hara Kazuo. 1990 bis 1991 war sie Regieassistentin und Koordinatorin für Produktion und Technik bei Wim Wenders, u.a. für Bis ans Ende der Welt. Danach studierte sie Dokumentarfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in München von 1992 bis 1998.

Seither war sie mit ihren Dokumentarfilmen auf zahlreichen internationalen Filmfestivals, bei thematischen Kunstausstellungen und internationalen Symposien über Neue Medien, zu Informationstechnologien und zu Kulturtheorien vertreten, insbesondere zu Fragestellungen über Migration, Interkulturalismus und Globalisierung. Neben Vorträgen, Präsentationen und Seminaren an Kunst- und Filmhochschulen, wie der HdK Berlin, HfbK Hamburg, Hochschule für angewandte und bildende Künste, Wien, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Hochschule für Film und Fernsehen München, HdK Basel, war sie im Sommer 2000 an der Internationalen Frauenuniversität (ifu) in Hannover beteiligt.


Die leere Mitte

HFF München, 1998, 62min, 16mm
Buch / Regie / Schnitt: Hito Steyerl
Kamera: Meike Birck, Boris Schafgans, Hito Steyerl

Der Film beobachtet über einen Zeitraum von acht Jahren die architektonischen und politischen Veränderungen am Potsdamer Platz in Berlin. Auf einem leeren Minenfeld zwischen den Grenzen des Kalten Krieges entsteht zwischen 1990 und 1998 allmählich ein Hauptquartier internationaler Konzerne. Jahrzehntelang liegt der Platz brach: als leere Mitte Berlins. Jetzt kehrt die Mitte zurück.

Nach der Deutschen Einheit siedelt sich das Zentrum politischer Gewalt wieder in Berlins Mitte an. Zur selben Zeit werden Menschen an den Rand der Stadt gedrängt. Sie werden durch die Zentralisierung von Deutschlands wirtschaftlicher und politischer Macht marginalisiert. 1990 rufen Besetzer eine sozialistische Republik auf dem Todesstreifen aus. Acht Jahre später stehen an derselben Stelle die neuen Bürobauten des Daimler Benz Konzerns.

Mittels langer Überblendungen werden die urbanen Umbrüche sichtbar gemacht. An ihnen zeigen sich die Spuren globaler Umstrukturierungen, aber auch das Fortwähren sozialer und politischer Grenzziehungen. Die Geschichte des Platzes macht deutlich, dass es immer auch der Ausgrenzung, besonders gegen Zuwanderer und Minderheiten bedurft hat, um ein mächtiges Zentrum der Nation zu errichten. Der Film bemüht sich im Gegenzug darum, denen eine Stimme und eine Geschichte zu geben, die nach wie vor von dieser Mitte ausgeschlossen bleiben.

"Es geht weniger darum, Abgrenzungen als Grenzen zu überqueren, sondern eher um das partielle Verschwinden, die Auflösung oder Verlagerung der Abgrenzungen selbst. Es geht darum, dass die Grenzen sich plötzlich verschieben, wenn du versucht, sie zu passieren... Jetzt verstehst du, dass wir auch über die Zersplitterung von Grenzen sprechen; ihren Teilabriss, ihre Neuverhandlung, Verlagerung; über das Auftauchen neuer Grenzen, die quer durch die alten verlaufen." (Stuart Hall)


Normalität 1-9

discinema, 1999 / 2000, 32min, Beta SP
Buch / Regie /Schnitt: Hito Steyerl
Protagonist: Ari Joskowicz
Kamera: Hito Steyerl, Marcus Carney
Musik: Arnold Schönberg, op. 42 2/3
Mitarbeit: Jochen Becker, Boris Buden, Albert Steyerl

"Auch die Toten werden vor dem Feind, wenn er siegt nicht sicher sein.
Und dieser Feind hat zu siegen nicht aufgehört."
(Walter Benjamin, 1940)

1998 wird Heinz Galinskis Grab mehrfach bombardiert. Er war der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. Eine Reihe antisemitischer Gewalttaten ereignet sich. Normalität 1-9 besteht aus einer Reihe sehr kurzer Dokumentarfilme, die über einen Zeitraum von mittlerweile zwei Jahren eine Atmosphäre antisemitischer und rassistischer Gewaltsamkeit vor Augen führt, die in Deutschland und Österreich für normal gehalten wird


Texte von Hito Steyerl
:

Haunting Humanism, 2000
Culture and Crime, 2000
The (W)hole of Babel, 2000


Filmographie von Hito Steyerl
:

Deutschland und das Ich
1994, 42 min, 16mm
Preis auf dem Dokumentarfilmfest München 1995


Land des Lächelns
1996, 2min, Beta SP, short documentary

Babenhausen
1997, 4min, Beta SP, short documentary

Die leere Mitte
1998, 62min, 16mm, Dokumentarfilm

Normalität 1-9
1999/2000, 32min, Beta SP, Dokumentarfilm

aktuelles Projekt:
Europas Traum
Dokumentarfilm über Europa, 80 min

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