Revival Field

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Revival Field (USA, 1990 - 93)

Revival Field (1990 - 93) entstand an einem Wendepunkt von Chins künstlerischer Biographie. Nach der Realisierung einer Museumsausstellung, deren konzeptuelle Anordnung Themen wie die Untersuchung und Darstellung von Zusammenhängen und Divergenzen zwischen Modellen alchimistischer Transformationen im östlichen und westlichen Denken reflektierte, entschloss Chin sich, diese Art von künstlerischer Praxis einzustellen, um eine Zeitlang subjektiven 'Forschungen' und Fragestellungen nachzugehen. Diese 'Forschungen' setzten sich besonders mit der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft auseinander. Chin wollte die Resultate und Prinzipien seiner Untersuchungen direkt in den Prozess der Entwicklung einer ´Skulptur´ selbst einfließen lassen. Er begann, mit Pflanzen zu arbeiten, die in der Lage sind, verseuchten Böden Metallstoffe zu entziehen. Durch die Beschäftigung mit den biologischen Faktoren der Transformation, die sowohl auf alchimistische wie auch auf metaphorische Prozesse verweisen, kehrte Chins Interesse an der Wiederbelebung einer eigenen künstlerischen Praxis zurück. Auch darauf bezieht sich der Titel des ersten neuen Projekts aus dem Jahr 1990: Revival Field, das ein avanciertes Modell künstlerischer Praxis darstellt.

Siehe "Class Reading: Revival Field" www.soils.wisc.edu/...

Siehe auch Interview mit Mel Chin

Innerhalb dieses Projekts beschäftigt der Künstler sich mit Problemen der Wiederherstellung und Erhaltung ökologischer Systeme, die gleichzeitig auch Gedankenmodelle darstellen. Diese Systeme verweisen auf die Problematik der Zerstörung von Lebensräumen, aber auch auf die Möglichkeit regenerativer Eingriffe, wie beispielsweise der Wiederherstellung und Bewahrung von Biodiversität.

'Hyperakkumulatoren'

Das Projekt beschäftigt sich mit einer ungewöhnlichen Pflanzenart, die man als'Hyperakkumulatoren' bezeichnet. Dieser Begriff bezieht sich auf eine besondere Eigenschaft dieser Pflanzen, die in der Lage sind, dem Boden Schwermetallrückstände zu entziehen. So können sie eingesetzt werden, um von Schadstoffen verunreinigtes Erdreich auf natürliche Weise zu regenerieren. Mel Chin erforschte diese Hyperakkumulatoren in enger Zusammenarbeit mit Rufus L. Chaney, Wissenschaftler im United States Department of Agriculture. Die Pflanzen wurden erstmals auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie names "Pig's Eye Landfill" (St. Paul, Minnesota) gepflanzt, um diesen verunreinigten Landstrich von Kadmium-, Zink- und Bleirückständen zu befreien. Der Ort war auf der National Priority List for the US Environmental Protection Agency Cleanup verzeichnet, und wurde deshalb für dieses erste Experiment ausgewählt.


Siehe: Don Krug "Art &Ecology, Ecological Restoration, Revival Field" (www.getty.edu/...)

Kunst+Wissenschaft

Revival Field war in vieler Hinsicht ein einzigartiges Unternehmen. Da es sich um ein 'Kunst'- Projekt handelte, konnten zahlreiche ansonsten unüberwindliche bürokratische Hindernisse umgangen werden, die es bis dahin unmöglich gemacht hatten, Zugang zu den Pflanzen zu gewinnen, um diese in Feldversuchen studieren zu können. Innerhalb der Bedingungen eines Kunstprojekts konnten sie jedoch erstmals außerhalb eine Labors unter wirklichen Verhältnissen zum Einsatz gelangen. Die daraus gewonnenen Daten wurden in wissenschaftlichen Magazinen publiziert. In Zusammenarbeit mit Prof. Chaney und mit Unterstützung des Walker Art Centers experimentierte der Künstler zwischen 1990 und 1993 mit diversen dynamischen und ineinander übergreifenden ökologischen, aber auch gesellschaftlichen Prozessen. So kombinierte Chin verschiedenste biologische und kulturelle 'Materialien' innerhalb einer Modellökologie.
Siehe 'art+science on Mel Chin' (www.satorimedia.com/fmraWeb/chin.htm)

Die Ästhetik des gesamten Projekts war untrennbar mit dessen inhärenten Prozessen der Transformation verbunden. Chin definiert die ökologische Skulptur als den Vorgang, durch welchen das verschmutzte Erdreich von den Pflanzen ´skulptural´ verwandelt und so zu einem ästhetischen 'Produkt' wird, zu einem reanimierten ökologischen System. Die 'Skulptur´ verweist aber auch auf mögliche Gefahren, auf die Potentiale von Verletzung und Tod, die durchaus des Resultat gängiger industrieller Praktiken sein können. Gleichzeitig aber zeigt sich die Möglichkeit, beschädigte Öko-Systeme durch Nutzung natürlicher Ressourcen wiederzubeleben. Die Pflanze selbst wird dabei zum Katalysator von Informationen und Daten, die so vom universitären bis zum künstlerischen Bereich verschiedenste Öffentlichkeiten miteinander verbindet.
Siehe auch Interview mit Mel Chin