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10 / 10 / - 24 / 11 / 2000
Ausstellung / Präsentation

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Nomeda und Gediminas Urbonas (LT)

Filmliste + Synopsis

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Session
Frauen
Psychologie
Filmauswahl

english

Herkus Mantas / Herkus Mantas
Drehbuch: Saulius Saltenis,
Regie: Marijonas Giedrys, LT 1972, 148 min, s/w

Hier handelt es sich um den ersten litauische Historienfilm. Im 13. Jahrhundert revoltieren die Preußen gegen die Teutonen. Eine der tragischsten Epochen der litauischen Geschichte wird durch die Figur des preußischen Rebellenführers Herkus Mantas erzählt. Der Film ist den Preußen gewidmet, einer Nationalität, die in der Nähe der Baltischen See zwischen den Flüssen Vysla und Nemuns lebte, und der sich Litauen ethnisch verbunden fühlte. Die Kreuzritter auf ihrem Weg nach Osten wurden kurzfristig aufgehalten, dann aber wurde Preußen aber niedergeschlagen und kapitulierte. Die historische Figur des Herkus Mantas wandte sich vom Christentum, und auch vom Heidentum ab. Sowohl Atheist wie auch Humanist zu sein, war mit dem Bild eines Kämpfers und Führers schwer vereinbar.

Ties Riba / An der Grenze
Drehbuch: Grigorijus Kanovicius, Saulius Saltenis, Regie: R.Vabalas, LT 1973

Litauen in den frühen 70er Jahren. Der Ermittler Andrius Sukys arbeitet an der Aufklärung eines Diebstahls in einem Schlachthaus. Als die Täter ihre Identität versehentlich preisgeben, stößt er auch noch auf einen anderen Mordfall. Es stellt sich heraus, dass einer der an diesem Mord Beteiligten der Alte Evaldas ist, in dessen Wohnung Andrius wohnt. Evaldas gibt sein Verbrechen zu und begeht Selbstmord.

Velnio Nuotaka / Teufels Braut
Drehbuch&Regie: Arunas Ebriunas,
LT 1974, 78 min, Farbe

Ein Musical über den Sieg der Liebe, und über die Tricks des Teufels. Der kleine Teufel Pinciukas wird aus der Hölle verstoßen und taucht in der Mühle von Baltaragis auf. Der Müller verspricht dem Teufel seine Seele, und die Hand seiner Tochter Jurga, im Austausch dafür hilft Pinciukas dem Müller bei seiner Arbeit. Als Jurga erwachsen wird, erinnert der Teufel den Müller an sein Versprechen. Jurga jedoch verliebt sich in den jungen Girdvainis, der sie ebenfalls heiraten möchte. Um die Ankunft des Bräutigams in der Mühle zu verhindern, schmiedet Pinciukas alle möglichen Pläne, die jedoch alle scheitern. Es geht natürlich um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, und um den Triumph der Kräfte der Liebe. Obwohl Jurgas Sieg den glücklichen Ausgang dieser Geschichte garantiert, so wird in der Geschichte der arrangierten Hochzeit der Tochter doch ein traditionelles patriarchales Muster sichtbar.

Perskeltas Dangus / Zerschmetterte Himmel
Drehbuch: R.Gudaitis, Marijonas Giedrys,
Regie: Marijonas Giedrys, LT 1975

Eine Familie in einem litauischen Dorf wird von den Auswirkungen sowjetischer Städteplanung getroffen. Steponas Kreivenas, ein Baumeister, kehrt nach langer Abwesenheit in sein Elternhaus zurück. Seine Rückkehr beschleunigt den Zerfallsprozess der patriarchalen Strukturen. Steponas, seine Brüder und seine Schwester wollen die Lebensweise ihres Vaters nicht mehr akzeptieren. Steponas, der einer neuen Kultur der Mobilität angehört, hat kein Verständnis für seine Eltern, deren Aufmerksamkeit nur auf Familie und Hof gerichtet ist. Auch die merkantile Leidenschaft seines Bruders Vacis ist Steponas fremd. In dieser Geschichte kommen zwei weibliche Charaktere vor, die beide mit Steponas zu tun haben. Ihre Rollen sind als die von Schwester und Ehefrau festgelegt. Beide haben sie keine Möglichkeit, über ihr Leben selbst zu entscheiden. Seine Frau Polina, erträgt die Mühseligkeiten des Lebens stumm an der Seite ihres Mannes. Schwester Sarune hingegen träumt vom Leben in der Großstadt. Sie muss sich zwischen dem bourgeoisen Leben im Dorf und all den Unsicherheiten, die eine Leben in der Großstadt mit sich bringt, entscheiden.

Virto Azuoli / Fall der Eichen
Drehbuch: Virginijus Cepaitis, Gytis Luksas,
Regie: Gytis Luksas, LT 1976

Der Film erzählt die Geschichte der Arbeiterin Kazyte, die auf einem entlegenen Gehöft lebt. Alle drei Söhne ihres Arbeitgebers interessieren sich für sie, Kazyte aber zieht den Arbeiter Klemensa vor. Als ihre Arbeitgeberin stirbt, verfügt sie im Testament, dass Kazyte den jüngsten Sohn Antanelis heiraten muss. Von diesem Tag an beginnt ein neues Leben. Langsam, aber sicher übernimmt Kazyte die Kontrolle über den Betrieb. Die älteren Brüder sind hinderlich, also wird man sie einen nach dem anderen los. Als Antanelis, der ihr blind vertraut, als einziger übrig bleibt, enthüllt sich ihr Plan. Sie bringt ihn dazu, ein Testament zu unterschreiben, in dem der gesamte Besitz ihr überlassen wird. Als Antanelis beseitigt ist, kann Kazyte endlich ihre alte Liebe Klemensas heiraten. Als dieser aber herausfindet, welcher Preis für die gemeinsame Zukunft bezahlt wurde, weigert er sich. Einer der frauenfeindlichsten Filme des litauischen Kinos. Die Frau nimmt natürlich die Rolle der gefährlichen Verführerin ein. Sie wird dafür bestraft, dass sie die Grenzen ihrer Bestimmung überschreitet. Der Titel des Films bezieht sich auf die Eiche als Symbol der Männlichkeit. Obwohl die weibliche Hauptfigur aus einer niedrigen Klasse stammt und berechtigterweise die Klassenordnung herausfordert, und den Arbeiter begehrt, den sie liebt, so ist ihr Motiv doch nur das einer egoistischen Liebe, und deshalb gegen das "Naturgesetz".

Saduto Tuto / Saduto Tuto
Drehbuch: Vytautas Alakevicius,
Regie: Almantas Grikevicius, LT 1975

Die Geschichte erzählt von der schwierigen Beziehung zwischen dem Künstler und der Gesellschaft anhand der Geschichte zweier Freunde, Petras und Povilas. Es geht um Familienleben, Liebe, Leben und Tod, Gerechtigkeit und Betrug. Das Script konzentriert sich auf zwei Männer, beide Künstler, und konfrontiert sie mit kreativen und moralischen Problemen. Die beiden Frauen in dieser Geschichte bleiben von der Männerwelt ausgeschlossen. Ula ist eine erwachsene, engagierte Frau. Man sieht sie beim Sonnenbaden in einem Boot, ihre attraktive Figur, ihre pointierten Bemerkungen, und ihr sarkastisches Lachen. Ihre Figur wirkt ein wenig artifiziell, und sie steht der Kunst misstrauisch gegenüber. Povilas' Frau gehört zum Typus der sexy Blondine, ihre Rolle wird nicht weiter vertieft. Ihr ganzer Charme verlässt sie, als sie gegen Ende des Films von ihrer Schwangerschaft erfährt, schließlich verliert sie das Interesse am Leben selbst.

Mainai / Wechsel
Drehbuch/Regie: R.Vabalas, LT 1977, 89 min.

Nach dem Tod seiner Mutter zieht Vytas Morkus in ihre Wohnung ein, um seine Familie unterzubringen. Seine Frau Lina sieht im Tod seiner Mutter eine Möglichkeit, Profit aus der Wohnung zu schlagen. Es geht in diesem Film um den Unterschied zwischen seiner idealistischen Haltung und der seiner Frau, die eher materiell veranlagt ist. Während er auf einen Bus wartet, trifft Vytas eine andere Frau, Stase. Mit ihr macht er eine kleine Reise. Lina und Stase sind sehr gegensätzlich. Aber beide trennen ihn zuletzt von seiner Familie - Lina trennt ihn von seinen Eltern, Stase von Lina und seinen Kindern. Er wird krank, und obwohl er irgendwie weitermacht, ist er physisch und moralisch ruiniert.

Sodybu Tutjimo Metas / Periode von leerstehenden Farmen, 2 Serien
Drehbuch: Romualdas Granauskas,
Regie: Almantas Grikevicius, LT 1977

Der Film handelt von der Zeit zwischen 1940 und 1945. Die Figuren finden sich in schwierigen Situationen wieder, in denen die Frage der Wahl unvermeidlich wird. Adomas Vainoras kollaboriert mit den Faschisten. Marius Nemunis und Petras Putrimas arbeiten mit den Sowjets zusammen und kämpfen gegen den Faschismus. Der Geschichtslehrer Gediminas nimmt für sich zuerst Neutralität in Anspruch, weil er die Schrecken des Krieges selber erlebt hat, wirft dann aber seine Lebensphilosophie über Bord und schließt sich den Kommunisten an. Er ist sicher, dass Litauen unter den Kommunisten unabhängig sein wird. Die weiblichen Charaktere sind fest in der Welt verankert, aber da sie nicht die Fähigkeit besitzen, sich die Zukunft vorstellen zu können, sind sie auch nicht in der Lage, irgendetwas zu planen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Männern zu gefallen. Das Schicksal der schönen Milda zeigt, wie Frauen nur von Gefühlen gesteuert, durch ihre Liebesaffären von den wichtigen Lebensentscheidungen abgelenkt werden. Milda schließt sich einmal den deutschen Faschisten an, dann wieder den litauischen Kommunisten, und bleibt dabei schließlich alleine.

Rieutu Duona / Nussbrot
Drehbuch: Saulius Saltenis,
Regie: Arunas Ebriunas, LT 1978, 70 min.

Die poetische Geschichte eines Mannes, der eine Erinnerungsreise in das Dorf seiner Jugend antritt, und dabei noch einmal den Abschied von der Kindheit, und den Beginn des wirklichen Lebens wieder erlebt. Der Junge Andrius und das Mädchen Liuka haben sich schon als Kinder ineinander verliebt. Weil ihre Eltern eine Streit hatten, wurden die beiden getrennt - wie Romeo und Julia. Liuka und ihre Eltern verlassen die Stadt. Andrius bleibt mit seinen Erinnerungen alleine. Viel später, in den Nachkriegsjahren, erinnert der Geruch einer Scheibe Nussbrot Andrius an seine Geliebte und an seine Kindheit. Die Geschichte dreht sich um seine erste Liebe, seine ersten Kontakte mit dem Leben, und den Menschen, die ihn umgeben. Eine Mischung aus Komödie und Farce mit lyrischen Momenten. Es geht um die erste Liebe, die einen einzigartigen Eindruck in der fragilen kindlichen Psyche hinterlässt, um die Gefühle, die eine unvergessliche ‚Spur’ hinterlassen: wie der Geschmack des Nussbrots, das nur zu besonderen Anlässen gegessen wird.

Mano Vaikystes Ruduo / Der Herbst meiner Kindheit
Drehbuch: Jonas Aputis,
Regie: Gytis Lukas, LT 1979

Die Geschichte spielt im Litauen der 70er Jahre. Benas, der Hauptdarsteller, ist ein junger hoffnungsvoller Mann, der möglichst schnell erwachsen werden und herausfinden will, was das Leben für Möglichkeiten bietet. Er ist sehr freundlich und offen, und hilft bereitwillig jedem im Dorf. Er fährt mit seinem Wagen in die Stadt, um zwei Landvermesserinnen abzuholen und in sein Dorf zu bringen. Während eines plötzlichen Gewitters finden sie Zuflucht unter einem Baum. Benas wird von der einen namens Vilija geküsst und verliebt sich in sie. Die Mädchen sind natürlich nur kleine Verführerinnen, und so bleibt Benas mit seinen Erinnerungen an diesen ersten Kuss alleine.

Velnio Sekla / Teufels Samen
Drehbuch: Vytautas Alakevicius,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1979, 68 min, Farbe

Ein litauisches Dorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Jonis ist der uneheliche Sohn eines unverheirateten Mädchens, der sein Leben lang nichts anderes als Herabsetzung und Spott erfahren hat. Fünf Jahre lang hat er bereits für den Stallbesitzer Banys gearbeitet, und immer noch keine Bezahlung erhalten. Als der Russisch-Japanische Krieg ausbricht, opfert Banys seinen Knecht, um die Pferde behalten zu dürfen. Jonis zieht in den Krieg, kehrt zurück, und erbt Banys' Eigentum, indem er die Witwe seines inzwischen verstorbenen ehemaligen Meisters heiratet. Obwohl er scheinbar alles erreicht hat, kann er das Leben nicht genießen. Sein Leben ist bitter, und er steht einer unwirtlichen Welt feindselig gegenüber. Der Spitzname aus seiner Kindheit - 'Teufelssaat' - scheint wie ein hartnäckiger Fluch auf ihm zu lasten. Er ist mit einer Frau verheiratet, die er nicht liebt, während die Frau, die er liebt, von ihm schwanger ist. So wird der Zyklus des unehelichen Bastards wiederholt. Beide weibliche Charaktere werden im Laufe des Geschehens wahnsinnig. Banys Witwe, die alt genug ist, um Jonis' Mutter zu sein, wünscht sich eine Schwangerschaft, die ihr Zusammensein in der Dorfgemeinschaft legitimieren würde. Seine wirkliche Geliebte bekommt ein illegitimes Kind, und da sie zu arm ist, um es zu ernähren, überlässt sie es der älteren Frau. So wird sie zum Opfer sozialer Verhältnisse, welche die Gemeinschaft in eine Klassen-gesellschaft verwandeln. Der Film erhielt den Ersten Preis des Sowjetischen Filmfestivals in Dushanbe 1980.

Arkliavagio Dukte / Pferdediebs Tochter
Drehbuch: Petras Dirgela, Rimantas Avelis,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1981, 81 min, Farbe

Die Geschichte erzählt vom Untergang der Pecurios, einer patriarchalen Bauernfamilie aus einem litauischen Dorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Regisseur hat ein überzeugendes Bild des täglichen Lebens, der Gebräuche der Menschen dieser Zeit geschaffen, während er gleichzeitig eine emanzipierte Frauenfigur zur Hauptdarstellerin machte. Die Ehefrau Pecurios verführt einen jungen Arbeiter, nachdem ihr Ehemann rekrutiert wird. Sie wird schwanger. Die Geschichte endet mit der Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg. Wahnsinn, Grausamkeit, und der Kodex patriarchaler Normen, der Kampf um die Macht - all diese Umstände führen die Familie schließlich in den tragischen Untergang. Der Film erhielt den Ersten Preis beim Filmfestival der Sowjetunion in Tallinn 1982 für die beste Literaturverfilmung.

Kelone I Roju / Reise zum Paradies
Drehbuch: Saulius Saltenis,
Regie: Arunas Zebriunas, LT 1981

Diese Geschichte basiert auf Motiven aus H. Zundermans Kurzgeschichte "Kelione i Tilze" ("Die Reise nach Tilsit"). Dies ist der fünfte Versuch einer Filmfassung, die berühmteste Version wurde im Vorkriegsdeutschland gedreht (Before Sunrise, F.W. Murnau). Der arme Fischer Ansas, seine Frau Indre und seine zwei Kinder leben im Dorf. Ihr Glück wird durch die Ankunft von Marta Anker zerstört, die eine reiche Witwe aus Tilsit ist. Marta tut alles, um das Herz des Fischers zu gewinnen. Durch Martas Annäherungen um seine Fassung gebracht, versucht Ansas seine Frau auf einer Reise nach Tilsit zu töten, aber stattdessen finden die beiden wieder zusammen. Trotzdem findet Ansas keinen Weg, mit seinen Gefühlen zu leben, und begeht Selbstmord. Die energische, reiche Marta, steht im Gegensatz zur devoten, passiven und gutherzigen Indre. Das Fazit aus dieser Geschichte ist, dass man als guter Katholik versuchen muss, seine Leidenschaften zu unterdrücken.

Faktas / Die Tatsache
Drehbuch: Vytautas Alakevicius;
Regie: Almantas Grikevicius, LT 1981

Dieses historische Drama rechnet mit dem Faschismus ab, indem es eine der tragischsten Episoden des 2.Weltkriegs nachzeichnet. Am 3. Juli 1944 verbrannten die Faschisten 119 Bewohner des Dorfs Pirciupiai bei lebendigem Leib - alte Männer, Frauen und Kinder. Der Film erzählt die Geschichte dieser Tragödie auf ungewöhnliche Weise. Es gibt keine traditionelle Handlung und keine Figuren. Der Film besteht aus den Zeugnissen der echten Überlebenden, und den Verhören der faschistischen Verbrecher. Wir werden mit Bildern der letzten Stunden der verurteilten Verbrecher konfrontiert, und hören die Stimmen der Zeitzeugen. Diese Geschichten werden mit Aufnahmen des heutigen Dorfes unterlegt. Hier sehen wir eine Welt, die durch den Alltag der Frauen bestimmt wird, wo Brot gebacken aufgeräumt, gebügelt, und gegärtnert wird. Die Schauspielerin Solovej erhielt 1982 in Cannes den Preis für die beste Nebenrolle.

Atsipraau / Tut mir leid
Drehbuch/Regie: Vytautas Alakevicius,
LT 1982, 96 min, Farbe

Die Geschichte findet in der heutigen Zeit in einem kleinen litauischen Dorf statt. Pranas, die Hauptfigur, kehrt nach langer Zeit wieder zurück, um denVerpflichtungen seinen Eltern gegenüber nachzukommen, und um über seine Zukunft nachzudenken. Die Stimmung des Films basiert auf Fragmenten der Begegnungen dieser Figur mit verschiedenen Szenarios. Nicht viel passiert, und doch geht es um Themen wie Einsamkeit, Freiheit, Liebe und Toleranz. Weder der Regisseur noch die Darsteller beschäftigen sich damit, philosophische Probleme des Lebens zu lösen, sondern sie sprechen diese Themen auf subtile Weise. Die weiblichen Charaktere geben nur einen Rahmen für eine Welt ab, die ansonsten den Männern gehört. Obwohl es die Figur der Ozelyte gibt, die durch ihre Selbstsicherheit und gleichzeitige Naivität unsere Zuneigung gewinnt, bleibt sie eine Außenseiterin, ihre einzige Möglichkeit, die 'Welt' dieses Regisseurs zu überleben.

Vasara Baigiasi Rudeni / Vasara Baigiasi Rudeni
Drehbuch: Romualdas Granauskas,
Regie: Gytis Luksas, LT 1982

Ein Psychodrama, dessen Schauplatz ein heutiges litauisches Dorf ist. Guy Vilius ist ohne seinen Vater aufgewachsen, der wegen eines Autounfalls eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Nach seiner Entlassung kehrt der Vater erst nach dem Tod seiner Frau nach Hause zurück. Vater und Sohn mieten ein Zimmer bei der Witwe Milda. Drei einsame Menschen unter einem Dach, jeder von ihnen sehnt sich nach menschlicher Wärme. Der Vater leidet wegen seiner Gefühle für Milda, aber er versteht, dass er sich dem Glück seines Sohnes nicht entgegenstellen darf. Ein trauriger und melancholischer Film, dessen Hauptthema der Konflikt zwischen Zeiten und Generationen ist : der Vater, der im Gefängnis sein Leben verloren hat, und der Sohn, der gerade sein Leben beginnt. Dieser Konflikt wird natürlich durch das Auftauchen der schönen jungen Witwe verschärft, deren Wesen von Misstrauen und Unsicherheit geprägt ist. Niemals scheint sie selbst eine Entscheidung zu treffen. Selbst als ihr eigener Hof durch die Pläne der Staatlichen Bewässerungsgesellschaft bedroht wird, kann sie sich zu keinem Handeln durchringen.

Jo Monos Ipaintas / Jo Monos Ipaintas
Drehbuch: Vytautas Alakevicius,
Regie: Almantas Grikevicius, LT 1984

In diesem zeitgenössischen Film, der in einer urbanen Umgebung spielt, hält Irena, eine Frau von 42 Jahren, Rückschau auf ihr bisheriges Leben. Sie hat nicht das Leben gelebt, das sie wirklich wollte. In ihrem Beruf fand sie keine Erfüllung, die Liebe zu ihrem Mann, dem Chirurgen Jonas, ist erloschen, und ihre Tochter wird dreizehn. Es scheint, als könnte Irena durch die Liebe zu Ricardas, dem talentierten Wissenschaftler, ein neues Leben beginnen. Sie will ihre Familie verlassen, aber dann stellt sich heraus, dass der Mann, den sie zu lieben glaubt, nur ein charakterloser Egoist ist. Während eines Picknicks an einem See stellt sie plötzlich fest, dass sie sich in einen zynischen, indifferenten Menschen verliebt hat, und dass sie dabei ist, ebenfalls so zu werden.

Mano Mayte Mona / Meine kleine Frau
Drehbuch: Rimantas Avelis,
Regie: Raimundas Banionis, LT 1984, 79 min

Eine moderne Liebesgeschichte, die von einem Mädchen mit einem starken Willen erzählt, das gegen soziale Vorurteile kämpft, und von einem jungen Mann, der ihr Herz gewinnt. Es geht um die Entwicklung der Persönlichkeit dieser jungen Frau, und um den Platz des jungen Mannes in ihrem Leben. Hier handelt es sich um eine neue Auflage des klassischen Märchens vom Aschenputtel, das seinem Prinzen begegnet.
Besonders daran ist der Umstand, dass dieser konventionelle Film, der die Rolle der Frau in Stereotypen zementiert, in einem Land wie Litauen entstand, das mehr als ein halbes Jahrhundert gegen Klassensysteme und Diskriminierung gekämpft hat.

Aminoj Viesa / Ewiges Licht

Drehbuch: Rimantas Avelis ,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1987, 89 min, Farbe

Die Geschichte trägt sich in einem kleinen litauischen Dorf in den 50er Jahren zu.
Die gesellschaftlichen Umwälzungen lassen sich am Symbol des Übergangs vom Pferd zum Traktor ablesen. Anicetas, ein Pferdezüchter, ist in Amile verliebt, ein Mädchen mit traumatischer Kindheit . Ihre eigene Großmutter rät ihm, sich von Amile fernzuhalten. Er hört nicht auf sie, und heiratet das Mädchen. Doch Amile verliebt sich in den Traktormechaniker Zigmas, der unter dem Verlust seiner Frau leidet, die ihn verlassen hat. Amile und Zigmas fühlen sich zueinander hingezogen; sie verstehen sich gut, sorgen sich umeinander, und finden auch sexuelle Befriedigung in der neuen Beziehung. Schließlich verlässt Amile Anicetas. Die Pferde und die überkommenen Technologien sind antiquiert. Die Regierung ordnet an, die Pferde zu schlachten. "Der Traktor," sagt einer der russischen Charaktere, "ist nun die neue Linie der russischen Politik." Anicetas, der den Verlust seiner Frau, und den Tod seiner Pferde nicht verkraftet, spielt mit dem Gedanken an Selbstmord.
Das Leben in diesem kleinen Dorf im sowjetischen Litauen scheint sich in "ewiger Finsternis" zuzutragen. . Offene Wunden, die nach dem Krieg nicht verheilt sind, verursachen neue Schmerzen, und Menschen verletzen sich gegenseitig, weil sie selbst auch verletzt wurden. Es ist nicht klar, ob es irgendeine Hoffnung gibt. Eine Figur bemerkt: "Wenn es ewige Dunkelheit gibt, muss es auch ewiges Licht geben."

Oles Aknys / Graswurzeln
Drehbuch: Vidmante Jasukaityte,
Regie: Gytis Lukas, LT 1988, 145 min.

Der Film handelt vom Schicksal einer Litauerin des 19. Jahrhunderts, von Liebe und Betrug, Verbrechen und Sühne, und dem Kampf der Nation um Unabhängigkeit. Das Drehbuch "Zoles saknys" ("Graswurzeln") von V. Jasukaityte verbindet verschiedene historische Begebenheiten, Vergangenheit und Gegenwart. Begegnungen zwischen Toten und Lebenden heben den Ablauf der Zeit auf. Mit den Worten einer Figur, "alles ist ewig und es gibt weder Anfang noch Ende."

Pabudimas / Erwachen
Drehbuch/Regie: Jonas Vaitkus, LT 1989, 121 min.

Der Film spielt zu Beginn der 40er Jahre. Der Stalinismus befindet sich auf seinem mörderischen Höhepunkt, und Litauen wird vom Faschismus bedroht. Das Leben hat unterschiedliche Pläne für die beiden Schulfreunde Pijus und Kazys, die einst das gleiche Mädchen geliebt haben. Pijus muss als führender KGB Offizier Kazys verhören, der inzwischen Anführer der litauischen Untergrundbewegung geworden ist. Kazys soll seine Geheimnisse enthüllen, dann darf er leben und zu seiner Frau zurückkehren. Andernfalls soll seine junge Frau gefoltert werden, die ein verwöhntes, fragiles Geschöpf ist, und natürlich unfähig zu heroischen Taten. Der Regisseur impliziert, dass jede Figur ihre eigenen moralischen Entscheidungen treffen muss, aber dass nicht alle das können. In fatalen Situationen kann ein Mann immer noch einer höheren Vorstellung folgen - eine Frau aber nicht.

Uvies Diena / Fischtag
Drehbuch: Liucija Aromaite,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1989, 84 min, Farbe

Dieses zeitgenössische Drama erzählt die Geschichte von Veronika, die eine emanzipierte Schriftstellerin ist, und versucht, ihren Platz im Leben zu finden. Sie hat einen langweiligen Job, ein kleines Apartment , das sie mit ihrem Freund Tadas teilt, über dessen Rolle in ihrem Leben sie sich nicht mehr ganz sicher ist. Zufällig liest Tadas einen ihrer Texte und erkennt sich selbst und ihre gemeinsame Geschichte darin wieder. Er empfindet die Darstellung seiner Person als beleidigend und respektlos. Veronika ist da anderer Meinung. Sie will kein domestiziertes Haustier sein, sondern ihre Freiheit. Ihre literarischen Fantasien sind für sie wichtiger als ihr Freund. Selbst als weder der Verlag, noch die Lektoren ihr irgendein Talent bescheinigen, kann sie nicht von ihrer Leidenschaft lassen. Obwohl auch in diesem Film die Frau, die sich emanzipiert, bestraft wird, weil sie die Rolle nicht einnehmen will, die von ihr erwartet wird, kann sie immerhin trotzdem so weiterleben, wie sie das will.

Mikais Ateina Ruduo / Herbst kommt in die Wälder
Drehbuch&Regie: R.Vabalas, LT 1990, 130min

Ein litauisches Dorf in den 30er Jahren. In dieser komplizierten Liebesgeschichte sind die Charaktere der Frauen dargestellt wie in Soap Operas: da ist die gerissene brünette Verführerin, die nicht nach den Gesetzen der Dörfler lebt, die nackt schwimmen geht und überhaupt macht, was sie will. Dann ist da die Inkarnation der naiven Blonden, die folgsam in die Kirche geht, und sich weigert, bei einem mutwilligen Dreiecksspiel mitzumachen. Das Ende allerdings unterscheidet sich von einer seichten Seifenoper: die 'gute' blonde Frau bekommt ihren Liebhaber nicht wieder zurück, und die mutwillige Brünette muss mit ansehen, wie dieser von der Hand ihres eigenen Mannes stirbt. Dieser Film suggeriert, dass für ein Frau die einzige sinnvolle Überlebensstrategie darin besteht, die Rolle der 'verdorbenen' Verführerin einzunehmen, anstatt die des passiven Opfers.

Bilietas Iki Tad Machalo / Ticket nach Taj Mahal
Drehbuch: Rimantas Savelis,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1990, 90 min, Farbe

Die Geschichte trägt sich 1946, zu Kriegsende in einem litauischen Dorf zu. Das Land hat gerade die deutsche Besatzung kaum überstanden, und muss sich nun dem stalinistischen Terror unterwerfen. Fabijonas, der Bauer, träumt von Indien und dem Taj Mahal. Aber in derWirklichkeit des sowjetischen Alltags ist kein Platz für derartige Fantasien. Menschen werden für solche Träume bestraft. Am meisten von allen leidet allerdings die Frau des Bauers. Ihr ganzes Leben ist der Sorge um ihren Mann und den einzigen Sohn gewidmet. Nun ist all dies plötzlich gefährdet. Einer der Untermieter in ihrem Haus ist ein russischer Offizier, der seine russische Geliebte mit nach Hause bringt. Bald darauf verlässt er sie, die Bäuerin hat Mitleid und erlaubt ihr zu bleiben. Die Russin ist hinter dem Bauern her, doch der interessiert sich nur für seine Fantasien. Es stellt sich heraus, dass die Russin eine Agentin des KGB ist, und den Ehemann in der Wirklichkeit letztendlich doch noch trifft, und zwar in einer Zelle des KGB, wo er gefoltert wird.

Veris, Kylantis I Juros / Das Biest, das aus dem Meer steigt
Drehbuch&Regie: Vytautas Alakevicius,
LT 1992, 102 min

Dieses Drama, das in Leningrad in den 20er Jahren stattfindet, erzählt die Geschichte von Sofia und Trofim, einem kinderlosen Paar, das eine kleine Waise aus der Nachbarschaft bei sich aufnimmt. Nach einiger Zeit bemerkt Sofia, dass sich zwischen ihrem Mann Trofim und der heranwachsenden Tochter etwas Eigenartiges abspielt. Nach kurzer Zeit lieben sich die beiden sogar in ihrer Gegenwart völlig schamlos. Sofia erträgt diese Demütigung schweigend. Im Herbst steigt das Wasser des Flusses Nevam und ihr Kellerapartment wird überflutet. Plötzlich passiert etwas mit Sofia. Sie kauft eine Axt und tötet ihre Adoptivtochter. Sie beseitigt alle Spuren, bringt die Leiche weg und vergräbt sie. Sofia gibt vor, dass das Mädchen verschwunden ist, und Trofim gibt bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf. Das Leben des Paares geht wieder seinen alten Gang. Schließlich wird Sofia schwanger. Nach der Geburt befindet sie sich in einem postnatalen Schock, und gibt im Krankenhaus ihr Geheimnis preis. Doch Trofim nimmt die Schuld auf sich. Der Film erhielt den Zolotoy Vityaz Preis beim Internationalen Film Festival in Moskau, 1992, und den Yantarny Panther beim Internationalen Filmfestival in Kaliningrad, 1994.

Ir Jis Pasake Jums Sudie / Und er sagt Lebwohl
Drehbuch&Regie: A.Iukta, LT 1993, 90 min

Ein Psychodrama, das im heutigen Litauen stattfindet. Durch einen Autounfall hat Marius sein Gedächtnis verloren. Er kann sich weder an seine Frau und seine Kinder, noch an sein Zuhause und an seinen Arbeitsplatz erinnern. Er findet sich in einem Sanatorium wieder, in einer ungewohnten Umgebung, unter lauter merkwürdigen Menschen und versucht, seinen Zustand zu überwinden. Aber er schafft es nicht, in die zivilisierte Welt zurückzukehren. Maria, seine Freundin, versteht nicht, was mit ihrem Geliebten geschehen ist. Marius hat das Gefühl, dass er in einem seltsamen Traum lebt, in dem die Wirklichkeit sich langsam in Wahnsinn verwandelt. Am Ende findet er die schmerzhafte Wahrheit über sein eigenes Leben heraus, und entscheidet sich, ein Mann ohne Vergangenheit zu sein, und bleibt, wo er ist.

Vilko Dantu Karoliai / Ein Wolfszähnehalsband
Drehbuch: Algimantas Puipa, Rimantas Avelis,
Regie: Algimantas Puipa, LT 1997, 97 min

Der Künstler Tadas lebt in einem kleinen Dorf, und befindet sich im Besitz einer seltsamen Reliquie. Dabei handelt es sich um eine Kette aus Wolfszähnen, die ihm sein Vater hinterlassen hat. Sie stammt aus Sibirien, und stellt ein Symbol für die Deportation seines Vaters dar, der - so wie tausende andere Unschuldige auch - dorthin verschleppt wurde. Der Anblick dieser Kette versetzt Tadas wieder in die Zeit seiner Kindheit und Jugend. Er lebt mit seiner Mutter, die als Frau eines Deportierten aus der Dorfgemeinschaf t ausgeschlossen ist, in großer Armut. Da seine Mutter nicht in der Lage ist, für seine Ernährung und Erziehung zu sorgen, wird er zu seiner Großmutter Ieva-Marija und zu seinem Onkel Jokubas gebracht. Dort verbringt er die schönsten Jahre seiner Kindheit . Tadas erinnert sich an Ieva-Marijas Märchen, an Kastulis, der vom Blitz getroffen wird, an die Briefe, die sein Vater ihm aus Sibirien schrieb. Er sehnt sich nach seinem Vater, er erkennt seine eigenen Fehler, und die Vergehen, die er selbst an anderen verübt hat.

Menulio Lietuva / Lunares Litauen
Drehbuch: Saulius altenis,
Regie: Gytis Lukas, LT 1997, 100 min, Farbe

Die Handlung spielt in einem litauischen Dorf in der Nachkriegszeit . Manche der Einwohner arbeiten mit der sowjetischen Besatzung zusammen, andere kämpfen verzweifelt um ihre Freiheit und warten auf Hilfe aus dem Westen. Im Zentrum der Geschichte steht der Trinker Rapolas Pulmonas, der den hiesigen Laden mit Brot versorgt. Er hat viel mit dem KGB Offizier Pernaravicius zu tun, aber auch mit dem Widerstandskämpfer Jezus. Dann gibt es noch die junge Lehrerin Angele, die mit allen gut auskommt. Nicht nur der Kollaborateur Pernaravicius liebt sie verzweifelt. Jonelis Ivanovas, ein ehemaliger russischer Soldat, dessen Leben sie während der deutschen Besatzung gerettet hat, Jesuz, der später in ihren Armen sterben wird, der minderjährige Sohn des Schulvorstehers, und auch dieser selbst, der ursprünglich die moralischen Standards der Lehrerin überprüfen sollte, sind verliebt in sie. Den Figuren widerfahren verschiedene Schicksale: manche verlassen Litauen, manche sterben am Alkohol, manche werden umgebracht. Aber natürlich überlebt die Figur der Angele ... sie vergibt und vergisst.

Moteris Ir Keturi Jos Vyrai / Eine Frau und ihre vier Männer
Drehbuch&Regie: Algimantas Puipa, LT 1994

Eine litauische Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine Frau heiratet in eine Familie ein, die aus drei Männern besteht. Ihr Ehemann lebt mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder zusammen. Der Ehemann macht sich verdächtig, indem er eine große Summe Geld leiht und dann verschwindet. Der Vater muss ins Gefängnis, denn er hat für die Summe gebürgt. Die Frau bleibt mir ihrem Sohn beim jüngeren Bruder des Ehemanns. "Ihr lebt in Sünde unter dem gleichen Dach, also heiratet besser", sagt der Vater. Sie stimmen zu. Doch jeder muss seinen Preis bezahlen. Sie vermisst ihren verschwundenen Ehemann immer noch, und fühlt sich schuldig, weil sie das Bett mit seinem Bruder teilt. Der Bruder kann seine Minderwertigkeitsgefühle nicht loswerden. Am Ende des Films kehrt der Ehemann zurück, und ihre Ehre ist wiederhergestellt. Obwohl der Film Ende des 20. Jahrhunderts gedreht wurde, suggeriert er moralische Standards und ein Frauenbild, das noch aus dem vorigen Jahrhundert stammt.

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