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Missing Link
19 / 04 / - 28 / 06 / 2002
Ausstellung / DiskussionÜberblick und Dokumentation der Arbeiten
Hutobjekt Asyleum (1976)
der Wiener Arbeitsgemeinschaft “Missing Link” (1970-80)
Arbeitsbericht Projekte 1970 – 72
Karl 365 (1971)
16. November: Eine Utopie in neun wirklichen Bildern (1972)
Treffen auf dem Feld (1972)
Via Nostalgia: Straßenarbeit (1972/73)
STtilleben Weltatrappe (1972/73)
Die andere Seite (1973)
Die verstoßene Stadt (1974)
Asyleum – Großes Hutobjekt (1976
Via Trivialis Fünf Aspekte zur Straße
Wiener Studien
Comments in Architecture (1980)Das Hutobjekt stand im Sommer 1976 auf dem Wiener Naschmarkt und 1977 als Pavillon eines Kinderspielplatzes im Wiener Prater.
Hut auf dem Kopf
Dach auf dem Haus
Turm über der StadtEin Alltagsrequisit wurde vergrößert zu einem überdimensionalen, begehbaren Objekt.
Im Inneren des Hutes zeigt eine Fotoserie das Leben und die Quartiere von Menschen, die in jeder großen Stadt lebten und leben, für die der Hut auf dem Kopf identisch mit dem Dach über dem Kopf ist. Diese Fotos entstanden im Sommer 1908 in den Schächten der Sammelkanäle und im Gewölbe des Wienflusses um und unter dem Wiener Naschmarkt.
1908 begann Franz Joseph I. das siebente Jahrzehnt seiner Regentschaft. In der österreichischen Reichshälfte der Monarchie wurde das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht für Männer eingeführt.1908 schrieb Karl Kraus in der "Fackel“ u. a. "Apokalypse“ und "Von den Sehenswürdigkeiten“, Adolf Loos verfaßte "Ornament und Verbrechen“.
Die Regulierung des Wienflusses war mit der Einwölbung beim Stadtpark abgeschlossen. Das Netz der Wiener Stadtbahn war seit zehn Jahren in Betrieb. Ebenfalls seit 10 Jahren standen die Wohn- und Geschäftshäuser Otto Wagner an der Linken Wienzeile, ebenso die Jubiläumshäuser in Ottakring, errichtet aus der "Stiftung für Volkswohnungs- und Wohlfahrtseinrichtungen“, welche die Bautätigkeit Wiens "zugunsten der minderbemittelten Bevölkerung auf das Wohltätigste beeinflussen sollte“. 1908 beherbergte das Obdachlosenasyl der Gemeinde Wien rund 60.000 Menschen.
Emil Kläger berichtet in seinem "Wanderbuch aus dem Jenseits“:
"Der Aufenthalt auf den fliegenden Brücken – einem Schachtsystem unter dem Naschmarkt – ist verhältnismäßig erträglicher als überall sonst. Zahlreiche viereckige Schächte führen von hier aus direkt auf die Straße, wo sie durch Kanalgitter abgeschlossen sind, und vermitteln die stete Zufuhr frischer Luft .... Die Strotter pflegen in diesen Gängen zu nächtigen ... Überall liegt hier altes Eisen in verschiedenen Formen herum, und über jedem dieser Haufen sind die Namens-Initialen des Eigentümers in großer Schrift an die Mauer gemalt.“Carol Reed setzte 1949 im Dritten Mann dem Bauch von Wien ein filmisches Denkmal. In gewisser Weise wurde damit eine Schattierung der Subkultur der Stadt ähnlich populär und nach außen signifikant wie deren Hochkultur: "Harry Lime“ gehörte zum Heurigen wie "The Horses“ zur Hofburg.
Aus: Wiener Studien Missing Link , 2. Auflage Juni 1980